Smartphone-Sucht: Wie Google und Apple auf Dauernutzung reagieren

Können Apps dabei helfen, weniger auf das Phone zu schauen?

Smartphone-Sucht: Sind schon die kleinsten betroffen?
Quelle: pixabay, Andi Graf

Schlecht in der Schule, perspektivlos und arrogant – die Jugend ist verdorben. Alle Jahre wieder herrscht die Meinung vor, dass der Nachwuchs der Gegenwart das Schlimmste ist, was die Weltgeschichte je erlebt hat. Diese Thematik ist allerdings alt. Genauer, 3000 Jahre. Auf Tontafeln der Sumerer wurde bereits über die Jugend geklagt, demnach “achtet sie das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte”. Auch Sokrates meinte etwa 2500 Jahre später, dass “ die Jugend von heute nur den Luxus liebt, schlechte Manieren hat und die Autorität verachtet. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.”

Wer oder was ist schuld?

So geht das immer weiter bis in unsere Zeit. Die Anschuldigungen bleiben die gleichen, die Gründe für den Verfall der Jugend ändern sich jedoch mit jeder neuen Epoche. Neben Pubertät, Drogen und Eltern werden immer wieder neue Technologien und Medien verantwortlich gemacht, dass es um unsere Jugend nicht gut bestellt ist. Vom Buch, über das Fernsehen, das Internet oder Videospiele, oftmals wird eine Innovation benutzt, um Probleme unserer Kinder darauf zurückzuführen. Dabei ist es egal, was gerade “In” ist und womit die Kleinen ihre Freizeit verbringen. Jede Übertreibung einer Beschäftigung ist ungesund.

Aktuell klagen viele Eltern darüber, dass ihr Nachwuchs zu oft und zu lange am Smartphone hängt. Schnell fällt da der Begriff Smartphone-Sucht. Vielmehr sind unsere Kinder wohl regelrecht süchtig nach ihren Handys. Sie grüßen nicht mehr, wenn sie aus der Schule kommen, verziehen sich sofort in ihr Zimmer und tauchen ab in ihre Smartphone-Welt voller Apps und Social Media Anwendungen. Sei es beim gemeinsamen Abendessen, beim Besuch im Restaurant oder gar unter der Dusche, überall formt sich dasselbe Bild: mein Kind am Gerät. Bis zu 80 Mal aktivieren demnach Studenten täglich ihr Telefon. Das heißt, etwa alle zwölf Minuten.

Das eigene Nutzerverhalten rekapitulieren

Ehe man jedoch das Smartphone als Sündenbock verdammt, sollte man das eigene Nutzerverhalten hinterfragen. Wer hält es denn noch einige Stunden aus, ohne auf sein Smartphone zu schauen? Wer schaltet es abends oder am Wochenende aus? Vielmehr erwischen wir uns selbst dabei, wie wir vor dem Schlafengehen schnell noch eine Runde spielen, eine Netflix-Serie anschauen oder die Mails checken, damit das Projekt fristgerecht fertig wird. Ob privat oder beruflich, wir sind nahezu ständig mit unserem Smartphone verbunden. Ein Teufelskreis.

Unsere Dauernutzung beobachten auch unsere Kinder. Und ahmen das Verhalten einfach nach. Die Vorbildfunktion wirkt stärker, als man denkt. Doch was dagegen tun? Eine Möglichkeit: Sich an die eigene Nase fassen und versuchen, die Smartphone-Sucht zu hinterfragen. Wann brauche ich es wirklich und wann verplempere ich nur Zeit auf Instagram, WhatsApp oder Facebook? Durch Selbstreflexion kann man schnell erkennen, wie viele Stunden mit dem Smartphone verloren gehen. So kann man sein Verhalten gezielt ändern, indem man sich Auszeiten setzt. Sollte man damit selbst Erfolg haben, kann man versuchen, die reduzierte Nutzung auch mit seinen Kindern auszuprobieren.

App “Menthal” misst Smartphone-Sucht

Wem diese Selbstkontrolle schwerfällt, dem wird inzwischen auch mit Apps geholfen, die das eigene Nutzerverhalten aufzeichnen. Menthal ist eine Android App, von Forschern der Universität Bonn entworfen. Das Programm wertet aus, wie oft man das Handy aktiviert oder entsperrt und ebenso, welche Programme und Funktionen mit welchen Personen genutzt werden. Dadurch erhält man aufschlussreiche Werte über den Smartphone-Konsum.

Über Carsten Thomas 236 Artikel
Autor und Gamingnerd. Stets interessiert an Tech-Innovationen, Medienwandel und Technikutopien. Redakteur bei mobile zeitgeist.

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