San Francisco ist ein hartes Pflaster. Zumindest für Autofahrer, die einen Parkplatz suchen. Doch (un)glücklicherweise gibt es auch hierfür eine App: „MonkeyParking“.
Was macht diese App? Jeder eingeloggte User, der innerhalb des Stadtgebiets mit seinem Auto wegfahren möchte, kann den frei werdenden Parkplatz meistbietend an andere MonkeyParking-User versteigern. Und zwar unabhängig davon, ob dieser Parkplatz zusätzliche Gebühren kostet oder nicht. Der Nutzer, der den höchsten Betrag zu geben gewillt ist, erhält den Zuschlag und der Fahrer wartet so lange, bis der Meistbietende angekommen ist und direkt den Parkplatz übernehmen kann.
Damit folgt die App dem „Uber“-Prinzip, bei dem jeder registrierte User als privates Personverkehrsunternehmen auftreten kann, in dem er sein Auto und seine Fahrkünste für kommerzielle Fahrten zur Verfügung stellen kann. „Uber“ wurde eben erst in Berlin verboten, da es für die Ausführung nicht nur eines Gewerbescheins benötigt, sondern das Prinzip auch gegen das Personenbeförderungsgesetz verstößt. Gut, da ist Deutschland noch ein wenig strenger in der gesetzlichen Handhabung als andere Länder.
Nichtsdestotrotz stellt „MonkeyParking“ ein Warnzeichen dar, denn sie fordert die Grenzen des Kapitalismus heraus. Was, wenn wirklich jeder natürliche Vorgang plötzlich Geld kosten würde? Wenn die Tankstelle von nebenan die Preise nicht mehr über die elektronische Tafel verkündet, sondern die letzten Liter an die per App meistbietenden Autofahrer verkauft? Wenn die Wartezeit beim Hausarzt je nach freiwilligem Gebot verkürzt oder verlängert wird?
Nach mehreren Gesprächen mit Taxifahrern, die sich über das Unternehmen „myTaxi“ organisieren, kannibalisieren sich die Taxifahrer seit der Gebührenumstellung im Februar von selbst, als die AGBs für die Fahrer dahingehend geändert wurden, dass keine festen Beträge pro Fahrt mehr abgegeben werden sollen, sondern die Logik der App denjenigen Taxifahrer bevorzugt zum Fahrgast schickt, der bereit ist, prozentual am meisten an „myTaxi“ abzugeben. Dementsprechend wird es vermutlich auch bei Privatpersonen keine gesunde Grenze nach oben geben.
Gesetzlich werden all diese Auktionen, Apps und Geschäftsideen prinzipiell gedeckt, allein das Problem des fehlenden Gewerbescheins für den einzelnen dienstleistenden Nutzer ist eine juristische Hürde. Aber was passiert, wenn auch dieses Gesetz irgendwann einmal kippt oder kippen muss, weil sich die Idee eines festen Arbeitsplatzes längerfristig auflöst und immer mehr Menschen verschiedene Jobs gleichzeitig bedienen, weil sie – gesteuert und kontrolliert durch Apps – nahezu alles zu Geld machen können?
Eine App wie „MonkeyParking“ lässt sich relativ einfach entwickeln und ich bin mir sicher, dass das Prinzip zeitnah auch für deutsche Städte verfügbar sein wird. Und womöglich haben einige Entwickler bereits andere Ideen gefunden, physische oder zeitliche Knappheit finanziell auszuschlachten, seien es Parkplätze, Nummernzettel in Ämtern oder dringende Taxifahrten an belebten Bahnhöfen?
Das Internet hat viele Branchen und traditionelle Geschäftsideen (plakativ seien hier einmal die Musikbranche, Verlage oder Videotheken genannt) zum extremen Umdenken gezwungen. Womöglich sind es die Mobile Devices und Apps wie „Uber“ oder „MonkeyParking“, die nicht nur Branchen, sondern die gesamte Art und Weise, wie Menschen Geld verdienen, umstrukturieren und irgendwann eine eigene Gesetzgebung erfordern werden. Denn die technischen Hürden sind einfach zu nehmen. Es bedarf nur einer App, die in ihrem Bereich jeweils den Anfang macht.
finde ich gar nicht so dramatisch, wenn ich die Wahl zwischen 20 Min Parkplatz suchen, oder z.B. 3 EUR für das Freihalten bezahlen soll, dann sicher letzteres