Automatisierung: Mit IFTTT gibt es Regeln für (fast) alle Nutzungsszenarien

ifttt

Mit wachsenden Smartphone-Durchdringung, dem aufkommenden vernetzten Haus und weiteren „Connected Devices“ besteht mehr und mehr der Nutzerwunsch, die verschiedenen Geräte, Cloud-Services und intelligent miteinander zu vernetzen. Hierbei sind meist Regeln im Spiel, wie zum Beispiel: „Wenn es morgen Nachmittag regnen wird, sende mir bitte morgens eine SMS, damit ich den Schirm nicht vergesse“ oder auch „Bitte schalte das Licht ein, wenn ich nach Hause komme“.

Was ist IFTTT?

IFTTT Recipes/Regeln I Quelle: IFTTT iPhone App

IFTTT (die Kurzversion von „if this then that“ oder „Wenn dies dann das“) ist ein Webservice, der das Internet, Mobilgeräte und auf Basis von Regeln miteinander und somit eine Automatisierung für Social Media, Connected Devices, Cloud-Storage, Apps und Smartphones realisiert.

Damit lassen sich Szenarien und Abläufe automatisieren. Das funktioniert wie folgt: IFTTT stellt Inputs und Outputs zur Verfügung (sog. „Channels“), die über Regeln („Recipes“) miteinander verknüpft werden. Diese Inputs können aus verschiedensten Quellen kommen, z.B. Orts-Informationen von Foursquare, Wetterinformationen, Connected Devices wie Fitbit oder auch Smartphone Applikationen wie das Addressbuch oder das Photoalbum. Outputs können z.B. google Drive, eMail oder auch Connected Home Applikationen wie die WeMo Switches oder die Geräte von Smarthings oder Philips Hue sein.

IFTTT Channels – Eingabe und Ausgabe I Quelle: IFTTT
Beispiele für IFTTT-Regeln I Quelle: IFTTT

Ein erstes Set an Regeln wurde durch IFTTT selbst erstellt, durch den Community-Aspekt haben aber nun die Nutzer von IFTTT eine Vielzahl von eigenen Regeln erstellt, mit denen die Inputs und Outputs miteinander verknüpft werden können. Hier einige spannende Regeln, die v.a. auch in der mobilen Nutzung sinnvoll sind

  • „Sende mir eine eMail wenn ein neues Hardware-Projekt auf Kickstarter eingestellt wurde“ -> niemals ein interessantes Kickstarter-Projekt verpassen
  • „Speichere alle meine Foursquare Check-ins in einem Google Drive Spreadsheet“ -> ein personalisiertes Restaurantverzeichnis
  • „Schreibe alle meine Tweets in ein Google Drive Spreadsheet“ -> ein Bookmarking-Service, der über alle Geräte verfügbar ist und beliebige Auswertungen zulässt
iPhone App von IFTTT I Quelle: IFTTT

IFTTT bietet Smartphone-Apps für iOS und Android an, mit denen die Regeln auch unterwegs verwaltet werden können und über einen Feed die „Auslösung“ der Regeln verfolgt werden kann – die Android-App (obwohl erst seit April 2014 verfügbar) wurde bereits etwa 100-500.000 Mal auf google Play heruntergeladen und hat 21.000 .

Zusammengefaßt:

IFTTT ist eine Automatisierungs-Plattform, die es den Nutzern ermöglicht, verschiedene schnitstellenbasierte Dienste über APIs miteinander zu verbinden (ein grosses „Schaltbrett“). Es schafft die Vernetzung von reinen Webservices wie , eMail etc. mit dem Internet of Things und zu Smartphones.

Das Geschäftsmodell von IFTTT (heute/morgen)

IFTTT hat bis heute 8,5 Millionen US-Dollar an Venture Capital (u.a. von Andreesen Horowitz) eingeworben, erzielt aber derzeit vermutlich noch keine Umsätze.

In der Zukunft könnte IFTTT aus folgenden Quellen Umsätze erzielen:

1. B2C/Endkunden Umsätze

IFTTT könnte den Nutzern Premiumdienste anbieten, entweder als Aboservice oder Pay-per-use. Dies könnte der Versand von SMS als Trigger über die Platform sein, die Umwandlung von eMails in SMS oder eine monatliche Nutzungsgebü, um weitere Features freizuschalten wie den Datenexport z.B. der ausgelösten Recipes

2. B2B-Umsätze

IFTTT könnte von den angeschlossenen Diensten („Channels“) entweder eine Monatsgebühr dafür verlangen, dass die Services angeschlossen sind, oder eine Transaktionsfee pro ausgelöster Regel

3. Erlöse aus Werbung und Affiliate-Provisionen

IFTTT hat einen eigenen URL-Shortener analog bit.ly aufgesetzt. Für alle angeschlossenen Dienste und Hardware, die ein Affiliate Modell anbieten, könnte IFTTT so Einnahmen aus Affiliate-Provisionen generieren, wenn Kunden zum Beispiel eine Philips-Hue Lampe bei amazon kaufen

