Der digitale Kassenbon auf dem Smartphone ist eines meiner Lieblingszusatzfeatures im Dunstkreis von Mobile Payment.
Mein Telefonprovider brauchte mir noch nicht mal einen finanziellen Anreiz bieten, um meine Telefonabrechnung auf ein Online Verfahren umzustellen. Auch das Zusenden der Kontoauszüge habe ich sofort eingestellt, nachdem die Banken intern die dafür notwendige Rechtssicherheit ermittelt hatten. Bei meinen Online Bestellungen erhalte ich sowieso eine Rechnung per Mail.
Nur für meine Einkäufe im echten Leben 1.0 habe ich noch ein Zettelsammelsurium im Schuhkarton, dessen Inhalt ich anlässlich einer jährlichen Steuererklärung oder im Gewährleistungsfall regelmäßig durchsuche. Nicht immer erfolgreich!
Von daher war ich auf das Google Wallet sehr gespannt. Umso größer war die Enttäuschung, ob der Umsetzung dieses Features. Ein digitaler Kassenbon ist nämlich alles andere als trivial. Es gilt die folgenden vier W-Fragen zu beantworten:
Wann – Wie viel – Wo – Was
Eigentlich recht einfach sollte man meinen. Nun der Schwierigkeitsgrad hängt natürlich vom Zahlungsumfeld ab. Besonders einfach ist es bei einer geschlossen Lösung die sich auf eine Händler APP bezieht, wie man z.B. bei der netto APP sehen kann. Am anderen Ende der Schwierigkeitsskala steht ein offenes Zahlverfahren wie es bei den Kreditkarten zum Einsatz kommt. Alles andere liegt irgendwie dazwischen. Die nachfolgenden Betrachtungen beziehen sich auf die „Königsklasse“ offene Kreditkarten Bezahlsysteme.
- Wann wurde bezahlt?
Das ist die am einfachsten zu beantwortende Frage. Da das Ereignis einer Zahlung mit dem Handy ausgelöst wird, braucht man nur den Zeitpunkt des Events festzuhalten. Folgerichtig war dies auch das einzige Quittungsmerkmal welches im Google Wallet vorhanden war. - Wie viel wurde bezahlt?
Das auch ein großes Payment Scheme wie PayPass im Jahr 2011 keine Standards für alle Bereiche seines Mobile Payment fertig hatte, wurde mir beim Einsatz von Google Wallet klar. Ich benutzte mein Handy, ein NEXUS S mit der Prepaid Kredit Karte von Google, ohne dort eine SIM Karte eingelegt zu haben. Das bedeutete: Mein Smartphone war während des Bezahlvorganges nicht Online und hatte damit keine Verbindung zum Backend von Master Card. Alle Informationen zum Zahlungsevent mussten also entweder per NFC vom Zahlungsterminal kommen oder im Smartphone mit Hilfe des Secure Elements erzeugt werden. Beides geschah aber nicht, da die Liste der Zahlungshistorie immer nur ein Datenfeld für die Zeit enthielt. Auch zu Hause, beim Einbuchen im WLAN, gab es hier kein Update der Zahlungsinformationen. - Wo wurde gezahlt?
Die Ermittlung dieser Zahlungsinformation ist noch etwas schwieriger als die Betragsermittlung. Während die Höhe der Zahlungstransaktion auch im Smartphone selber ermittelt werden kann, muss die Info bei welchem Händler bezahlt wurde entweder per NFC vom Terminal zurück geliefert, oder im Handy als Zahlungseventkennung abgespeichert werden, die später online über eine Datenverbindung mit den Zahlungsinformationen des Zahlungsdienstleisters angereichert wird. Egal über welchen Weg dies erfolgt, man kann sich leicht vorstellen, dass man dann auch nur eine Terminal ID hat, die einem Händler zugeordnet werden muss. Eine gut gepflegte Datenbank ist jetzt notwendig, damit nicht ein paar Schuhe auf einmal bei McDonalds gekauft worden sind. - Was wurde bezahlt?
Diese Information hat nur der Händler und nicht der Zahlungsdienstleister. Die Daten werden im Zusammenhang mit Big Data auch als das neue Erdöl bezeichnet. Kein Händler hat daher ein Interesse, diese Informationen an andere Teilnehmer im Ökosystem zu übergeben. Schon gar nicht ohne Gegenleistung. Der Entwurf einer transparenten Schnittstelle, die eine einfache Zuordnung von Zahlungsvorgang und gekaufter Ware erlaubt, wird also sobald nicht kommen. Um trotzdem einen vollständigen Kassenbon im Handy abzubilden bleiben zwei Lösungen.
Lösungen
Eine Möglichkeit ist die Übertragung der kompletten Daten über die NFC Schnittstelle. Das erfordert umfangreiche Standardisierungen auf Kassen- und Terminal Seite. Wahrscheinlicher erscheint mir daher eine Lösung, wo bei jedem Zahlungsvorgang eine eindeutige ID erzeugt wird. Mit dieser ID kann man sich dann aus der Händler Cloud die entsprechenden Inhalte herunter laden. Die zweite Lösung bietet auch den Vorteil, dass sie mit am Markt bereits vorhandenen „Insellösungen“ kompatibel ist.
Zwei dieser Lösungen NUBON und Reposito sollen im nächsten Artikel vorgestellt werden.
Das alles klingt schön und gut, aber was machts du, wenn du kein hochmodernstes Handy hast?
In diesem Fall kannst Du das nicht nutzen.