
Bezahl-Schmerzen bis der Arzt kommt? Ein Startup bietet die Migräne-Pille für das Payment Problem. Dr. Lydia Solutions im Kittel berät jeden, der eine mobil-digitale Zielgruppe mit eine
r günstigen Bezahllösung erreichen will.Insbesondere junge Leute auf Events finden die App klasse, sagt der Arzt und VP Sales vom Startup Lydia. Wie auf dem Foto zu sehen ist, soll sich das Chaos von Bargeld, Kreditkarten und Überfallsorgen mit einer kleinen, schlanken Pille namens Lydia beiseite schaffen lassen. Auf den ersten Blick sieht die Lösung aus wie so viele Prepaid-Bezahl-Apps mit Offline, Online und P2P Payment-Funktion. Lydia hat es allerdings unter die „Europe’s 100 hottest Startups 2015“ von WIRED geschafft. Die App wurde in 2014 bereits 50.000 Mal gedownloaded, zum überwiegenden Teil von Millennials.
Aber jetzt nochmal von vorne: Ich bin auf der PARIS RETAIL WEEK, der Messe, die v ormals eCommerce Paris hieß. An Zahlungsdienstleistern mangelt es hier nicht. Die meisten großen französischen Banken haben einen üppig ausgestatteten Stand. AuchPayPal ist natürlich da, so einige PSP (Payment Service Provider) und andere bekannte Namen aus der Zahlungsbranche.
Da wäre zum Beispiel PAYLIB, eine Kooperation der Banken in Frankreich. Sie bieten einen Online-Zahlungsdienst à la PayPal, derzeit für Online-Zahlungen aktiv, aber Mobile und der stationäre POS sind in der Pipeline laut Auskunft einer Mitarbeiterin. Mehrere hunderttausend Bankkunden nutzen bereits Paylib. Die Funktion muss einfach nur im Online-Banking bzw. der Mobile App der Bank des Kunden aktiviert werden. Schwergewichte im französischen eCommerce wie venteprivee.fr, voyages-sncf.com (die frz. Bahn) oder den Accor Hotels zählen zu den Akzeptanzstellen.
Viele der aktuellen Nutzer sind zu Paylib gewechselt, weil Ihnen die Eingabe der Kreditkartennummer im Web zu unsicher ist, sagt die Mitarbeiterin. Als größte Herausforderung bezeichnet sie das Gleichgewicht in der Akquise, dass Akzeptanzstellen sowie Nutzer in einer gesunden Balance zu halten sind. Paylib erinnert einen sofort an das deutsche Projekt namens „paydirekt“, das Online-Bezahlverfahren der deutschen Banken und Sparkassen. Paylib ist nun zwei Jahre auf dem Markt und scheint guter Dinge. Bleibt abzuwarten, wie das Feedback auf paydirekt in 2017 sein wird.
Während auf der einen Seite versucht wird das Einkaufen und Bezahlen gänzlich zu
digitalisieren, steht auf der anderen Seite der Trend des Barzahlens für Interneteinkäufe. So kann ich auf dem Messestand von „YesByCash“ einen iPod Shuffle in einem Online-Shop bestellen, bekomme dann eine Art Bestell-Coupon zum Ausdrucken, den ich zwei Meter weiter an einer stationären Kasse im einem Tabakladen bar bezahle, um die Bestellung zu bestätigen und den Versand beim eCommerce Händler auszulösen. Die Bezahllösung ist an die Kassensoftware von 5.000 Tabakläden und anderen Geschäften eingebunden.Tabakläden in Frankreich bieten bereits Bankkonten für Jedermann und ohne Bank. In fünf Minuten kann in fast 1.000 Tabakläden jeder ein „Compte Nickel“ mit Bankverbindung und Zahlungskarte eröffnen, der einen Personalausweis, ein Handy und 20 EUR für das Starter-Kit mitbringt. Sowohl das Compte Nickel wie auch YesByCash addressieren sich natürlich in erster Linie auch an Kunden, die aufgrund ihrer finanziellen Situation kein Konto und keine Karte von einer klassischen Bank bekommen. In Deutschland fällt einem in diesem Kontext sofort „barzahlen.de“ ein. Wer digitales Bezahlen im Online-Shop verschmäht, kann in 6.000 Läden, u. a. Penny, dm oder real mit Scheinen und Münzen bezahlen.
Wieder in die andere Richtung, also hin zur vollkommenen Digitalisierung des gesamten Portemonnaies, denkt „Natural Security“. Die Alliance stellte auf der Messe eine biometrische Lösung vor, die nicht im herkömmlichen Sinne per Fingerabdruck auf dem Smartphone funktioniert. Unterschiedliche Kundenpfade wurden vorgestellt:
- Web 2 Store: Der Kunde bestellt z. B. eine Pizza online und wird am POS-Terminal bei Abholung über seinen Fingerabdruck identifiziert.
- Proximity Payment: Der Kunde authentifiziert sich an der Kasse per Fingerabdruck.
Interessant ist dabei, dass nicht das Smartphone für das Lesen des Fingerabdrucks genutzt wird.
- Entweder hat der Kunde ein kleines, mobiles Gerät (Sesame Touch) bei sich, welches den Fingerabdruck liest und per Bluetooth mit der Kassenterminal kommuniziert (eine Art digitale Box für alle Zahlungskarten, die das Portemonnaie ersetzt).
- Oder aber ein Fingerabdrucklesegerät ist am POS installiert und kommuniziert mit dem Smartphone des Kunden per Bluetooth.
In beiden Fällen wird der Fingerabdruck niemals in einer zentralen Datenbank gespeichert, sondern liegt auf einem Chip in dem Gerät des Kunden. Aus Datenschutzgründen kann dies als elementarer Aspekt betrachtet werden. Die französische Supermarktkette AUCHAN hat dieses System bereits ausgiebig getestet und wird nun bald mit einer aktualisierten Version an den Start gehen.
Jeder Blick über den Tellerrand beweist immer wieder, dass die Spielvarianten des Mobile Payment bzw. Payment 3.0 noch lange nicht ausgereizt sind. So hat auch die PARIS RETAIL WEEK den einen oder anderen Aspekt im Payment beleuchtet, der neue Ideen bringt.
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