Manchmal hat man den Eindruck, bei den mobilen Entwicklungen wäre nichts mehr los. Nichts wirklich bahnbrechend Neues mehr, Innovationen wie Virtual Reality oder Sprachassistenten werden medial gehypt, aber im Massenmarkt kommen sie nicht so recht an. Eine W&V titelt dann schon einmal „Mobile Innovation: Mehr Flaute als Hype“.
Grund für diese pessimistische Sicht ist die aktuelle, siebte Auflage des „Global Consumer Survey“ von den Beratern von Deloitte. Diese Studie bescheinigt einigen neuen Themen noch einen weiten Weg. Doch ist das wirklich so ungewöhnlich? Auch die Horizont titelt dazu „Von Disruption kann zurzeit keine Rede sein“ und zitiert damit Andreas Gentner, einen der Macher der Studie. Zeigt Mobile mehr Flaute als Innovation?
Schaut man sich alle Aspekte an, die Deloitte für die deutsche Zusammenfassung heraus gegriffen hat an (in der Grafik fett), sieht es gar nicht so schlecht aus:
- IoT auf dem Vormarsch (+)
- Email bleibt wichtig (+)
- Video auf dem Smartphone boomt weiter (+)
- VR noch nicht im Massenmarkt angekommen (-)
- Sprachassistenten werden noch nicht viel genutzt (-)
- 5G ist für viele Mobil-Nutzer noch uninteressant (-)
All das überrascht wenig. Schauen wir also mal bei den drei negativen Punkten, warum das wohl so ist:
Virtual Reality noch kein Massenmarkt
Wir wissen, dass sich ein Gerätemarkt nur langsam entwickelt. Ja, sogar das Smartphone hat mehrere Jahre bis zum Massenmarkt gebraucht, auch wenn es in der Rückschau immer so wahnsinnig schnell aussieht. VR-Brillen sind neu, noch teuer und viele Geräte auch technisch qualitativ noch nicht dort, wo sie sich jetzt hin bewegen. Nichts Neues bei einer neuen Geräteklasse, zumal dies Devices sind, die nur eingeschränkt nutzbar sind, ganz im Gegensatz zum Smartphone, das wir überall mit hinnehmen und nutzen.
Werden wir also irgendwann alle eine VR-Brille zu Haus (!) haben? Ja, wahrscheinlich, wenn auch nicht sprichwörtlich „Alle“, aber die meisten.
Sprachassistenten kaum genutzt
Es gibt sie schon eine ganze Weile, aber durch Amazons Alexa, die einen konkreten Nutzungskontext anspricht, kam neuen Schwung in diesen Markt. Gerade jetzt wird dieser Markt verteilt, viele große und kleine Anbieter drängen hinein. Die Nutzer hingegen fremdeln noch ein wenig mit der Sprachsteuerung. Das liegt unter anderem daran, dass tatsächlich die Sprache in manchen Kontexten nicht die beste Wahl für die Interaktion mit einem Device oder Service ist.
Darüber hinaus sind wir das Tippen gewohnt und wir brauchen lange, unsere Gewohnheiten zu ändern. Schaut man z.B. nach Asien sieht man, dass dort auch Messenger überwiegend mit kurzen Sprachnachrichten genutzt werden. Etwas, was hier in Deutschland nur sehr wenige tun. Doch auch bei uns wird sich das ändern, mit mehr Angeboten, die eine optimale User Experience bieten.
Was mich dazu bringt, dass auch viele Sprachassistenten – Alexa eingeschlossen – heute in vielen Fällen eben noch nicht ausgereift sind und einen schon mal zu Weißglut bringen können, weil sie nicht das tun, was wir ihnen doch ganz eindeutig aufgeben. Denken wir. Die sprach-basierte Mensch-Maschine-Interaktion braucht noch etwas mehr Zeit, bis sie insb. für uns Menschen optimal läuft. Und dann klappt es auch mit dem Nutzer.
5G für Nutzer noch uninteressant
Zunächst wird wohl manch Befragter schlicht mit den Schultern zucken, weil er nicht weiß, was 5G sein soll. Dann wird er sagen: Ja, wäre schon schön, wenn das Netz mobil auch schnell wäre. Begeisterung kling anders.
Allerdings ist, neben der Geschwindigkeit, auch der Preis für die mobile Internetnutzung entscheidend, ob jemand breitbandige, großvolumige Dienste nutzen will. Das Preisniveau in Deutschland ist im Vergleich zu anderen Ländern hoch und Nutzer befürchten eher noch höhere Kosten durch schnellere Verbindungen. Dass da die Begeisterung keine Kapriolen schlägt, ist durchaus verständlich.
Es gibt also durchaus nahe liegende Gründe dafür, dass bestimmte mobile Technologien eben nicht von heute auf morgen gleich wieder etwas anderes „disruptieren“. Wir sehen seit geraumer Zeit eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Das ist leider oft nicht spektakulär sondern ein wenig langweiliges Business-As-Usual. Sowohl für Medien als auch Berater natürlich unschön, denn zu beiden Berufsbildern gehört ein gerüttelt Maß an Alarmismus.
Die Studie von Deloitte kann kostenfrei herunter geladen werden.
Die Ergebnisse können hier in der Pressemeldung noch einmal nachgelesen werden.
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