Mobile Payment ist kein Sprint sondern ein Marathon
War die Kernaussage meines Vortrags beim Kongress Next Generation Payment. Die Slides dazu finden Sie am Ende dieses Artikels. Da nun die wichtige Tonspur fehlt, habe ich beschlossen die wesentlichen Folien hier bei mz als Serie zu kommentieren.
Heute geht es um die Frage: Wie positionieren sich die Banken?
Girogo
Sobald ich mich als Fan der Geldkarte oute werde ich von meinen Gesprächspartnern mitleidig angesehen. In ungünstigen Fällen wird auch meine Kompetenz als Payment Experte in Zweifel gezogen. Dabei ist Girogo den konkurrierenden Systemen in einigen Punkten überlegen.
Der Deutschen liebstes Zahlungsmittel ist Bargeld. Gemäß meiner Klassifikation im MPLM Modell handelt es sich dabei um „anonymes Stored Value“. Das gilt für Girogo genauso und bringt der Geldkarte damit ein Alleinstellungsmerkmal unter den neuen Bezahlverfahren (abgesehen von Bitcoins).
Ein weiterer USP von Girogo ist die völlige Offlinefähigkeit. Weder der Händler noch der Kunde benötigen für den Zahlungsvorgang eine Onlineverbindung. Damit ist Girogo das optimale Zahlverfahren für das Automaten Vending.
Trotzdem kommt Girogo nicht in Fahrt.
Obwohl die Anzahl der ausgegebenen Karten beständig steigt, sinkt gleichzeitig die Anzahl der Transaktionen.
Woran liegt das? In der Praxis scheitert es bei mir immer wieder an der 20 € Bezahlgrenze. In den Geschäften die Girogo akzeptieren ist meine Bon Größe meist zwischen 30 € und 50 €. Dass es auch anders geht, sieht man in den Fußballstadien. Hier wird die Zahlgrenze einzig durch den aufgeladenen Betrag markiert.
Weiterhin fehlt es an intelligenten Ladekonzepten. Das auf der Omnicard angekündigte aufladen mit einem NFC fähigen Smartphone ist ein Schritt in diese Richtung und funktionierte bei einem Test sehr gut.
Als drittes frage ich mich, warum man die Geldkarte kontaktlos gemacht hat, ohne gleichzeitig über neue Formfaktoren nachzudenken? Will heißen wo bleiben die Sticker und wann kommt Girogo ins Handy?
Mit dieser halbherzigen Vorgehensweise fährt man das Projekt in Schrittgeschwindigkeit gegen die Wand. Da wäre ein schneller Ausstieg sinnvoller. Das würde man aber in einigen Jahren bereuen. Dann kommen die Kunden und verlangen „anonymes Stored Value“ und der Vorsprung den man heute hat ist verloren.
Girocard Kontaktlos
Das zweitbeliebteste Zahlungsmittel nach Bargeld in Deutschland ist die Girocard. Trotzdem hat es lange gedauert, bis sich mit dem BVR jemand dazu entschlossen hat, eine Kontaktlosstrategie für das Produkt zu entwickeln. Hoffentlich hat man aus der Geldkarte gelernt und berücksichtigt frühzeitig die Themen neue Formfaktoren und Mobile Payment. Weiterhin hilft es sich die EMV Produkte PayPass und PayWave genauer anzuschauen um die dort gemachten Konstruktionsfehler zu vermeiden.
Spannend bleibt auch die Frage der CoBranding Strategie mit den internationalen Payment Schemes. Ich glaube technische und regulatorische Probleme könnten dazu führen, dass die derzeitigen Vereinbarungen für die kontaktlose Girocard Karten nicht 1:1 übernommen werden? Hintergrundgespräche die ich geführt habe bestätigen mich in dieser Ansicht.
QR Code Überweisung
Über dieses Thema hatten wir bereits auf mz berichtet. Vorreiter sind hier die Sparkassen und Volksbanken. Passend dazu schreitet auch das Thema TAN für mobile Bank Transaktionen voran. Jetzt fehlen nur noch Standards für die Anforderung einer Überweisung aus dem eigenen Girokonto und bestätigte Überweisungen. Damit wären dann die ersten Schritte in Richtung mobile Payment und E-Commerce getan. Womit ich zum nächsten Punkt komme.
Zahlungen im Internet
Anscheinend haben die Banken beschlossen, den Zahlungsverkehr bei Interneteinkäufen nicht mehr nur PayPal und Co zu überlassen. Gemeinsam entwirft man jetzt entsprechende Standards. Ob das aber auf die Weiterentwicklung bestehender Technologien des Zahlungsverkehrs hinausläuft oder etwas ganz neues präsentiert wird, ist noch nicht nach außen gedrungen. Chancenlos ist diese Initiative jedenfalls nicht. Gerade die Regulierung der EU mit der Forderung nach starker Authentifizierung spielt den Banken hier in die Hände.
Im nächsten Artikel geht es um die Digitale Identität.
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