Next Generation Payment (5): Was lernen wir vom Bitcoin Hype?

bitcoin hype

Payment ist kein Sprint sondern ein Marathon

War die Kernaussage meines Vortrags beim Kongress Next Generation Payment. Die Slides dazu finden Sie am Ende dieses Artikels. Da nun die wichtige Tonspur fehlt, habe ich beschlossen die wesentlichen Folien hier bei mz als Serie zu kommentieren.

Heute geht es darum ob Bitcoins die Lösung als Zahlungssystem der Zukunft sind.

Sind Bitcoins sicher?

Bitcoins sind wieder mal in aller Munde. Diesmal nicht so sehr als Payment Revolution sondern als Unsicherheitsfaktor im Zahlungsverkehr.

Was war eigentlich passiert? Bei Mt Gox, der ehemals größte Bitcoin Börse der Welt, ist eingebrochen worden. Das primär kein Indiz für einen strukturellen Fehler im Bitcoin Konzept, sondern eher die Aufforderung Zahlungsdienstleister, die mit diesem Finanzprodukt , besser zu kontrollieren.

Oder kämen Sie auf die Idee zu behaupten der € wäre unsicherer, nur weil jemand erfolgreich bei der Deutschen Bank einbricht und dort Geld entwendet.

An der grundsätzlichen Sicherheit des Bitcoins hinsichtlich seiner kryptografischen Methoden habe ich keine Zweifel.

Die eigentliche Frage ist, kann der Bitcoin wirklich unseren etablierten Zahlungsverkehr ablösen?

Da habe ich aber Bedenken. Zunächst einmal trägt die Software für die Transaktionsverarbeitung immer noch eine Versions Nummer 0.x. Wir sprechen also von einem Verfahren im Betastadium. Das wird auch von den Bitcoin-Machern so kommuniziert.

Ein Blick in die Statistik zeigt dass jeden „nur“ zwischen 50 000 und 60 000 Transaktionen im Bitcoin Netzwerk abgewickelt werden. Der Maximalwert bisher lag übrigens knapp unter 100 000. Das ist beileibe kein Referenzwert für ein System, welches den weltweiten Zahlungsverkehr übernehmen will.

Ein weiteres Hindernis ist die extreme Volatilität. Ein Zahlungssystem muss vor allem eines sein, stabil. Da sind sowohl eine große Schwankungsbreite als auch ein beständiger Wertanstieg kontraproduktiv. Oder würden Sie ein Gut als Zahlungsmittel verwenden, wenn Sie erwarten können, dass es in einem Monat 5 % mehr Wert sein wird.

Um das Wechselkursrisiko zu egalisieren wären Kunden und Händler also gezwungen, die Bitcoins vor und nach jeder Transaktion zu konvertieren. Für den Händler wäre eine Preisauszeichnung in Bitcoins derzeit der sichere Weg in den Ruin.

Womit wir beim nächsten Problem wären. Es gibt zurzeit zu wenig Dienstleister die Bitcoins tauschen und schon gar keine die das komfortabel und zeitnah abwickeln. Versuchen Sie einmal Bitcoins für ihr mobile Wallet auf dem Handy zu kaufen. Der Erwerb von Bitcoins bei Bitcoin.de bedarf einer vorausschauenden Planung. Unter zwei Tagen ist die Transaktion selten durchgeführt. Eine Umtauschgebü von 1% ist zwar sehr günstig, aber für mehr Geschwindigkeit würde ich auch tiefer in die Tasche greifen.

War es das also für die Bitcoins?

Nein ich denke Bitcoins werden nicht mehr verschwinden. Man wird sie auch nicht verbieten können. Ich finde Bitcoins machen Spaß, insbesondere am Smartphone. Das lässt sich leider nicht für alle Mobile Payment Verfahren sagen. Für ein unkonventionelles Mobile Payment Erlebnis empfehle ich jedem einmal Bitcoins auszuprobieren. Installieren Sie z.B. die App von Andreas Schildbach. Laden dann Bitcoins im Wert von 10€ auf und probieren mit Freunden einfach Peer 2 Peer Bezahlungen.

Für Händler gilt. Es ist nichts leichter als im Webshop eine Bitcoin Konto Nummer einzubinden. Das ist nämlich nur ein statischer QR Code. Fertig! Ab können Zahlungen entgegen genommen werden. Unter diesen Umständen ist mir Unverständlich warum ein wie Wikipedia, welches auf Spenden angewiesen ist, das noch nicht macht.

Wenn man für ein Spenden Projekt verantwortlich ist, sind Bitcoins ein Muss!

Bitcoins hier sind die Kreativen der Zahlungsindustrie!

Alle dem Bitcoin zu geschrieben Rollen Game Changer, Währung für Kriminelle oder Wirtschaftzerstörer werden dem Bitcoin nicht gerecht.

Aber befreit von den Zwängen einer Finanzaufsicht werden hier Dinge entwickelt und im Echtsystem getestet, die sonst nicht möglich sind.

Für mich ist es bezeichnend, dass die erste europäische Implementierung von HCE (Host Card Emulation) im Zahlungsverkehr ein Bitcoin Projekt ist.

Bisher erschienen:

Next Generation Payment (4): Digitale Identität ein Geschäftsmodell das niemanden interessiert!

Next Generation Payment (3): Welche Initiativen kommen von den Banken?

Next Generation Payment (2): Was sind die Technologietrends?

Next Generation Payment (1): Wer ist GAPFAM?

Über Rudolf Linsenbarth 91 Artikel
Rudolf Linsenbarth ist Senior Consultant für den Bereich Mobile Payment und NFC bei der COCUS Consulting GmbH. Zuvor war er 11 Jahre im Bankbereich als Senior Technical Specialist bei der TARGO IT Consulting (Crédit Mutuel Bankengruppe). Hier auf mobile zeitgeist schreibt Rudolf Linsenbarth in eigenem Namen . Mehr über Rudolf auf Twitter @Holimuk oder bei XING.

1 Kommentar

  1. Einspruch hinsichtlich Volatilität und Preisauszeichnung und dem Fehlen von Dienstleistern die den Tausch komfortabel und zeitnah abwickeln.

    Wir nutzen z.B. BitPay als Dienstleister welcher genau dies macht. Klickt der Kunde auf Bitcoin als Zahlungsmethode wird in Echtzeit der Preis in Bitcoin angezeigt (im Shop direkt ginge das übrigens ohne Probleme auch). Der Bitcoin-User zahlt dann in Bitcoin. Die mir als Händler zustehenden Bitcoins werden sofort nach der Transaktion in Echtwährung getauscht. Wie bei einem x-beliebigen Paymentanbieter erfolgt dann die Auszahlung.

    Somit gibt es für einen Händler keinerlei Kursrisiko und keine Probleme beim Tausch. Gleichzeitig gelten dann die viele extremen Vorteile von Bitcoin als Zahlungsmethode – garantierte Zahlung/Keine Rückbelastung, extrem günstige Payment-Kosten und internationales Verfahren.

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