Angst vor Netflix: Berechtigt oder nur heiße Luft?

Netflix investiert weitere 2 Milliarden US-Dollar in Eigenproduktionen

Quelle: freestocks.org, pixabay

Netflix' Wachstum scheint unbegrenzt. Der Streaming-Dienst hat sich weltweit einen Namen gemacht und macht mit Eigenproduktionen auch dem Kino Konkurrenz. Die Doping-Doku Ikarus hat 2018 sogar einen Oscar gewonnen. In 190 Ländern ist Netflix inzwischen erhältlich, wodurch die Haupteinnahmequelle nicht mehr die bleiben wird. Doch schaut man etwas hinter dem Hype, verblasst dieser, wenn man sich die Zahlen anschaut. Zum Einen sitzt Netflix auf einem Schuldenberg und trotz aller Euphorie verbleibt der Streaming-Dienst auf den zweiten Platz nach Amazon.

Der Sender Sky hat im dritten Quartal 2018 seinen Platz gegenüber Netflix räumen müssen, Amazon verbleibt mit seinem Dienst Prime mit 9,9 Nutzern an der Spitze. Wobei auch dies mit Vorsicht zu genießen ist, da die meisten Amazon-Nutzer das Premium-Abo nutzen, um allein die Vorteile des -Shoppings zu erlangen und nicht sichergestellt ist, wie viele davon wirklich den Streaming-Dienst nutzen.

Netflix setzt auf Serienproduktionen aus Heimatländern

Bereits in den USA arbeiten Rundfunkanstalten und andere Streaming-Dienste zusammen, um sich gegen das zu stellen. Aber auch in anderen Ländern schließt man sich zusammen. In Großbritannien haben sich beispielsweise der britische Sender ITV der BBC und Channel 4 angeschlossen und unterzeichneten eine 5 Jahresvereinbarung über Investitionen in Höhe von 165 Millionen Dollar, um eine britische digitale Videoplattform zu etablieren.

Nichtsdestotrotz ist die Netflix-Aktie kurz darauf gestiegen, nachdem der Streaming-Gigant angekündigt hatte, dass er die Erwartungen der Anleger an Ertrag, Umsatz und Benutzerwachstum übertroffen hat. Ebenso hat Netflix 5,87 Millionen internationale Kunden dazu gewonnen, sodass es bis zum Jahresende rund 80 Millionen Kunden sein werden.

Diesen Erfolg hat Netflix durch eine geschickte Taktik erreicht: Nämlich ihr Publikum gezielt durch Produktionen in ihren Heimatländern anzusprechen. Das Unternehmen investiert Milliarden von Dollar in lokalisierte Inhalte und drängt auf Marketingpartnerschaften mit lokalen Telekommunikationsunternehmen, um seinen Vertrieb auszuweiten. In hat Netflix beispielsweise Anfang 2018 die Serie Dark äsentiert, welche auch international nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat.

Auch Amazon schließt an dieses Erfolgsmodell auf und setzt vermehrt auf Heimat-Produktionen. Mit Deutschland86 oder Matthias Schweighöfers You are wanted hat der US-Gigant erfolgreiche Produktionen auf den Markt gebracht.

Der Glanz verblasst: Netflix sitzt in Schulden

Um ihren Anspruch an exklusiven, eigenen Inhalten aufrecht zu halten und sich gegen alte und neue Konkurrenz zu wehren, will Netflix zwei Milliarden neuer Schulden aufnehmen. Damit würde Netflix' bisheriger Schuldenberg auf 10 Milliarden ansteigen. Dem Gegenüber steht ein Umsatzanstieg um 34 Prozent und etwa 4 Milliarden US-Dollar sowie ein Gewinn von 403 Millionen US-Dollar. Es bleibt fraglich, ob Netflix' Investitionen sich auf Dauer gegen die Schulden rentieren werden. Denn es gilt den Zuwachs an Kunden sowie Bestandskunden zu halten. Und dies kann einerseits nur durch neue Serieninhalte, andererseits durch Fortsetzungen beliebter Serien erfolgen.

Die Konkurrenz schläft nicht. Besondere Aufmerksamkeit richtet sich aktuell auf WarnerMedia und Disney, die beide 2019 an den Start gehen wollen. Serienproduktionen, welche den Big Playern der gehören und von Netflix lizenziert sind, könnten infolgedessen vom genommen werden. Insbesondere der Kinder-Bereich erfreut sich auf Netflix großer Beliebtheit, da dort viele -Produktionen wie “Findet Dory”, “Vaiana” oder “Ralph reicht's” zu Hause sind. Auch “Star Wars” Produktionen, Eigentum der Walt Disney Company, werden infolgedessen vielleicht nicht mehr auf Netflix verfügbar sein.

Der Kampf der großen Film- und Fernseh-Unternehmen am Streaming-Himmel beweist, dass sich der Fokus der Aufmerksamkeit in der Unterhaltungsbranche vermehrt auf Heimat-Publikum richtet. Eine große Frage bleibt, wie sich das Kino in diesem immer größer werdenden Geschäft behaupten wird.

Über Carsten Thomas 236 Artikel
Autor und Gamingnerd. Stets interessiert an Tech-Innovationen, Medienwandel und Technikutopien. Redakteur bei mobile zeitgeist.

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