Mobile Payment braucht Mehrwerte, sonst wird es nichts mit einem Marktdurchbruch. Immer wieder gerne zitiert wird Starbucks, einsam erfolgreich mit einem beachtlichen Zahlungsvolumen über mobile Endgeräte im stationären Laden. Aber insgesamt scheint die Schnellrestaurationsbranche inzwischen das Erfolgsrezept im Mobile Payment entdeckt zu haben. Nicht nur die Großen à la McDonalds & Burger King machen von sich reden.
Auch ein Startup in Deutschland lässt seine Nutzer schon mobil bestellen und bezahlen: opentabs aus München. Aber nicht nur in Süddeutschland, gerade heute gehen neue Lokale in Berlin mit opentabs an den Start: Fünf befinden sich im Einkaufszentrum Boulevard Berlin, eines in den Potsdamer Platz Arkarden. Und auch die Cocktailbar Dos Pescados in Berlin Steglitz wird dieser Tage dazu kommen.
Was die App genau macht und wo die Mehrwerte rund ums Bezahlen liegen, möchte ich einen der Gründer, Dirk Röder, heute direkt fragen.
mz: Dirk, in drei Sätzen, was macht opentabs und wie funktioniert es?
DR: opentabs ist eine App für die Gastronomie, die die Bestellannahme und den Bezahlvorgang vom Restaurant entkoppelt. Der Nutzer bestellt von unterwegs und geht vor Ort direkt zur Abholung, oder aber sendet von seinem Tisch unabhängig vom Service den Wunsch an die Theke.
mz: Wie und wo kann man mit Eurer App auch bezahlen?
DR: opentabs wurde in München gegründet und hier sind wir natürlich gut vertreten. Mit san francisco coffee company, Kaimug und dean&david konnten wir neben vielen Einzelgastronomen drei Ketten überzeugen und rollen nun deutschlandweit aus. Nächster Fokus liegt auf Berlin, dann folgen Hamburg, Stuttgart und Frankfurt. Auch in der Schweiz gibt es in Luzern und Basel erste Anlaufpunkte. Derzeit kann mit Mastercard und Visa bezahlt werden. In Kürze erweitern wir endlich um Sepa (Lastschrift). Der Hauptgrund, wieso Menschen unser Produkt noch nicht nutzen.
mz: Aktuell wird viel über Mehrwerte rund um das Bezahlen diskutiert, aber es ist nicht immer so einfach, erfolgreiche Mehrwertideen zu finden. Vielleicht ist es auch nicht immer das, was man vorher als Unternehmen denkt, was der Kunde am Ende wirklich gerne nutzt. Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Gibt es konkrete Praxiserfahrungen?
DR: Die Bezahlung ist ein Baustein, um dem Nutzer einen Mehrwert zu bieten. Sie ist sicher nicht alleine für den Vorteil verantwortlich. Fälschlicherweise wird opentabs auch öfters als „Bezahllösung“ betrachtet, nur weil wir eine mobile Bezahlung anbieten.
Die Idee wurde im Restaurant geboren, weil das Bestellen am Tisch öfter nicht so einfach ist. Dank unserer App ist der Gast in der Lage, selbstständig und unabhängig seinen Wunsch zu äußern. Allerdings zeigt sich hier der Vorteil nicht sofort, im Vergleich zum Bestellen von unterwegs bei einem Selbstbedienungskonzept. Daher haben wir im letzten Sommer den Fokus auf das gelegt, was offensichtliche Vorteile für Nutzer und Händler bringt: geringere Wartezeiten und mehr Service! Für ein abgerundetes Kundenerlebnis braucht es dann eben auch die Bezahlung in der App, weil der Kunde sonst trotzdem wieder an der Schlange vor der Kasse warten müsste.
Unsere Nutzer schätzen es bereits im Büro zu bestellen, an der Schlange vorbei zu gehen und an der Abholung einfach das Essen in Empfang zu nehmen.
mz: Ich habe die „Order & Pay Ahead“ Funktion mit der McDonalds App „GoMcDo“ vor einiger Zeit mal getestet – mein Urteil war zweischneidig, weil die 22 Schritte zur Durchführung das Ganze nicht unbedingt schneller oder besser gemacht haben. Gibt es da heute Fortschritte bzw. wie funktioniert es bei opentabs?
DR: Jetzt muss ich erst mal schnell nachzählen. Der Nutzer braucht bei uns 13 Klicks inkl. App Start und Auswahl des Restaurants für einen großen Espresso aus einer Karte mit 50 Artikeln. Da müssen wir aber trotzdem noch besser werden. Das Schöne daran ist doch, dass der Kunde entspannt in der U-Bahn, Aufzug, Auto, Büro usw. bestellen kann.
Mittels Angabe der durchschnittlichen Zubereitungszeit kennt der opentabs Nutzer die Abholzeit für den Kaffee; und bevor die Frage aufkommt, ein kalter Kaffee war noch nicht zu beklagen.
Zum Thema Abholung möchte ich unseren Stupser nicht vergessen. Der rundet unser Bestellsystem um eine Benachrichtigung per Push ab. Bei dean&david haben wir dieses System als Ersatz für die buzzer entwickelt. Es ist toll zu sehen, wie Kunden sich über eine Push Nachricht freuen, die Ihnen sagt „Dein Salat ist fertig zum Abholen“.
mz: Wie wird sich das Thema „Mehrwerte rund ums Bezahlen“ aus Eurer Sicht in Zukunft weiter entwickeln?
DR: Wir konzentrieren uns sehr auf die Abläufe und möchten zwei Parteien (Gast und Restaurant) über unsere Plattform zusammenbringen. Dabei ist opentabs die Antwort auf viele altbekannte Probleme mit Lösungen des mobilen Zeitalter. Die Bezahlung ist hier – wie man merkt – nur ein Baustein. Niemand nutzt unsere Anwendung, weil man damit jetzt supertoll mobil bezahlen kann. Ich glaube, dass es nicht die ultimative Bezahl-App geben wird, sondern Branchenlösungen. Ein gutes Bespiel für eine App mit Mehrwert ist myTaxi, sie gibt mir als Anwender eine nie gekannte Freiheit.
Die Revolution im Mobile Payment findet in der Änderung des Ablaufs statt und nicht mittels einer technischen Lösung. Hier zeigt Apple in seinen Läden ohne Registrierkasse, wo die Reise hingeht. Und wir haben mit Applebee’s in USA die erste Restaurantkette, die 100.000 Tablets auf Tische stellt, um den Gast bestellen und bezahlen zu lassen.
mz: Vielen Dank für das Gespräch.
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