Ursprünglich wollte ich gleich ans Eingemachte gehen, aber die Kommentare zum Startartikel dieser Serie haben mich erinnert: eine gute Diskussion fängt mit einer Definition an, damit auch alle über dasselbe reden. Also habe ich einige meiner Definitionsfolien hervorgeholt und fasse sie hier zusammen.
Fragt man fünf unterschiedliche Experten nach ihrer Definition zu „Mobile Payment“ oder „Mobile Wallet“ bekommt man in der Regel mindestens fünf verschiedene Antworten. Auch ein Blick auf die im Startartikel genannten Analystenhäuser bestätigt dies. Es entwickelt sich eine Vielfalt von Bezahlmethoden, die irgendwo ein mobiles Endgerät einbeziehen. Und dies ist auch schon der einzige gemeinsame Nenner bei allen: es ist mindestens bei der Auslösung oder Verarbeitung des Bezahlvorgangs – auf Kunden- oder auf Händlerseite – ein mobiles Gerät oder eine Mobilfunknummer im Spiel.
Eine Klassifizierung für Mobile Payment und Mobile Wallets
Dann aber geht es munter weiter mit unzähligen Begriffen und Kombinationen, die ich hier nie vollständig auflisten könnte. Ich mag die folgende Klassifizierung, die mir bei Kundenunternehmen ganz gut weiter hilft, um Abgrenzungen vorzunehmen:
- mCommerce und mPayment im Internet
Der Bezahlvorgang wird wie im Desktop-Internet abgewickelt, nur halt auf einem mobilen Endgerät. Z. B. wenn man in einem mobilen Webshop einkauft und am Ende mit Paypal oder der Kreditkarte auscheckt. Unterscheiden kann man dann noch zwischen „Remote Digital“, dem Einkauf virtueller Güter bzw. Services, die gleich auch auf das mobile Endgerät geliefert werden und „Remote Physical“, dem Einkauf physischer Waren / Services. - mCommerce und mPayment im stationären Handel
Manche sagen dazu auch „Proximity Payments“. Diese nutzen mindestens an einer Stelle im Prozess eine physische Infrastruktur im stationären Geschäft. Typische Beispiele sind hier NFC- oder QR-Code-Verfahren, wobei sowohl die lokale Kasse wie auch das Smartphone des Kunden an einer Interaktion beteiligt sind. Auch die schlichte Anwesenheit eines Kunden samt Smartphone kann genügen, wie im Beispiel von Square Wallet. - Omni-Channel Payment (Online & Offline integriert)
Nun ist im Handel heutzutage „Multi-Channel“ oder viel besser „Omni-Channel Commerce“ eine Top-Prio. So passen sich auch die Zahlungsmittelanbieter an und bringen Online-Offline integrierte Lösungen auf den Markt. Zu denken wäre hier z. B. an MasterPass von Mastercard oder Yapital. - Mobile Wallets (Multi-Service inkl. Payments)
Hier geht es um mehr als Payment. Auch wenn so einige Anbieter für ihre Payment Funktion gerne über ein Wallet sprechen, steckt doch in einem heutigen Lederportemonnaie typischerweise mehr drin als nur Zahlungsmittel: z. B. Coupons, Kundenkarten, Führerschein, Kaufhaus-Gutscheine, Bahnkarte, Packstationskarte, U-Bahntickets, Briefmarken, usw. Meine Definition dazu erschien bereits im Payment Update 2012. - Mobile Wallets für Coupons & Tickets
Da Payment sehr komplex in der Umsetzung ist, werden Mobile Wallets massiv dadurch ausgebremst. Einige Anbieter versuchen daher diese „Königsklasse“ vorerst besser wegzulassen und beginnen mit anderen Services mit geringeren Sicherheitsanforderungen und weniger beteiligten Parteien in der Wertschöpfungskette. Genannt sei hier als Beispiel nur Passbook von Apple.
Mein Anspruch ist hier nicht die perfekte Definition. Ich bin sicher, es gibt Lücken, Verbesserungsmöglichkeiten, usw. Aber es hilft um Orientierung zu geben und eine Abgrenzung vorzunehmen.
Auch ganz übersichtlich finde ich die Darstellungen von SapientNitro in einer Infografik.
Lange Rede kurzer Sinn: Der FOKUS
In der Serie Mobile Payment SWOT soll der Fokus klar auf „mCommerce und mPayment im stationären Handel“ liegen. Es geht um Zahlungsmöglichkeiten, die im stationären Handel einsetzbar sind oder sein werden oder sein könnten. Ausgeschlossen sind dabei ausdrücklich „mobile Akzeptanzterminals“, also mPOS wie z. B. das Square Dongle, Paypal Here, iZettle, sumup oder andere. Auch keine Berücksichtigung werden Zahlungsmittel finden, die nur im Internet oder nur über Carrier Billing einsetzbar sind.
In der Hoffnung, dass nun mehr Klarheit herrscht, geht es im nächsten Artikel der Serie an die SWOT Analyse für die erste Gattung von Unternehmen in der Mobile Payment Kampfarena.
Nachtrag:
In dieser Serie sind erschienen:
Teil 1: was gibt es Neues im Sommer 2013?
Teil 2: Definitionen
Teil 3: Mobilfunkanbieter mit aller Kraft voraus?
Teil 4: GAFA – Haben die digitalen Giganten die Lösung zum Problem ?
Teil 5: Microsoft & Samsung – Möchtegern oder Me-Too?
Teil 6: Banken – Wo bleiben sie denn?
Teil 7: Kreditkartenunternehmen – In der Ruhe liegt die Kraft?
Teil 8: Händler – näher dran am Kunden?
Teil 9a: Startups – wie kommt man auf diese Idee (Clusterung nach Assets & Traction)
Teil 9b: Startups – welche Erfolgschancen?
Teil 10: PayPal baut eine Rakete
danke maike – eine definition macht immer sinn. dann können sich alle darauf beziehen und man tappt nicht in den grauzonen der eigenen definitionen.