Mobile Payment Praxistest PAYSMART – Das Mobile Payment Memory

paysmart

Jetzt nimmst Du mich auf dem Arm, das glaube ich nicht. Solche und ähnliche Äußerungen höre ich immer wenn ich erkläre wie das Mobile Payment Verfahren PAYSMART der deutschen Post funktioniert. Zugegeben als ich vor einem halben Jahr auf dem Mobile Monday in Düsseldorf davon zum ersten Mal gehört habe, fand ich es auch ziemlich abgefahren. Wenn man sich aber etwas näher damit beschäftigt erkennt man ein paar recht pfiffige Komponenten.

Also hier zunächst einmal das Grundprinzip. Die Post fungiert als Zahlungsdienstleister zwischen dem Händler und den Endkunden. Aufladen ist nicht notwendig, statt dessen wird das Geld vom Endkunden per Lastschrift abgebucht und dem Händler überwiesen. Die Registrierung als Kunde ist relativ einfach und orientiert sich an den üblichen Standards. Konto anlegen – Benutzerdaten eingeben – der erste Authentifizierungscode kommt per SMS – der Zweite steht im Buchungstext einer 1 Cent Überweisung auf das eigene Girokonto. Aufwendiger ist dagegen schon die Händlerregistrierung. Ein Postident Verfahren ist ja ok, auch eine Kopie des Gewerbescheins habe ich noch verstanden, aber das zugesandte Monsterformular war dann schon eine Herausforderung. Um hier genügend Händler zu überzeugen braucht es schon Endkunden nahe der Millionen Schwelle oder eine aktive Vertriebsstruktur.

Ist diese Hürde aber genommen, erhält man nach 2 Tagen ein Begrüßungspaket mit Marketingmaterial. Als Händler braucht man dann nur einen PC mit Internetzugang und einen Drucker. Auf der Händlerseite loggt man sich ein und legt ein Geschäft und eine Kasse an. Für jede Kasse gibt es ein ausdruckbares Blatt Papier mit dem sich 48 Transaktionen abwickeln lassen. Zusätzlich muss man noch einen statischen QR Code ausdrucken, dieser repräsentiert nun die Kasse.

Kommt jetzt ein Kunde in das Geschäft und möchte mit PAYSMART bezahlen, öffnet er seine App scannt den QR Code der Kasse und lässt sich vom Verkäufer einen der 48 zweistelligen Transaktionscodes sagen. Diesen gibt er zusammen mit dem Betrag in die App ein und wartet auf das Ergebnis. Nach einigen Sekunden wird die Zahlung von der App bestätigt. Der Kunde zeigt die Bestätigung dem Verkäufer und dieser kann sehen ob die App die beiden Bilder zeigt, die auch auf seiner Kassenliste neben der Transaktionsnummer stehen.

Ist die Transaktionsliste abgearbeitet kann man sich eine neue ausdrucken. Man kann auch Transaktionslisten die verloren gegangen sind ungültig machen. Jede Transaktionsnummer kann immer nur einmal verwendet werden.

Positiv zu vermerken ist bei PAYSMART dass sich endlich mal ein Unternehmen traut die Kosten für den Handel auf seiner Webseite zu veröffentlichen. Laufende Kosten für den Handel entstehen ebenfalls nicht. Die Gebühren für die Abwicklung betragen, 1,75 % + 5 Cent je Transaktion. Das Verfahren ist auf Seite des Endkunden wie meistens frei von Kosten.

Fazit:

Nachdem ich die Funktionsweise von PAYSMART verstanden hatte habe ich mich erst mal gefragt was die Deutsche Post motiviert solch ein Verfahren an den Start zu bringen. Bei genauerer Betrachtung bietet PAYSMART aber zwei Vorteile die das Verfahren für die Post sinnvoll erscheinen lassen. Zum einen ist PAYSMART besonders günstig, wenn man viele Kassen hat. Zum anderen braucht bei diesem Verfahren nur der Kunde eine Mobilfunkverbindung, wenn der Kassier Vorgang also bei ihm zu Hause stattfindet ist diese mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vorhanden. Damit wäre PAYSMART also prädestiniert für PIZZA Lieferungen und alle Arten von Home Delivery sowie eben die POST.

Sind die weiteren Händler die sich für PAYSMART registrieren können nur Beifang und das eigentliche Ziel ist ein kostengünstiges Kassensystem für DHL? Die Registrierung als Händler ist jedenfalls nicht gerade einfach und wird wohl manchen Händler davon abhalten das System einfach mal zu testen. Dann sollte man sich aber um wenigstens darum kümmern möglichst viele Kunden zu gewinnen.

Eine Möglichkeit das System für Endkunden attraktiver zu machen wäre die Integration in bereits vorhandene Wallets. Hier drängt sich die netto App auf. Da ist die Post ja bereits  der Zahlungsdienstleister. Aber wie so oft im Mobile Payment kämpft auch hier jeder für sich, statt gemeinsam Synergieeffekte zu heben.

Über Rudolf Linsenbarth 91 Artikel
Rudolf Linsenbarth ist Senior Consultant für den Bereich Mobile Payment und NFC bei der COCUS Consulting GmbH. Zuvor war er 11 Jahre im Bankbereich als Senior Technical Specialist bei der TARGO IT Consulting (Crédit Mutuel Bankengruppe). Hier auf mobile zeitgeist schreibt Rudolf Linsenbarth in eigenem Namen . Mehr über Rudolf auf Twitter @Holimuk oder bei XING.

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