Kaum ein Begriff hat in den letzten Tagen einen solchen Buzz generiert wie das Wort „(i)Beacon“. Über 70% der Suchergebnisse zu diesem Keyword bei Google stammen in Deutschland aus dem letzten Monat. Eine PR Meldung jagt die andere. Was steckt hinter diesem Buzzword und handelt es sich nur um einen Hype oder ist der (i)Beacon ein Gamechanger?
Was macht iBeacon?
Mit der iBeacon Technologie lassen sich Smartphones von Usern einfach und günstig erreichen. Dem User können personalisierte Push Nachrichten auf das Display gesendet werden, aber nur wenn er auch in der Nähe eines iBeacons ist. Die Reichweite des iBeacons wird derzeit zwischen 10m und 50m angegeben. Eine weitere Bedingung: Der User muss eine reagierende App auf seinem Smartphone installiert haben. Mit dem iBeacon können lokale Informationen auf das Display der User gesendet werden. Diese können mit verschiedenartigen Angeboten nach Uhrzeit und Besuchsanzahl ausgesteuert werden. Auch die Belohnung eines Check In oder eine letzte Info nach dem Check Out können als Info gesendet werden. Somit klingt die iBeacon Technologie nach einem spannenden Produkt für das Mobile Marketing. Aber nicht nur für Marketing, sondern auch im Bereich Service, Verkauf, Analyse kann es spannend werden. Aus ersten Pilotergebnissen kommen phantastische Zahlen ans Tageslicht: 81% der User haben das Angebot via iBeacon gelesen.
In der letzten Woche gab der iBeacon Technologieanbieter Sensoberg (ein Berliner Startup) auf der Location Web Conference bekannt, dass er seit zwei Wochen mit seinen iBeacons ausverkauft ist und aktuell auf eine neue Produktlieferung wartet. So ist es nun mal, wenn eine spannende Innovation auf bestehende Märkte trifft.
Aktuelle Beispiele aus der Welt und Deutschland
In den USA gab es in den vergangenen Wochen eine Vielzahl von Pilotprojekten. Sei es die Handelskette Macy, Apple Stores oder das Megasportevent „Superbowl“. Überall ist der iBeacon aufzufinden. Der Brauseriese Coca Cola hat sich bereits ein individuelles Konzept für die anstehende Fußball WM gesichert. Weitere Einsatzmöglichkeiten sind derzeit aus den Niederlanden vermeldet worden. Der Themenparkbetreiber Tulpenland hat seinen Erlebnispark mit iBeacons ausgestattet, um seinen Kunden eine bessere Navigation innerhalb des Parks zu ermöglichen.
Ebenso in Deutschland sind die ersten iBeacon Projekte am Start. Auch wenn hier der ein oder Anbieter etwas zu großspurig die PR Trommel gerührt hat. Shopnow ein brandneues Startup aus dem Hause Springer startet aktuell den Testmarkt in Hamburg und Berlin, jedoch nicht mit allen angesagten Händlern, sondern im ersten Schritt mit 5 regionalen Einzelhändlern.
Bei Shopnow können User Punkte sammeln, in dem sie den Laden betreten oder im Laden ausgewählte Produkte mit dem Barcode scannen. Für die gesammelten Punkte erhält der User verschiedene Prämien zur Auswahl. Meist handelt es sich um Freebies als Prämien. Ob das Loyaltyprogramm interessant genug ist, wird sich zeigen. Um die Hauptprämie ein iPhone 5c zu sammeln, muss der User schon einen erheblichen Spieltrieb mitbringen. Ebenso interessant ist der Amazon Gutschein in Höhe von 10€ als Prämie. Damit treibe ich die User mit dem stationären Händler Loyaltysystem gleich zum größten Wettbewerber. Bin gespannt wie hier die Erfahrungen sein werden. Aber wir befinden uns ja bekanntlich in einer Betaphase. Neu ist das Konzept nicht ganz. Bereits seit 2011 ist Scanmiles mit einem ähnlichen Konzept im LEH unterwegs, nur ohne Beacon Technologie. Eine weitere Hürde aus Sicht des Händlers an diesem Loyaltyprogamm: Zwar erhalten die User Punkte für Check In und kommen mit den Produkten in Berührung, aber am Ende des Tages zählt für den Händler nur der Umsatz. Vielleicht gibt es in einer späteren Phase eine erhöhte Punktzahl, wenn ich auch wirklich die Produkte gekauft habe.
