Games als eines der führenden Medien der digitalen Gesellschaftskultur

Quelle: Unsplash, Jeshoots

Führt man sich vor Augen, dass die Games-Branche in Deutschland im Gesamtjahr 2017 3,3 Milliarden Euro umgesetzt hat und damit deutsche Medien-Industrien wie Musik und Kino hinter sich lässt, erscheint es umso unglaublicher, dass viele Unternehmen sich wenig bis gar nicht mit der Materie beschäftigen und bislang scheuen, in dem Sektor zu investieren.

Games sind “Kulturgut, Innovationsmotor und Wirtschaftsfaktor”

Deutschland ist in Europa der größte Markt für Videospiele. Für Medienschaffende, Entrepreneure und Kreativ-Schaffende ist die Games-Branche ein Multiplikator für neue Berufsfelder und Ideen. Die Gründe, warum das Videospiel-Gewerbe trotz guter Prognosen im deutschen Raum oftmals noch als Nischenmarkt wahrgenommen wird, sind vielfältig. Die Geschichte der Videospiele hat ihre Ursprünge in den USA, in Deutschland hat es eine verzögerte Entwicklung gegeben. Zum anderen beginnt sich erst in den letzten Jahren eine vereinheitlichende Struktur auszubilden, um alle Akteure der Branche, Marktdaten sowie Berufsoptionen sichtbar zu machen und zu vernetzen. Beispielsweise dient der Verband der Deutschen Gamebranche, Game, der am 29. Januar 2018 hervorgegangen ist, als erste Anlaufstelle für jeden, der auf dem Spielemarkt Fuß fassen möchte. Mit der jährlich in Köln stattfindenden gamescom findet in Deutschland darüber hinaus die weltweit größte Computer- und Videospielmesse statt, bei der Hersteller und Entwickler von Software und Hardware ihre neuesten Produkte präsentieren. 2008 wurden Games vom Deutschen Kulturrat als Kulturgut anerkannt.

Die Bedeutung von Games- und Videospiele wurde 2017 zudem auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Eröffnung der gamescom verdeutlicht. Sie seien demnach als “Kulturgut, Innovationsmotor und Wirtschaftsfaktor von allergrößter Bedeutung.”

Games sind ein breit gefächertes Gebiet

Neben einem fehlenden, übersichtlichen Netzwerk aller Games-Schaffenden auf dem Markt, gibt es großen Nachholbedarf über das Wissen um die Materie “Gaming” an sich, deren unterschiedliche Ausprägungen über viele Bereiche und Disziplinen geht. Nicht einmal der Begriff selbst ist im deutschen Raum klar definiert. Während im Englischen “Game” jegliche Form eines Unterhaltungsmediums erfasst, existieren im Deutschen neben dem Begriff Games auch noch die Bezeichnung Computer- oder Videospiel. Computerspiel wird dabei eher in Verbindung mit Desktop PCs gebracht, das Videospiel mit Konsolenspielen. Unter dem Oberbegriff Games lassen sich viele Unterkategorien bilden. So beispielsweise in Hardware (Desktop PC, Spielekonsole, Smartphone), Software (Genres, also Spielgattungen) und Spielweise (Mobile, Offline, Online, Browser, Singleplayer, Multiplayer). Der Gaming-Begriff wird zudem immer erweitert, da neue Phänomene den Markt beeinflussen und prägen. Deren Verständnis kann jedem Einsteiger dabei helfen, Chancen rechtzeitig zu erkennen und “mitzuspielen”.

Definitionsversuch von Games

Games vereinen als Multi-Medium alle bestehenden Medienformen wie Film, Musik, Text und Grafik in ein interaktives Erlebnis. Sie sind damit das fortschrittlichste Medium des 21. Jahrhunderts. Im Unterschied zum Schauen eines Films oder dem Lesen eines Buchs werden Games nicht konsumiert, ein Game “lebt” nur, wenn ein Spieler mit diesem interagiert. Die Interaktivität erfolgt intrinsisch, der Spieler wird motiviert, seine Spielfigur in einem virtuellen Raum zu steuern, Aufgaben zu erledigen, der Story zu folgen, sich mit anderen Mitspielern auszutauschen und sich mit der Spielwelt auseinandersetzen. Insofern die Mechanismen des Games den Rezipienten nicht intuitiv ansprechen und reizen, sich mit der Games-Welt vertraut zu machen und die darin für ihn auferlegten Hürden zu meistern, entsteht kein immersiver Effekt und das Game existiert nur als lebloses Medium.

Ähnlich einem Schachbrett mit Spielfiguren, deren Spieler keine Züge machen. Für Medienschaffende kann diese Interaktivität und Involvierung der Rezipienten eine Chance sein, deren Erfahrung als aktiven Part erlebbar zu machen. Games bieten unterschiedlichen Kreativschaffenden die Möglichkeit, sich am Entwicklungsprozess zu beteiligen. Programmierer, Autoren, Designer, Schauspieler, Komponisten, Projektmanager und viele weitere Berufe treten in einem Entwickler-Studio in Erscheinung. Die Akteure aus dem Gaming-Bereich können darüber hinaus leicht branchenfern in digitalen Unternehmenszweigen Fuß fassen. Spieldesigner liegt es durch ihre Erfahrung in der Games-Branche beispielsweise nahe, crossmedial zu denken und digitale Lösungen für Unternehmen zu kreieren. Da Games-Programmierer mit dem fortschrittlichsten Medium arbeiten, das Grafik-Design, IT, Story-Telling, Musik und weitere Teilbereiche vereint, sind sie in der Digital-Branche gefragte Player.

Über Carsten Thomas 236 Artikel
Autor und Gamingnerd. Stets interessiert an Tech-Innovationen, Medienwandel und Technikutopien. Redakteur bei mobile zeitgeist.

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