Heute stehen wir in Sachen Digitalisierung noch ganz am Anfang der Entwicklung und das Ausmaß, wie sie unsere Lebens- und Arbeitswelten verändern wird, ist noch nicht absehbar. Was man jedoch erkennen kann ist, dass kaum ein Bereich, kaum eine Branche verschont bleiben wird. Nach der Musik- und Filmindustrie sind es heute die Verlage, das Transportwesen, bald werden es weitere Medienhäuser, die Finanzwirtschaft und natürlich das Gesundheitswesen sein. Alle hier nicht explizit genannten sollen sich allerdings nicht zu sicher fühlen. Auch sie werden die Digitalisierung erfahren.
Mittelstand hält Digitalisierung für irrelevant
Angesichts dieser Entwicklungen erstaunt es umso mehr, dass 70 Prozent der Mittelständler mit einem Jahresumsatz von bis zu fünf Millionen Euro derzeit digitalen Technologien keine Relevanz zusprechen und immer noch 61 Prozent dies auch für die Zukunft so sehen. 70 Prozent sind der Meinung, dass die Digitalisierung ihr Geschäftsmodell gar nicht oder nur wenig verändern wird. Dies geht aus einer Studie (pdf) hervor, die das Marktforschungsinstitut GfK Enigma in Wiesbaden im Auftrag der DZ Bank erstellt hat.
Entscheidungen unter Unsicherheit
Es wäre zu leicht, hier einfach die allwissende Onliner-Keule zu schwingen und allen Entscheidern in diesen Unternehmen Dummheit oder Ignoranz zu unterstellen. Sicherlich haben einige Unternehmer die Entscheidung, die Digitalisierung für unwichtig zu halten auf Basis von für sie relevanten Informationen getroffen. Und die Zeit wird zeigen, ob ihre Geschäftsmodelle tatsächlich nicht von den Auswirkungen der Digitalisierung betroffen sein werden.
Für viele Entscheider ist es aber sicherlich auch eine Mischung aus fehlenden (guten) Informationen, zu vielen Anbietern mit natürlich genau der perfekten Lösung für ein Problem, das noch nicht einmal genau erkannt und beschrieben ist und der Unsicherheit, ob und wenn ja wann man sich wie mit den digitalen Trends auseinander setzen sollte. Und so geht das Thema jeden Tag wieder im Trubel des Tagesgeschäfts unter, danach befragt, negiert man es einfach. Das ist unternehmerisch brandgefährlich, aber menschlich.
Wie sich ein Unternehmen dem Thema „Muss ich eigentlich etwas mit Mobile machen? Und wenn ja, was?“ nähern könnte, versuche ich einmal darzustellen. Hierbei werde ich für ein Unternehmen, dessen Kunden Konsumenten sind formulieren, das Vorgehen ist aber auch auf den B2B- oder B2E-Bereich problemlos übertragbar.
Evolution der Mobile-Nutzung
Menschen entwickeln sich ihr Leben lang und passen sich ihren veränderten Umgebungen an. Leichter haben es jüngere Generationen, die das heute vorhandene intuitiver erlernen als ältere, daher unterscheiden wir heute auch gern Digital Natives und Digital Immigrants. Auch ein Mobile-Nutzer entwickelt sich im Zeitverlauf, denn er lernt hier ebenso wie überall.
Die mobile Nutzung beginnt mit der Kernfunktion eines Mobiltelefons, der Kommunikation. Sprache, SMS, Mails, Chats, eben alles, um sich mit anderen Menschen auszutauschen. Manchen Nutzer reicht dies und sie bleiben einfach auf dieser Stufe. Nicht selten gehören Entscheider in Unternehmen dieser Gruppe an und sie schließen von ihrem eigenen Verhalten auf das ihrer Kunden. Auch dies ist zu tiefst menschlich, aber in den meisten Fällen schlicht falsch.
Mit neuen, leistungsfähigeren Geräten, insb. guten Displays, wurde es interessant, auch Inhalte am Mobiltelefon zu konsumieren. Nachrichten, Videos, Abruf von Informationen, z.B. Preis- oder Produktvergleiche und noch vieles mehr. Der mobile Nutzer hat die nächste Stufe der Evolution erreicht.
Nun werden nicht nur die Ansprüche des Nutzers größer, er möchte auch den nächsten Schritt gehen und das Gesehene buchen oder kaufen. Jetzt führt er auch Transaktionen an seinem Smartphone durch, vom Buchen von Hotelzimmern, Flügen, Leihwagen, über das Bezahlen im Taxi bis hin zu allen Kaufprozessen.
Diese drei Stufen der Mobile-Nutzung werde ich später wieder aufgreifen. Weiter geht es in den nächsten Tagen mit dem nächsten Artikel, in dem ich darstellen werde, wie Unternehmen mehr Klarheit darüber erhalten können, ob sie überhaupt, jetzt oder doch erst später mobile Angebote entwickeln sollten und welche Funktionen zu ihren Kunden passen könnten.
Artikel in dieser Serie:
- Digitalisierung: Braucht mein Unternehmen ein mobiles Angebot? (1/3)
- Digitalisierung: Wie nutzen meine Kunden mobile Lösungen? (2/3)
- Digitalisierung: 3 Tipps für Ihre Mobile Strategie
Titelbild: Shutterstock
Hey Heike,
interessanter Artikel. Auch ich bin für Mobilität von Shops kann aber auch verstehen, wenn vereinzelte Shops einfach nicht die Ressourcen dafür haben, bzw. die Ressourcen nicht dafür nutzen möchten. Leider kann das schwerwiegende Folgen haben.
Wenn sich ein Shop nicht sicher ist, ob es sich für ihn lohnt, den eigenen Shop auch mobil zur Verfügung zu stellen, dann gibt es auf folgender Seite eine ausgiebige Erklärung zur Überprüfung. So lässt sich in 4 Schritten zeigen, ob und wenn ja, wie viel Geld man durch das nicht Vorhandensein der mobilen Alternative verliert.
http://www.flyacts.com/blog/in-4-schritten-erfahren-ob-ihr-einen-mobilen-shop-anbieten-solltet/
Vielleicht kann so einigen Shop-Betreibern bei der Entscheidung geholfen werden.
Liebe Grüße,
Johanna