mobile zeitgeist: Die Digitalisierung in der Schule ist ein Punkt Ihrer „Big 5“. Gibt es in diesem Bereich für Sie auch internationale Vorbilder oder Best Practices?
Simone Fleischmann: Viele Länder haben sich im Bereich Digitalisierung und Schule schon länger auf einen nachhaltigen Weg gemacht als das in deutschland der Fall ist. Dabei gibt es Beispiele die sehr interessant sind, aber auch welche die wir in Schule und bildung eher vermeiden sollten.
In den Niederlanden beispielsweise wurde der Prozess der Digitalisierung und Schule immer auch kritisch begleitet durch die Frage: wo sind digitale medien im Unterricht tatsächlich sinnvoll und wo sind sie hilfreich für das Lernen der Schülerinnen und Schüler. Hier haben vor allem die Schulen selbst die entwicklung vorangetrieben. Das ist möglich, weil dort den Schulen eine große Autonomie besitzen und dadurch entscheiden können, welche Geräte angeschafft werden oder welche Konzepte der Digitalisierung auf die einzelne Schule passen. Konsequenz: Die Akzeptanz digitaler Medien im Unterricht ist in den Niederlanden sehr hoch, bei allen Akteuren. Und sehr viele Lehrkräfte nutzen digitale Medien als Hilfsmittel.
In Australien werden Lerninseln statt Klassenzimmer geschaffen
In Finnland werden Reformen im schulischen Bereich der Digitalisierung sehr entspannt aufgenommen. Hier sind das vertrauen und der Mut der Lehrkräfte und Schulen hoch, was auch an oftmals guten Rahmenbedingungen liegt. In Australien gibt es gute digitale Ansätze die die Architektonik einer Schule mit in den Blick nehmen. Es werden Lerninseln statt Klassenzimmer und eine flexible Raumgestaltung im Zuge des Wandels geschaffen. Dänemark war ein mutiger und experimentierfreudiger Vorreiter, was den einsatz von digitaler Medien im Schulunterricht angeht. Hier wurde früh erkannt: Wer auf Digitalisierung setzt, muss auch die Rahmenbedingungen für einen komplikationsfreien, digital unterstützten Unterricht schaffen. In Kanada sollen vor allem auch benachteiligte kinder und jugendliche mit Hilfe digitaler Mittel gefördert und unterstützt werden.
Es gibt also viele gute Beispiele auf die wir schauen können. Allerdings bin ich der Meinung, dass wir nicht einfach kopieren sollten, denn das wird nicht gelingen. Wir brauchen passgenau Lösungen für unsere Schulen vor Ort. Nur so werden wir es schaffen, dass die Schulen, die Kinder und die Lehrerinnen und Lehrer davon profitieren.
mobile zeitgeist: Was sind Ihre Hoffnungen und Wünsche für die kommende Entwicklung?
Simone Fleischmann: Mein Wunsch ist, dass endlich Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Lehrerinnen und Lehrer digitale Bildung in ihren Schulen bestmöglich umsetzen können. Es braucht jetzt konkrete und verlässliche Zusagen und konkrete Maßnahmen. Das politische Rumgeeiere muss aufhören! Davon würden vor allem diejenigen profitieren um die es hier letztendlich geht: die Kinder und Jugendlichen.
mobile zeitgeist: Herzlichen Dank für diesen Austausch!
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