Interview mit Vladimir Funtikov CEO von Creative Mobile

Vladimir Funtikov

Das Interview wurde auf Russisch per Email geführt.

Hallo Vladimir, erzählen Sie über Ihre Firma, wann wurde sie gegründet, wieviele Leute arbeiten jetzt in der Firma, was stellt sie her?

Wir gründeten Creative Mobile 2010, weil wir an das Potential der Android-Platform glaubten. Alle drei Gründer von Creative Mobile leben in Tallinn, hier befinden sich auch die beiden Hauptniederlassungen der Firma. Zuerst waren nur die drei Gründer dabei, wir hatten Erfahrungen mit mobilen Platformen (zusammen 15 Jahre verteilt auf drei Gründer), aber wir hatten keine Erfahrung mit Android oder iOS, als auch wie man eigenes Business führt. Die ersten ein-einhalb Jahre waren nicht leicht, aber wir haben unsere Lehren gemacht und haben eine Reihe von erfolgreichen Spielen erschaffen. Unser Hauptspiel ist die Reihe Drag Racing, die von mehr als 100 Mio. Spielern gespielt wird. Momentan hat die Firma ca. 80 Mitarbeiter, wir haben es geschafft Spiele für eine Reihe von Plattformen rauszubringen (iOS, Android, WP8, social), aber die größten Erfolge haben wir nach wie vor auf der Android-Plattform.

Sie haben der Zeitung Äripäev ein Interview gegeben, in dem Sie die estnische Universitäte aufgerufen haben Vorlesungen über Mobile Gaming zu halten. Ihre Spezialisten waren bereit die Vorlesungen zu halten. Ws erwarten Sie von diesem Aufruf? Wie waren die Reaktionen?

Es gab eine Resonanz und wir haben einen Kurs in Game-Design an einer privaten Lehranstalt durchgeführt, danach haben wir viel Absolventen als Praktikanten bei uns aufgenommen. Das kann man als Erfolg zählen, wenn auch von einem lokalen Ausmass.

Wo haben Sie Ihre Mitarbeiter her? Sind sie alle aus Estland, oder bieten Sie Arbeit auch für die Leute aus dem Ausland an? Welche Arbeitssprache in der Firma haben Sie?

Wie die meisten erfolgreichen Firmen in unserem Industriezweig haben wir einen grossen Defizit an Spezialisten. Um uns zu entwickeln, müssen wir in unser Team Leute aufnehmen, die mehr Erfahrung haben als wir selbst. Gleichzeitig sind wir die fortgeschrittenste Gamefirma im Land. Deswegen müssen wir Talente im Ausland suchen, teilweise laden wir die Leute nach Estland ein, in einigen Fällen durch Telearbeit. Wir versuchen die Dokumentation und die offizielle Korrespondenz auf Englisch zu führen, im Office unterhalten sich die Leute in der Sprache, die für sie am bequemsten ist. Wir hatten noch nie deswegen Schwierigkeiten.

Immer mehr und mehr Spiele arbeiten mit dem Freemium-Model, das heisst das Spiel ist kostenlos, doch für bestimmte Features muss bezahlt werden. Ein anderes Finanzierungsmodel ist die Werbung im Spiel. Haben Sie alle drei Varianten (kostenpflichtig, freemium, werbefinanziert) ausprobiert und welche Variante gefällt Ihnen am meisten? Welche Rolle spielt Merchandising?

Wir benutzen alle drei Modelle und untersuchen einige andere. Spiele sind komplizierte Produkte und verschiedene Gewinnmöglichkeiten variieren. In der Industrie gibt es leuchtende Beispiele der Monetarisierung durch In-Game Verkäufe (Candy Crash, Clash of Clans), durch Premium-Games und Merchandising (Angry Birds), durch die Werbung (die Mehrheit der kostenlosen Games). Es gibt interessante Lösungen mit geografischen Kontext, Cobranding entwickelt sich. Die Wahl des Business-Models hängt vom konkreten Produkt ab, als auch von der Schlauheit, Erfahrung und Kontakten des Producers.

