Interview: Digitaler Stress – Welche Rolle spielt dabei das Smartphone?

Auch das Smartphone belastet mehr und mehr im Arbeitsalltag

In Bezug zu digitalen Stress sind individuelle Maßnahmen erforderlich

mz: Geht es um die Beseitigung mangelnder Medienkompetenz oder um die Beseitigung von mit den Menschen inkompatibler Technologie?

Beides ist der Fall. Generell sollten wir Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besser im Umgang mit den ständig neuen Technologien schulen. Auf der anderen Seite kann auch schon bei der Entwicklung und Auswahl einer kompatiblen Technologie viel Konfliktpotential vermieden werden. Aber auch hier ist es wichtig, nicht pauschal über alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen der beiden Wege zu wählen. Vielmehr sind in Bezug auf digitalen Stress individuelle Maßnahmen notwendig.

mz: Bei den Geschlechterunterschieden stellen Sie fest, dass Frauen tendenziell an digitalisierteren Arbeitsplätzen arbeiten, sich als kompetenter ansehen und ein ein höheres Level an digitalem Stress als Männer haben. Neigen Frauen eher zur Überschätzung ihrer (digitalen) Fähigkeiten?

Das können wir natürlich in den Daten nicht sehen, da wir die Kompetenzen nicht objektiv gemessen haben, sondern diese lediglich auf Basis einer Selbsteinschätzung erfasst haben. Wie bereits beschrieben, kommt es bei der Entstehung von digitalem Stress auf ein Gleichgewicht von Kompetenzen und Anforderungen an. Wir gehen daher davon aus, dass Frauen aufgrund ihrer digitalisierteren Arbeitsplätze ein höheres Level an digitalem Stress haben.

Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen digitalem Stress und emotionaler Erschöpfung

mz: Es überrascht, dass Digitaler Stress bei 25- bis 34-jährigen Arbeitnehmern ausgeprägter ist als bei anderen Altersgruppen. Ist dies nicht dadurch erklärbar, dass diese Gruppe eher zu den Heavy-Usern in Sachen Screentime und digitaler und mobiler Mediennutzung zählt und entsprechend auch ein grundlegend höheres Stresspotenzial hat?

Ja, wie schon bei den Unterschieden zwischen den Geschlechtern muss man auch hier wieder die Kompetenz im Umgang mit digitalen Technologien sowie den Digitalisierungsgrad der Arbeitsplätze betrachten. Im Vergleich der jüngeren mit den älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sehen wir, dass die Jüngeren sich als kompetenter einschätzen, aber auch an stärker digitalisierten Arbeitsplätzen arbeiten. Dadurch kommt es zu einem größeren Ungleichgewicht zwischen Kompetenzen und Anforderungen und somit zu größerem digitalen Stress als bei älteren Arbeitnehmern.     

mz: Haben wir in den kommenden Jahren in dieser Altersgruppe mit einer vermehrten Zunahme an digitalen Burnouts zu rechnen.

Wir sehen in unserer Studie einen klaren Zusammenhang zwischen digitalem Stress und emotionaler Erschöpfung, welche eine Dimension oder Anzeichen von Burnout darstellen. Das zeigt noch einmal die Wichtigkeit, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und Präventionsmaßnahmen zu ergreifen. Da wir bei den jüngeren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein höheres Level an digitalem Stress sehen, ist hier natürlich das Risiko psychischer Erkrankungen höher. Dennoch sollten im Rahmen von Präventionsmaßnahmen alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer berücksichtigt werden.

mz: Vielen Dank für das Interview.

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