Aufgrund der hohen Reichweite über die Channels Web, eMail, Apps und Notifications könnte IFTTT zusätzlich klassische Werbeeinnahmen erzielen

4. Erlöse aus Datenanalyse „Big Data“

IFTTT hat ein enormes Wissen über die verschiedenen Services, die seine Kunden benutzen und die schiere Masse an pro Tag ausgelösten Regeln. Durch die Überwachung und Analyse der Auslösung von Regeln könnte IFTTT z.B. google mitteilen, dass die Kundenbasis eine stärkere Nutzung von Dropbox als von google Drive aufweist. Google könnte nun die google-Drive Kunden mit einem speziellen Angebot adressieren, z.B. einen reduzierten Preis für Speicherplatz. IFTTT könnte auch Korrelationen zwischen verschiedenen Services erfassen, so zum Beispiel wieviele GMail Kunden Dropbox als Speicher nutzen anstelle von google drive. Oder auch die Frage, wieviele Nutzer sowohl eine Philips Hue Glühbirne und als auch den WeMo Switch nutzen.

Die spannendsten Ansätze für Umsätze ergeben sich sicherlich aus einer Kombination von 3. und 4., da die Zahlungsbereitschaft der Endkunden derzeit eher begrenzt sein dürfte und die direkte Bezahlung durch die angebundenen Channels (B2B-Umsätze) dazu führen könnte, dass eine Vielzahl der Channels kein Interesse mehr daran haben könnte, auf IFTTT vertreten zu sein.

Es bleibt spannend zu verfolgen wie sich IFTTT sowohl hinsichtlich der Hinzunahme neuer Channels v.a. im Bereich Connected Devices (Home, Quantified Self, Car, ) und bezüglich Geschäftsmodell und Einnahmequellen weiterentwickelt.

Über Stefan Behrendt 11 Artikel
Stefan Behrendt ist Managing-Partner des Beratungshauses DSP-Partners. Er arbeitet mit Telekommunikations-, Medien- & Softwareunternehmen an Projekten zu Strategie, Produktmanagement und Operations. Zuvor hatte er Management-Positionen bei der Deutschen Telekom, abaXX-Technology und Roland Berger inne und war Mitglied des Aufsichtsrats der Scout24-Gruppe, von Swoodoo und atrada Trading Network.

3 Kommentare

  1. Interessanter Artikel, hab mich daraufhin nochmal mit IFTTT beschäftigt. Muss aber leider sagen, das zumindest bei mir die Recipes im Regelfall NICHT funktionieren. Ob ich etwas falsch mache oder der Service noch nicht so ausgereift ist, wie er sollte, kann ich nicht sagen.
    Gelegentlich funktioniert ein Recipe mal, um dann nach wenigen Wochen den Dienst wieder einzustellen.

    Derzeit sehe ich den Dienst eher an für Leute die Spass am programmieren haben und sich gerne in das Thema einarbeiten – Fehlschläge einkalkuliert. Für mich kommt es nicht in Frage, dafür arbeitet der Service nicht zuverlässig genug. Aber wer weiss, eines Tages wird es sicher soweit sein!

  2. @sendero – vielen Dank für den Kommentar. In der Tat gab es einen ähnlichen Dienst von Yahoo, damals fehlten aber noch viele der Voraussetzungen, die heute gegeben sind (a) APIs für viele Dienste (b) physische Konnektoren des Internet of Things. IFTTT ist aus meiner Sicht ein sehr hilfreicher Dienst den ich gerne nutze, aber nicht der einzige – vergleichbar ist https://zapier.com/, hier werden sogar noch mehr Ein-/Ausgabechannels angeboten. Natürlich sind viele Dinge wie Rolläden/Licht heute noch nicht im „Internet of Things“ – wenn es aber einmal soweit ist, werden Funktionalitäten über mehrere Hardwareelemente sehr wahrscheinlich über externe Services realisiert, nicht von den jeweiligen Hardwareelementen selbst. Abschließend halte ich es noch für erwähnenswert, dass Services wie IFTTT oder Zapier nicht auf das Internet of Things beschränkt sind, sondern auch reine Webservices miteinander verbinden.

  3. Entschuldigung, aber das kommt mir doch etwas zu blauäugig daher. So wie eine Art Promotion für IFTTT (gab es nicht vor Jahren schon einen ganz ähnlichen Dienst von Yahoo?).
    Das Problem ist doch dass das „Internet der Dinge“ noch lange nicht so weit ist. Die Anbindung ans Internet (Voraussetzung für IFTTT) befindet sich ja gerade mal erst am Anfang. Rolläden oder Licht, z.B., werden ja zu gefühlten 99% immer noch manuell an- und ausgeschaltet. Etc.

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