Neue Ausgangssperren und Hygieneregeln befeuern den Online Handel rund um den Globus. Immer mehr Menschen wählen den Kauf ihrer Waren im Internet während in den Innenstädten ein Geschäft nach dem anderen verschwindet. Lediglich die großen Einkaufszentren am Rande der Stadt erhalten noch genügend Zulauf.
Bei Amazon klingeln die Kassen
In Anbetracht der derzeitigen Bestellwelle will der Amazon Riese im vierten Quartal 2020 erstmals die Umsatzmarke von 100 Milliarden Dollar knacken und kann es sogar deutlich darüber hinausschaffen. In seiner 26-jährigen Daseinsgeschichte hat sich der Gewinn auf 6,3 Milliarden Dollar allein im dritten Corona Quartal verdreifacht. Es ist nicht mehr zu übersehen, wie unsere Lebenswelt sich immer mehr hin zur digitalen Welt verändert.
Massensterben der Kleinhändler
Was bedeuten Innenstädte für Menschen heute noch? Schon vor Corona gab es ein Massensterben der Kleinhändler. Alles was in der alten Welt Identität und Kultur gestiftet hat, was Gemeinschaft, Austausch und Zusammenhalt gebracht hat verlagert sich immer mehr in Richtung WWW. Heutige Innenstädte sind überzogen von seelenlosen Ketten. Die beseelten kleineren Geschäfte können mit den großen nicht mithalten und müssen reihum das Handtuch werfen.
Bequemes Online Shoppen und die Folgen
Aber nicht nur der Onlinehandel, auch der privatisierte, für viele Menschen hochpreisige ÖNPV und Debatten um Luftverschmutzung, CO2 und Dieselfahrzeugen sowie die teils desaströse Parkplatzsituation, halten die Bewohner von einem Einkauf in der City fern. Der Marathonlauf in ein Fachgeschäft in der City kommt für viele bereits aus Zeit- und Kostengründen nicht mehr in Frage. Auf dem Sofa liegend, Netflix schauend schnell einen Button auf dem Handy gedrückt und am nächsten Tag die Ware auf der Fußmatte liegen zu haben, ist verständlicherweise bequemer.
Diese Bequemlichkeit tut der Umwelt aber nicht gut: Denn während die kleineren Geschäfte vor Ort aufgrund der starken Online-Affinität um ihre Existenz fürchten müssen, schadet das Online-Geschäft der Umwelt massiv. Rein rechnerisch produziert jeder Deutsche pro Jahr über 200 Kilogramm an Plastik- und Verpackungsmüll. Jahr für Jahr entstehen in Deutschland über 17 Millionen Tonnen an Verpackungsmüll. Gemäß den Angaben der DHL verbraucht eine Paket-Auslieferung mit dem Transporter 500 Gramm CO2. Jährlich werden alleine in Deutschland rund 290 Millionen Pakete als Retoure an die Händler zurückgesendet und verursachen zusätzlich über 140.000 Tonnen CO2.
Wandel akzeptieren oder für ein Kulturgut kämpfen?
Einige Experten fordern eine Online Steuer von bis zu 25 % auf Konsumgüter, damit der Einzelhandel günstiger anbieten kann als der Versandhandel. Dabei ist die Frage, ob man sich diesem Wandel noch irgendwie entgegenstellen kann / möchte und ob wir ein Stück Identitätsverlust mit unserem Konsumverhalten der Umstände geschuldet billigend in Kauf nehmen.
Viele Kommunen warten auf dem Papier mit tollen Strategien zur Innenstadtbelebung, für die Umsetzung fehlt häufig das Geld und Jeff Bezos reibt sich derweil die Hände und erwartet für das wichtige Schlussquartal mit dem Weihnachtsgeschäft „mehr Kunden denn je“ und eine „beispiellose Weihnachtssaison“.
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