P2P Payment – Wunderwaffe im Wettkampf der digitalen Bezahlverfahren? (Teil 2/3 – Update)

Anforderungen von Kunden und Providern

PPPayment

In diesem zweiten Teil unserer Serie zum P2P Payment geht es um die Anforderungen und Sichtweisen der an einem solchen Zahlverfahren beteiligten Stake Holder. Im ersten Teil hatten wir mit MobilePay der Danske Bank, M-Pesa und Venmo einige Use Cases vorgestellt, die exemplarisch für P2P Payment Lösungen stehen.

Customer View

Beim P2P Payment scheiden sich wie bei e-Commerce und Mobile Payments Bezahllösungen die Geister über den Kundenmehrwert. Die schnelle Verbreitung existierender Lösungen deutet aber darauf hin, dass die Möglichkeiten des P2P Geldtransfers  tatsächlich genutzt werden.

P2P Payment dient einem friktionsloseren und schnelleren Austausch von Geld zwischen Privatpersonen und werden ergo hauptsächlich zur Substitution von Bargeldtransaktionen und Banküberweisungen genutzt. Gegenüber Bargeld bietet P2P Payment die bekannten Vorteile des bargeldlosen Zahlungsverkehrs (z.B. keine Geldautomaten-Logistik). Gegenüber dem klassischen bargeldlosen Zahlungsverkehr bieten sich zudem weitere Vorteile wie die einfachere Zieladressierung der Zahlung (Mobilfunknummer oder Adressbuchkontakt vs. IBAN) sowie die in erfolgende Transaktionsbestätigung und – von der Lösung – auch die sofortige Transaktionsausführung. In Ländern ohne funktionierende Bankeninfrastruktur wird durch P2P-Bezahllösungen wie M-Pesa eine Teilnahme am Finanzkreislauf erst ermöglicht.

Klassische P2P-Anwendungsfelder sind das Teilen von Restaurantrechnungen oder von Kosten gemeinsam angeschaffter Geschenke. P2P konkurriert im erweiterten Nutzungsszenario mit privaten Geldtransfers ins Ausland (International Remmittance), z.B. von Gastarbeitern an ihre Familien im Heimatland. Gemessen am gesamten Transaktionsvolumen und -wert des Zahlungsverkehrs, einschließlich der Person-to-Business (P2B) und Business-to-Business (B2B) Zahlungen, ist das weltweite Potential von P2P-Zahlungen Stand heute jedoch vergleichsweise gering. Alleine in Deutschland wurden gemäß Bundesbank im Jahr 2014 in Summe ca. 18 Mrd. Zahlungstransaktionen verarbeitet, hauptsächlich Überweisungen, Lastschriften und Kartentransaktionen im P2B oder B2B.

Gehört man zu den Skeptikern wenn es um die Frage geht, ob P2P-Bezahllösungen einen hinreichend großen Kundenmehrwert generieren, lohnt sich ein Rückblick auf die Entwicklungen von Social Media Plattformen und Messengern. In der vor Facebook, Twitter, WhatsApp und Co. beschränkte sich der digitale Nachrichtenverkehr auf einen Bruchteil des heutigen. SMS und E-Mails schienen den Kundenbedürfnissen völlig ausreichend, der Kundenmehrwert internetbasierter Schnellkommunikationssysteme hingegen fraglich zu sein. Die aktuell große Nachfrage nach modernen Social Media Plattformen und Messengern haben sich diese Lösungen durch ihre Nutzerfreundlichkeit erst nach ihren Veröffentlichungen selbst geschaffen.

Sicherlich kann man noch nicht vorhersagen, ob P2P-Bezahllösungen ähnliches zu leisten im Stande sind, aber die Entwicklungen, nicht zuletzt in Dänemark, geben zumindest Grund zur Annahme, dass eine analoge Entwicklung möglich ist.

Provider View

Der Nutzen einer P2P-Bezahllösung liegt aus Anbietersicht im Vergleich zu klassischen ZV-Lösungen nicht unmittelbar auf der Hand. Sowohl im e-Commerce als auch im stationären Geschäft werden Erträge im Zahlungsverkehr über Transaktionsentgelte generiert, welche meist von den Händlern als Umsatzanteil abgeführt werden. Der klassische Geldtransfer zwischen Privatpersonen – z.B. via Bargeld oder Überweisung – gilt demgegenüber in Deutschland und den meisten anderen Industrieländern als kostenloser Service. Entsprechend schwierig gestaltet sich eine Kommerzialisierung.

Dennoch können Anbieter indirekten Nutzen aus einer P2P-Bezahllösung ziehen:

  1. Brand Awareness: P2P-Bezahllösungen gelten als innovativ. Eine weit verbreitete P2P Lösung generiert Aufmerksamkeit für die Anbieterbrand und kann vor allem bei etablierten Anbietern wie Banken einen Imagegewinn bedeuten.
  2. User Base als Grundlage für weitere Produkte: P2P Payment Lösungen können sich durch Netzwerkeffekte schnell verbreiten und so in kurzer Zeit hohe Nutzerbasen aufbauen. Als bestes Beispiel dient die MobilePay Lösung in Dänemark. Einmal installiert, kann die Lösung durch Upgrades um weitere Zahlungs- und Bankendienstleistungen erweitert werden. Auch erhöhen sich mit der Nutzerbasis die Verhandlungsmacht und das Interesse an der Bezahllösung bei Online- und Offlinehändlern. So ergänzte die Danske Bank ihre P2P-Bezahllösung nach kurzer Zeit um Bezahlfunktionen im stationären Geschäft und im e-Commerce, über welche klassisch Transaktionsentgelte eingenommen werden können.
  3. Transaktionsentgelt für Sondertransaktionen: Existierende Anbieter zeigen, dass auch direkt mit P2P-Bezahllösungen Umsatz generiert werden kann, sofern es sich um besondere handelt. So werden bspw. Transfers über Kreditkarten für gewöhnlich mit einer Gebü belegt. Da bei Geldtransfers ins Ausland über konventionelle Methoden (z.B. Auslandsüberweisung, Western Union) Gebühren anfallen, können diese Transaktionen auch bei P2P-Bezahllösungen mit Entgelten belegt werden, da Nutzer bereit sind, Zusatzkosten in Kauf zu nehmen.

Dies war der zweite Teil unserer drei-teiligen Serie zum P2P Payment. Die anderen Teile sind unten verlinkt. Im dritten Teil stehen die vollständigen Texte auch als Whitepaper zum kostenlosen Download bereit. Diese Artikelserie erschien erstmalig im Januar 2017 und wurde jetzt vollständig überarbeitet.

Über die Autoren: Dr. Wojciech Ganczarski ist Geschäftsführer und Gründer der visco consulting, einer Unternehmensberatung für den Finanzsektor. Als Spezialist für den Zahlungsverkehr und digitale Bezahlverfahren berät und begleitet er internationale Finanzdienstleister bei der Umsetzung strategischer Projekte. [Xing]

Martin Siering ist für die visco consulting als Consultant tätig und beschäftigt sich mit Zukunftstrends im Zahlungsverkehr sowie deren Auswirkungen auf die IT.[Xing]

1 Kommentar

2 Trackbacks / Pingbacks

  1. P2P Payment - Wunderwaffe im Wettkampf der digitalen Bezahlverfahren? (Teil 1/3)
  2. P2P Payment - Wunderwaffe im Wettkampf der digitalen Bezahlverfahren? (Teil 3/3)

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


Ich bestätige, dass die hier von mir eingegebenen persönlichen Daten in der von mobile zeitgeist genutzten Datenbank bis auf Widerruf gespeichert werden dürfen.