Seit Corona haben Online Meetings und generell jede Art von Online-Kommunikation rasant an Bedeutung gewonnen. Verzeichnete Zoom im Dezember 2019 noch 10 Millionen Nutzer, hat sich diese Zahl im April 2020 verdreißigfacht auf 300 Millionen Teilnahmen täglich!
Auch wenn die Nutzerzahlen über den Sommer wieder etwas gesunken sind, so haben sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber die Vorteile von Homeoffice und Videokonferenztools erkannt. Online perfekt zu präsentieren und Menschen bei virtuellen Meetings zu überzeugen wird auch in Zukunft ein Erfolgsfaktor bleiben.
Videokonferenzen brauchen weniger Vorbereitung als persönliche Meetings, oder?
Weil im Homeoffice sowieso alles viel lockerer ist, angefangen vom Dresscode bis zur Einteilung der Arbeit, glauben viele Menschen, dass auch eine Videokonferenz keiner besonderen Vorbereitung bedarf. Ein paar Powerpoints geschrieben, den Bildschirm geteilt und das Ganze mit ein paar Erläuterungen vorgelesen – passt, oder?
Leider ist es aber genau andersherum. Durch die Online-Kommunikation geht viel Information verloren, die sonst über Mimik und Gestik transportiert wird. Eindeutige Botschaften sind umso wichtiger, gerade wenn man es mit winzigen Sprecheransichten neben einer bildschirmfüllenden Powerpoint Präsentation zu tun hat.
Letzte Woche hatte ich ein Coaching mit dem Sales Manager eines Konzerns. Er hatte einen Termin für eine Videokonferenz mit seinem Vorstand aufs Auge gedrückt bekommen. Dort sollte er erklären, warum die neue Strategie zwar noch keinerlei Früchte trägt, aber trotzdem genau die richtige ist. Außerdem wollte er beim Vorstand bewirken, dass seine Vertriebsabteilung jetzt so schnell wie möglich noch mehr Personal bekommt, um die Ziele zu erreichen. Wohlgemerkt, mehr Geld für eine Strategie, die sich nach 9 Monaten noch nicht spürbar auf die Unternehmenszahlen ausgewirkt hat! Dieser Manager hatte ein Speaker-Coaching bei mir gebucht.
Ohne gute Dramaturgie nützt auch perfektes Präsentieren nicht viel
Wir waren uns sehr schnell einig, dass der Erfolg weniger vom Präsentieren als mehr von diesen drei Punkten abhängen wird:
1. Wer ist mein Publikum?
2. Was ist meine Wirkungsabsicht?
3. Wie lautet meine Kernbotschaft?
An diesen drei Punkten haben wir intensiv gearbeitet. Denn daraus entwickelt sich die Dramaturgie der Präsentation oder neudeutsch das Storytelling. Mein Workbook zur Dramaturgie „Der rote Faden“ können Sie sich kostenlos auf meiner Website herunterladen.
Im Intro zu seiner Präsentation ging der Sales Manager auf die unausgesprochenen Fragen und Sorgen seines Publikums ein: Der Vorstand erwartete Zahlen. Schöne Zahlen. Doch die konnte mein Kunde nicht liefern. Noch nicht.
Mit den hochgesteckten Zielen vor Augen machte es aber keinen Sinn, um den heißen Brei herum zu reden. Also stieg er mit einer direkten Frage ein, die gleich auf’s Böse zielte:
“Seit Anfang des Jahres sind wir mit der neuen Strategie unterwegs. Was denken Sie, wie viele neue Kunden und Partner haben wir seitdem an Bord?”
Seine Wirkungsabsicht mit dieser Frage war, sofort die volle Aufmerksamkeit des Vorstands zu provozieren und in den weiteren Ausführungen ein Verständnis für die aktuelle Situation zu erreichen.
Das Entscheidende war dann die Ausformulierung der Botschaft.
Wie oben schon erwähnt, verlieren sich Botschaften in Videokonferenzen häufiger als im persönlichen Gespräch. Zudem tendieren Mitarbeiter dazu mit Vorgesetzten vorsichtiger, geradezu beschönigend zu sprechen. Das verwässert die Botschaft noch zusätzlich. Es reicht auch nicht, die Kernbotschaft ein- bis zweimal zu erwähnen.
Wenn man so ambitionierte Ziele hat wie in unserem Beispiel, muss gerade am Ende einer perfekten Präsentation ein ganz klarer Call-to-Action kommen, eine eindeutige Handlungsaufforderung. In unserem Beispiel lautete die: “Wir brauchen weitere Mitarbeiter im Vertrieb, sonst schließt sich das Zeitfenster für den Markteintritt. Wir haben jetzt noch die einmalige Chance für unser Produkt starke Partner zu gewinnen. Tun wir es jetzt, bevor es andere tun!”
Die Kernbotschaft als Call-to-Action online perfekt präsentieren
Die Kernbotschaft muss so klar rüberkommen, damit am Ende keiner sagen kann, er hätte “den Schuss nicht gehört”. Das Ziel der Präsentation ist, dass die richtigen Menschen danach die richtigen Dinge veranlassen. Um dieses Ziel zu erreichen, können Sie noch folgende Techniken anwenden, um Ihre Online-Präsentation zu perfektionieren:
- Fokussieren Sie die Kamera, wenn Sie sprechen und nicht Ihr Gegenüber auf dem Bildschirm. Das können Sie tun, wenn Ihr Gegenüber spricht. Nur, wenn Sie in die Kamera schauen, sieht das für Ihr Gegenüber so aus, als würden Sie ihm in die Augen sehen.
- Verwenden Sie kurze, prägnante Sätze, klare Aussagen und einen eindeutige Wortwahl. Diese Eindeutigkeit erreichen Sie nur durch gute Vorbereitung.
- Teilen Sie den Bildschirm mit Ihrer Präsentation nur wenn nötig. Schalten Sie, wenn es passt, zwischendurch auf Sprecheransicht und dann siehe oben “Fokussieren”.
In meinem Beitrag zur Online-Performance erkläre ich noch weitere Techniken, um online perfekt zu präsentieren und gebe Tipps zu Mikro, Licht und Kamera.
Und wie ist es für den Sales Manager ausgegangen? Wir haben uns gemeinsam gefreut, dass die Videokonferenz optimal für ihn gelaufen ist. Er konnte den Vorstand überzeugen und bekommt jetzt das gewünschte zusätzliche Personal.
Titelbild: Speaker Coaching mit Matthias Messmer ©Peter Gerstbach
Vielen Dank für den interessanten Artikel und die praktischen Tipps. Leider helfen auch die besten Tipps nichts, wenn wie bei meiner letzten Online-Präsentation der Internet-Provider für eine Stunde einen Totalausfall hat… Für dieses Problem müssen wir wohl noch irgendwann eine praktikable Lösung finden ;)disabledupes{4b4b0a675dbc00b1fb07adb5700a903a}disabledupes
Hallo Mathias,
was ein schöner Artikel von dir. Die Inhalten sind echt gut zusammengefasst und gut auf dem Punkt gebracht.
Ich freu mich mehr von dir zu lesen.
Beste Grüße
Winfried