Mobile Payment – Fluch oder Segen

Mobiles Bezahlen

 

Was ist das Mobile Payment – Fluch oder Segen? Wir schauen mal genauer hin.

Für viele Besucher eines Supermarktes oder eines anderen Shops ist es die Horrorvorstellung. Bin ich wieder derjenige an der Kasse mit der Frau oder dem Mann, welche seine Geldbörse nicht findet, oder noch besser das Kleingeld passgenau aus seinen Hosentaschen kramt? Gefühlte 30 Minuten dauert der Bezahlvorgang und man hat sich schon dreimal gefragt, warum man sich nicht an der anderen Kasse angestellt hat.

Segen

In diesen oder ähnlichen Momenten wünschen sich viele Menschen einen einfachen, schnellen und komfortablen Zahlungsvorgang. Abgesehen von der EC und Kreditkarte mit seinem „Bezahlchip“ den ich nach Belieben aufladen kann, gibt es mittlerweile eine Menge Alternativen.

Da wäre die Möglichkeit mit seinem Fingerabdruck zu bezahlen, nachdem man sich in den jeweiligen Shops registriert hat. Dann gibt es die Möglichkeit über einen NFC-Chip mit einem Smartphone kontaktlos zu bezahlen. Nur das Smartphone vor das Kassensystem halten, den Kauf bestätigen und fertig.

Zukunftsvisionen sprechen sogar von einer Art NFC-Chip, der in den Körper implantiert werden kann. Damit kann ich dann ebenfalls Bargeldlos bezahlen und nutze den Chip direkt für den Eintritt in mein Fitnessstudio oder andere Institutionen.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Ich spare Zeit und Nerven. Das Suchen der Geldbörse entfällt, das Suchen nach dem Kleingeld und den richtigen Scheinen entfällt, die Schlangen an den Kassen werden deutlich kürzer. Ich brauche nur noch einen Chip, mit dem ich mein Leben und meine Hobbies gestalten kann. Und für mich als Benutzer ist dies alles einfach, denn mit einem Smartphone oder anderer moderner Technologie, kennt sich jeder soweit aus, dass zumindest die Bedienung keine Fragen aufwirft.

Fluch

Warum es neben dem Segen mit seinen positiven Auswirkungen auch einen Fluch gibt, liegt auf der Hand.

Der Mensch gibt mehr oder weniger seine Freiheiten und Rechte der Selbstbestimmung auf. In dem Moment in dem ich nur noch eine „digitale Währung“ einsetze, die aus Bits und Bytes besteht, unterwerfe ich mich zumindest denjenigen, die die Kontrolle darüber haben. Die Daten und Spuren, welche ich während meines Tages in Shops, Restaurants und anderen Stellen hinterlasse, werden von diesen Personen gesammelt. Alles zusammengefasst ergibt sich daraus ein Muster, welches auf mein Leben, meine Gewohnheiten und den Bewegungsradius Rückschlüsse gibt. Das bietet doch eine hervorragende Basis für einen Datenhandel, den es heutzutage ja bereits gibt, nur noch nicht in dem Umfang.

Habe ich Information über Menschen gesammelt, lassen die sich doch gut an Unternehmen verkaufen, die z.B. daraufhin ihre Werbung abstimmen oder ihre Produkte speziell dem jeweiligen Benutzer anbieten. Sicher gibt es noch das Bundesdatenschutzgesetz, aber gefühlt hält sich nicht jeder dran. Denn wenn sich jeder daran halten würde, dann könnte ein Datendiebstahl von zwei Millionen Kundendaten, wie bei Vodafone gerade geschehen, nicht passieren. Hier haben die internen Sicherheitsbarrieren und Systeme, wenn es sie überhaupt gegeben hat, versagt. Den Schaden trägt der Kunde, denn hier sind seine Kontodaten im Umlauf. Für Vodafone geht es eher nur um das Image.

Wenn ein Datendiebstahl schon Konzernen wie Vodafone, Telekom, oder Sony passiert, wie sicher sind meine persönlichen Daten dann bei anderen Anbietern? Wie viel soll den jemand über mich wissen? Das ist die Frage, die sich ein Nutzer stellen muss, bevor er sich auf diesen Trend einlässt. Denn eines ist in den letzten Monaten klar geworden. Die NSA und GCHQ sehen alles. Deren Programme zum Knacken von Smartphones und Verschlüssekungssystemen haben das Vertrauen in digitale Sicherheitstechnologien zu tiefst erschüttert.

Jede Smartphone-Plattform kann angegriffen und ausgespäht werden. Hier wird auch das aktuelle iPhone 5S mit seinem Fingerabdruckscanner zum willkommenen Objekt der Begierde, denn hier bekommen die Geheimdienste zusätzlich zu den Profildaten des Smartphoneträgers auch seinen Fingerabdruck.

Neben der NSA gibt es aber auch andere zwielichtige Personen, die sich mit einem Smartphone oder Fingerabdruck dann auch Zugang zu Ihrem digitalen Guthaben erschleichen können.

Dies sind nur einige Aspekte kurz angeschnitten, sollten aber dennoch den einen oder anderen Punkt aufzeigen, über den ein Nutzer sich Gedanken machen sollte.

Fazit

Ob das „digitale Bezahlen“ für Sie ein Fluch oder Segen darstellt, muss sicher jeder für sich entscheiden.

Doch eines ist klar, es war noch nie so einfach zu betrügen, wie es in der digitalen Welt möglich ist. Es lassen sich noch viele Beispiele aus der Praxis und des Internets finden, die dies belegen können.

Wenn ich als Nutzer meine Daten und Zahlungsmittel Unternehmen anvertraue, möchte ich auch eine Garantie, dass diese Daten nicht an Dritte oder Geheimdienste weitergegeben werden. Ich möchte sicher sein, dass alle sicherheitsrelevanten Systeme installiert, gewartet und auf aktuellem Stand der Technik sind, die meine Daten extern wie intern schützen. Da ein Nutzer solche Garantien aber von Unternehmen nicht bekommen wird, sollten Benutzer sich überlegen, wie weit sie dem Trend folgen möchte.

Eines an dieser Stelle ist klar, den Unternehmen ist eine digitale Währung, bzw. ein digitales Bezahlen lieber, denn somit entfällt das Bargeld zählen, das sichere Aufbewahren, die Fahrten zur Bank, etc.

Vielleicht möchte der Nutzer persönlich ja die Freiheit besitzen ein Geschäft auf die Art und Weise abzuwickeln und mit der Zahlungsweise, die ihm in dem Moment gefällt. Einen Geldschein in der Hand zu halten und damit zu bezahlen, gibt den Nutzern die Sicherheit, dass dieser Kauf nicht nachvollzogen werden kann.

Das Einzige was Ihnen kein System abnehmen kann, ist der Glaube in die Währung an sich, sei sie nun „echt“ oder „digital“.

Über Tim Schertgens 9 Artikel
Verfügt über 10 Jahre Erfahrung im Thema Enterprise Mobility. Seit 2003 nimmt er Aufgaben als IT-Berater und Autor wahr, seit 2010 mit der Spezialisierung auf einen ganzheitlichen Mobilityansatz (Enterprise Social Flexibility & Digitale Transformation & Digital/Multimedia).

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