P2P Payment – Wunderwaffe im Wettkampf der digitalen Bezahlverfahren? (Teil 1/3 – Update)

Kundenakzeptanz und Marktchancen

PPPayment

In den vergangenen Jahren sind weltweit zahlreiche Person-to-Person Bezahllösungen (P2P Payment) auf den Markt gebracht worden. Wir verstehen darunter Bezahlfunktionen, bei denen Privatpersonen via Smartphone App Geld an einen über z.B. seine Mobilfunknummer identifizierten Empfänger senden können. Sender und Empfänger werden über die Transaktion in Echtzeit benachrichtigt, die Ausführung geschieht bei einigen Lösungen ebenfalls in Echtzeit.

Aktuell treiben insbesondere Banken und Fintechs die Verbreitung von P2P Payment auf der ganzen Welt voran. Darüber hinaus arbeiten auch Hightech-Unternehmen wie Apple und Facebook daran, eigene P2P-Bezahlfunktionen in ihre Produkte zu integrieren.

P2P Payment kann als elementarer Baustein eines umfassenden, digitalen Bezahllösungsportfolios betrachtet werden. Gegenüber den Person-to-Business (P2B) Lösungen in e-Commerce und Mobile Payments haben sie aber den entscheidenden Nachteil, dass Transaktionsentgelte im P2P zumindest in Deutschland nicht üblich sind. Damit entfällt zwar aus Business Case Sicht eine wesentliche Ertragskomponente, nichts-destotrotz kann P2P Payment für einen Anbieter sinnvoll sein.

Marktimpulse

Internationale Beispiele belegen die generelle Kundenakzeptanz von P2P Payment. Der im Jahre 2007 gestartete Dienst M-Pesa erfreut sich in Kenia bis heute großer Beliebtheit. Er ermöglicht den Transfer von Geld zwischen M-Pesa Accounts via PIN-gesicherter SMS-Textmessages. Das M-Pesa Konto wird von einem Treuhänder verwaltet.

Für den Geldtransfer wird ein Entgelt erhoben, das Guthaben lässt sich bei registrierten Agenten (z.B. Händlern) in Bargeld auszahlen. Die Verbreitung von M-Pesa erfolgte rasant, Mitte 2017 waren bereits 27 Mio. Kenianer bei M-Pesa registriert, 19 Mio. nutzten es regelmäßig (Quelle: Safaricom Annual Report 2017). Als Grund für die schnelle Durchdringung wird u.A. der Mangel einer flächendeckenden Banken- und Bargeldversorgungsinfrastruktur in Kenia gesehen.

Ein weiteres Beispiel ist MobilePay, eine P2P Payment der dänischen Danske Bank (DK). MobilePay wurde als App im Mai 2013 von der DK auf den Markt gebracht. Notwendig für die Nutzung ist die Hinterlegung eines Bankkontos und/oder einer Kreditkarte. Für die Durchführung der mobil beauftragten Transaktionen werden im Hintergrund gewöhnliche (SEPA-) Zahlungsaufträge generiert, die über die Zahlungsinfrastrukturen der Banken abgewickelt werden.

MobilePay ist für seine Nutzer grundsätzlich kostenlos. Entstehende Transaktionskosten werden durch die Danske Bank übernommen.

Mittlerweile hat MobilePay eine Nutzerbasis von 3,6 Mio. erreicht, wird in 49.000 Shops akzeptiert und verarbeitet 205 Mio. Transaktionen pro Jahr (Quelle: eigene Angaben Danske Bank, Stand Sept. 2017)

Im Verhältnis zu den 5,6 Mio. Einwohnern Dänemarks eine bemerkenswerte Marktstellung, die innerhalb von weniger als drei Jahren erreicht werden konnte.

Das dritte Beispiel stammt aus den Vereinigten Staaten: Die Venmo Mobile App ist seit 2009 am Markt aktiv, Venmo als Unternehmen gehört seit 2013 zum PayPal Konzern. Bei Venmo können Nutzer sowohl ein Girokonto, als auch eine Kredit- oder Debit-karte als Fundingquelle hinterlegen. Als Fundingziel dient das Girokonto bzw. der Checking Account hinter der Debitkarte oder ein Kreditkartenkonto.

Transaktionen zwischen Venmo Nutzern werden innerhalb des Systems und in Echtzeit verarbeitet, da Venmo mit einem eigenen Kundenguthaben arbeitet und somit nicht auf bestehende Zahlungsinfrastrukturen zurückgreifen muss. Die Nutzung von Venmo ist kostenlos, lediglich das Aufladen des Nutzerkontos per Kreditkarte wird mit einer Transaktionsgebühr von drei Prozent belegt. Venmo bietet darüber hinaus ein Social Network Feature, in dessen Rahmen Nutzer die Transaktionen von Freunden und Bekannten mitverfolgen können.

Die drei Beispiele zeigen das große Spektrum an P2P Payment Lösungen weltweit. Zum einen  existieren Lösungen, welche vollständig auf der heutigen Zahlungsinfrastruktur der Banken aufsetzen und als Mobiles Frontend dienen wie MobilePay („Offenes P2P-System“), zum anderen Lösungen, bei denen die Infrastruktur von der Verarbeitung der Transaktion bis zur Ein- und Auszahlung der Guthaben über eigene Kanäle stattfindet („Proprietäres P2P- System“). Hierfür ist M-Pesa das beste Beispiel. Venmo besitzt ebenfalls eine proprietäre Zahlungsinfrastruktur, die Ein- und Auszahlung erfolgt aber über klassische Zahlungsverkehrskanäle.

Während Transaktionen in proprietären Systemen grundsätzlich in Echtzeit erfolgen, müssen Empfänger von P2P-Transaktionen über offene Systeme in der Regel mit für den klassischen Zahlungsverkehr üblichen Ausführungszeiten von ein bis zwei Bankarbeitstagen rechnen.

Dies war der erste Teil unserer drei-teiligen Serie zum P2P Payment. Die weiteren Teile sind unten verlinkt. Im dritten Teil stehen die vollständigen Texte auch als Whitepaper zum kostenlosen Download bereit. Diese Artikelserie erschien erstmalig im Januar 2017 und wurde jetzt vollständig überarbeitet.

Über die Autoren: Dr. Wojciech Ganczarski ist Geschäftsführer und Gründer der visco consulting, einer Unternehmensberatung für den Finanzsektor. Als Spezialist für den Zahlungsverkehr und digitale Bezahlverfahren berät und begleitet er internationale Finanzdienstleister bei der Umsetzung strategischer Projekte. [Xing]

Martin Siering ist für die visco consulting als Management Consultant tätig und beschäftigt sich mit Zukunftstrends im Zahlungsverkehr sowie deren Auswirkungen auf die IT. [Xing]

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