Fast gleichzeitig ist das Hamburger Startup Yoints in den Markt eingestiegen. Auch hier war die PR etwas zu schnell. Der Anbieter vom Bonusprogramm „Smartbonus“ beim Hamburger Drogeriehändler Budnikowsky wird im ersten Schritt via QR Codes durchgeführt. Der Einsatz von iBeacons ist zwar schon in der Planung, aber bisher nicht Live. Auch hier erhalten die User Punkte für Check In und für das Scannen ausgewählter Produkte. Im Anschluss sind die Punkte in Prämien umwandelbar.
Ferner sind in der Gastronomie erste Konzeptansätze auffindbar. Ein Konzeptansatz ist z.B. folgender. Beim Betreten vom Lokal wird mir der iBeacon die aktuelle Speisekarte auf mein Display pushen. Im Anschluss kann ich sofort meine Bestellung via App in der Küche abgeben. Also nur eine Frage der Zeit bis wir u.a. von Vapiano, McDonalds oder einem anderen Fast Food Unternehmen eine PR Mitteilung erhalten.
Fazit
Das ganze iBeacon Universum klingt wirklich spannend. Jedoch sollte bei der Konzepterstellung genaue Überlegungen vorab durchgeführt werden. Um den iBeacon anzusprechen, benötige ich eine App. Folglich muss ich mir die Frage stellen wie groß ist bereits die Reichweite meiner eigenen App. Ansonsten muss ich hierfür erstmal Geld in die App Vermarktung stecken. Zweitens, noch sind keine validen Ergebnisse aus den ersten Pilotprojekten vorhanden. Eine übereifernde Pushnotifaction Handhabung wird der User als negativ Beurteilen und sicher ganz schnell die iBeacon Übertragung abstellen. Damit wäre der Siegeszug in diesem Bereich schnell vorbei. Das Thema Service sehe ich im Bereich iBeacon aktuell am Spannendsten. Wie wäre es, wenn z.B. die Deutsche Bahn diese iBeacons an jedem Gleis installiert, und somit eine schnelle Kommunikationsform bei etwaigen Verspätungen bietet. Gleichzeitig kann die Deutsche Bahn dem User eine kleine Entschädigung per Coupon zu kommen lassen. Auch am Flughafen, in Shopping Malls kann der iBeacon in Sachen Navigation positive Effekte bieten. Die Indoor Navigation hat sicherlich einiges an Servicenutzen für den User zu bieten. Aktuell ist es noch zu früh den iBeacon als Breakthroug, Hype oder Flop zu bewerten. Seien wir gespannt was in den kommenden Wochen noch alles passieren wird.
Spontan erinnert iBeacons etwas an den Bluetooth-Hype vor ungefähr fünf Jahren. Damals wurden Bluetooth-Säulen oder ähnliche Geräte aufgestellt und jeder, der mit seinem Handy (und eingeschaltetem Bluetooth) vorbeigelaufen ist, bekam Informationen oder weitere Downloadangebote übermittelt. Das Konzept war seinerzeit ganz gut, allerdings mangelte es an Akzeptanz und die technischen Hürde, dass man Bluetooth eingeschaltet haben musste, war einfach zu hoch. Hier ist es ähnlich, der Nutzer muss eine entsprechende App auf dem Smartphone installiert haben. Aber eine innovative Idee ist es allemal, einen Hype könnte es auch auslösen, aber ob es sich durchsetzen wird, ist fraglich.