Studie: App Nutzung nimmt weiter zu

smartphone addicts

Yahoo hat aktuelle Zahlen von flurry Analytics zur App Nutzung veröffentlicht. 540.000 und 1,8 Mrd. wurden weltweit in Bezug auf ihre Nutzungsintensität untersucht. Hierbei titelt Yahoo „Apps immer beliebter: Zahl der Heavy steigt um 59 Prozent“, was durchaus richtig ist, aber den Blick ein wenig verstellt, was genau die Zahlen aussagen.

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Daher habe ich die Daten einmal etwas zusammen gefasst:

Insgesamt ist die App Nutzung gestiegen, also von rund 1,4 Mrd. 2014 auf gut 1,8 Mrd. 2015. Ein von 33 Prozent*. Die Nutzergruppe, die Apps bis zu 16 Mal am Tag nutzt, verzeichnete hier ein unterdurchschnittliches Wachstum, die beiden anderen Gruppen ein fast durchschnittliches bzw. stark überdurchschnittliches.

Den größten prozentualen Schub (59%) verzeichneten die Heavy-User mit mehr als 60 App Nutzungen täglich. Hatte diese Nutzergruppe 2014 einen Anteil von 13 Prozent an den Nutzern insgesamt, so stieg dieser 2015 auf 15 Prozent und ist damit aber immer noch nicht einmal halb so groß wie die mittlere Gruppe der Nutzerintensitäten.

Die mittlere Gruppe der Nutzer, die Apps 17 bis 60 Mal täglich nutzen, ist ziemlich stabil. Sie wächst im Rahmen des Gesamt-Nutzerwachstums und behält damit einen Anteil von gut 30 Prozent.

Die „Light User“ mit einer App Nutzung von bis zu 16 Mal täglich wächst nicht so stark wie die anderen beiden und verliert beim Anteil an allen Nutzern leicht. Sie macht aber auch 2015 noch über die Hälfte der Nutzer aus (53%) und bleibt damit die dominierende Gruppe.

Insgesamt dominiert nach wie vor die geringe bis moderate Nutzung von mobilen Apps (85% der Nutzer).

Welche Thesen kann man aus diesen Zahlen ableiten? 

  • Die App Nutzung wächst weiterhin stark, neue Nutzer kommen hinzu. Nicht verwunderlich, verdoppelt sich doch der weltweite Smartphone-Markt bis 2020 auf 6,1 Mrd. Geräte.
  • Light User werden zu Middle oder Heavy Usern, intensivieren ihre App Nutzung also. Gründe könnten hier die Lerneffekte und damit einhergehende zunehmende Sicherheit im Umgang mit Apps sein, so dass für weitere Funktionen oder Problemlösungen nach Apps gesucht wird.
  • Ebenso intensivieren die Middle User ihre App Nutzung und werden zu Heavy Usern. Auch hier können positive und Lerneffekte die Auslöser sein.
  • Die Browser-Nutzung war nicht zufriedenstellend und die Nutzer wechseln zu Apps, um ihre Nutzungserfahrung zu verbessern.
  • Gelegenheitsnutzungen, die vorher im Browser durchgeführt wurden, werden regelmäßiger und der Wunsch nach einer verbesserten/leichteren Auffindbarkeit auf dem eigenen Device wird größer.

Flurry/Yahoo haben hier die reine Zahl der App-Aufrufe gemessen, nicht die Verweildauer in den Apps. Doch konnten sie bestimmte App Kategorien indentifizieren, die von den Heavy Usern erheblich häufiger genutzt werden als von den beiden anderen Nutzungstypologien.

Die in der Untersuchung als Vielnutzer identifizierte Gruppe nutzt Apps aller Kategorien häufiger als andere Anwender. Fünf Arten von - und -Anwendungen stachen besonders hervor: Sie werden von Heavy Usern mindestens doppelt so oft aufgerufen wie vom Durchschnittsnutzer. An der Spitze stehen mit Abstand Messaging- und Social-Media-Dienste. 6,56 Mal häufiger als Durchschnittsanwender nutzen Heavy User diese Apps.

Hilfs- und Produktiv-Apps folgen auf dem zweiten Platz. 5,27 Mal häufiger als der Durchschnitt setzen Heavy User Anwendungen dieser Gruppe ein, zu der unter anderem Browser und Tastatur-Apps, aber auch Apps für Aufgabenplanung und Textverarbeitung zählen. Dahinter folgen (drei Mal häufigere Nutzung durch Heavy User), Finanzanwendungen (2,55 Mal häufiger genutzt) sowie Nachrichten- und -Apps (doppelt so häufig genutzt).

Heavy User scheinen also nicht nur mehr Funktionen auf ihren Smartphones zu nutzen, sie versuchen auch, die eigene Nutzungserfahrung mit entsprechenden Tools zu verbessern (Tastatur- und Browser-Apps). Und sie sind offensichtlich erheblich kommunikativer (Messaging- und Social-Media-Apps) auf ihren mobilen Devices.

Diese Zahlen lassen keinen Schluss zu, ob auch in Summe mehr verschiedene Apps verwendet werden und entkräften damit den von Nielsen festgestellten Effekt der „App-Müdigkeit“ bei den Nutzern nicht. Im Umkehrschluss lässt sich aus diesen Zahlen auch nicht ableiten, dass Heavy User grundsätzlich mehr verschiedene Apps nutzen als Wenig-Nutzer. Hierfür wären detailliertere Untersuchungen notwendig.

*Yahoo weist in seiner Pressemeldung ein Wachstum von 38 Prozent aus, das ich rechnerisch auf Basis der veröffentlichten Zahlen nicht nachvollziehen konnte.

Beitragsbild: Shutterstock

Über Heike Scholz 429 Artikel
Nach über zehn Jahren als Strategieberaterin für internationale Unternehmen gründete die Diplom-Kauffrau 2006 mobile zeitgeist und machte es zum führenden Online-Magazin über das Mobile Business im deutschsprachigen Raum. Heute ist sie ein anerkannter und geschätzter Speaker und gehört zu den Köpfen der deutschen Internet-Szene. Weiterhin ist sie Beiratsmitglied für die Studiengänge Angewandte Informatik und Mobile Computing an der Hoschschule Worms. Als Co-Founder von ZUKUNFT DES EINKAUFENS, begleitet sie die Digitale Transformation im stationären Einzelhandel. Sie berät und trainiert Unternehmen, die sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellen und fördert mit ihrem Engagement die Entwicklung verschiedener Branchen und Märkte.

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  1. geekchicks.de » geekchicks am 28.09.2015 - wir aggregieren die weibliche seite der blogosphäre

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