In welchen Weltregionen verkaufen sich Eure Spiele am besten?

Zuerst führte der Westen, momentan ist das Bild erheblich komplexer.

Gibt es in Estland ausser Ihrer Firma noch andere mobile Startups? Was machen sie? Wie hilft der Staat oder private Initiativen den Startups, geben sie ihnen Ratschläge, finanzielle Hilfe, Räume, Geräte?

Ja, in Estland gibt es genügend Startups, darunter auch mobile, ich habe hier einen kurzen Überblick gefunden.  In Estland gibt es einen Fond für Unternehmensentwicklung, der junge Firmen unterstützt, es funktionieren einige Inkubatoren (darunter der Gameinkubator Gamefounders, wo wir Investoren und Mentoren sind). Da Creative Mobile keine Staatshilfe genommen hat und durch keine Inkubatoren durchgegangen ist, kann ich die Effektivität und den Nutzen dieser Mechanismen nicht kommentieren.

Estland zählt man zu den fortschrittlichsten Ländern bei der Einführung von Internet-Technologien. Wie steht es mit den mobilen Technologien? Werden im alltäglichen Leben NFC, QR-Codes, mobile payment oder andere Technologien genutzt. Wie populär sind mobile soziale Netzwerke alá Foursquare?

In Estland sind E-Services sehr populär, es ist ein schlechter Ton keine Möglichkeit anzubieten den Kauf oder die Dienstleistung online zu bezahlen, die Mehrzahl der täglichen Operationen wie die Übermittlung des Zählerstands oder der Jahresbericht der Firma wird im Netz gemacht. Die mobile Dienste sind sehr populär, doch an NFC, oder QR hat man sich noch nicht gewöhnt. Die Durchdringung von Services wie Foursquare macht sich bemerkt, so check-int sich ständig jemand in unserem Office :)

Was für Zukunftspläne haben Sie und Ihre Firma? Denken Sie darüber nach auch für andere nicht-mobile Plattformen Spiele rauszubringen?

Der Plan für die Zukunft – mehr und besser produzieren. Wir arbeiten mit einigen Studios als Producer und heben die Qualitätsplanke unserer eigener Produkte. In der Frage der Plattformauswahl versuchen wir maximal flexibel zu sein, wir wählen cross-plattform Technologien und beobachten aufmerksam die Trends, denn der Markt ist sehr unbeständig. Ausserdem werden die Grenzen zwischen mobilen Geräten und allen anderen immer weniger offensichtlich – wir können schon eine Konsole mit Android an den Fernseher anschliessen und das Spiel, das in Facebook begonnen wurde, auf unserem Tablett fortsetzen.

Als wir zu arbeiten anfingen, war der Schlüssel zu unserem Erfolg die Fähigkeit die neue Plattform schnell kennenzulernen und an die Bedürfnisse des Marktes anzupassen. Wir investieren viel Kraft, um diesen Geist der Geschäftstüchtigkeit und der Flexibilität der Prozesse in einer wachsenden Firma zu erhalten und haben in den letzten eineinhalb Jahren grosse Fortschritte erreicht. Es gibt erfolgreiche und durchgefallene Produkte, die gestrigen Hits verlieren schnell ihre Positionen, für das Überleben in diesem Business braucht man eine kluge, flexible und motivierte Mannschaft, was wir auch zuallererst anstreben.

Vladimir, vielen Dank für das Interview.

 

Drag Racing in Android Play-Store
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Über Anton Klotz 5 Artikel
Anton gründete zwei StartUps, eines davon, spar-radar.com, ist im mobilen Umfeld angesiedelt. Hauptberuflich beschäftigt er sich mit Mikroelektronik und ist heute University Program Manager bei Cadence Design Systems. Weitere Interessen sind Osteuropa, schräge Musik und schlaue Bücher über die Welt(un)ordnung.

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