Im Interview mit Axios holt Apples CEO Tim Cook ordentlich aus und behauptet, dass die Mechanismen des freien Marktes unzureichend seien. Demnach wären Produkte, die aus der Tech-Branche kommen, nicht an sich gut oder schlecht. Unternehmen würden mit ihren Produkten nicht vorsätzlichen Schaden anrichten wollen. Leider wüssten aber viele nicht, dass ihre Produkte auch aus böser Absicht angewendet werden. Cook spricht es nicht direkt an, nimmt aber wahrscheinlich auf den Skandal um die illegale Nutzung von Facebook-Nutzerdaten Bezug. Die Firma Cambridge Analytica soll demnach versucht haben, den Präsidentschaftswahlkampf zu manipulieren.
Deswegen sei ein freier Markt die Basis für alles. Damit dieser aber funktioniere, wäre laut Tim Cook dennoch eine Regulierung nötig. In der Tech-Branche sei das laut dem Apple-Chef eben nicht der Fall.
Tim Cook holt gegen Facebook und Google aus
Wie solch eine Regulierung auszusehen habe, dazu äußerte sich Cook nicht. Seine Äußerungen folgen jedoch einem Rundumschlag, den der Apple-Chef bereits Tage zuvor gegen Google und Facebook ausgeteilt hatte. Im Zuge dessen hatte er sich für mehr Datenschutz ausgesprochen. Bei einem Besuch in Brüssel strafte Cook die beiden anderen Tech-Konzerne ab und griff sie direkt in punkto Datenschutz an.
Beide Konzerne machten den Großteil ihres Umsatzes mit zielgerichteter Werbung. Der Apple-Chef sagte, dass die Sammelwut an Daten beider Konzerne einer “Überwachung” gleichkomme. Im selben Zuge lobte Cook die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU als Vorbild für die Welt. Eine indirekte Antwort auf den Angriff erhielt Tim Cook bereits von Mark Zuckerberg. Der Facebook-Chef habe als Reaktion auf Cooks Äußerungen seine Manager darauf verpflichtet, in Zukunft nur noch Android-Smartphones zu benutzen. Damit wären iPhones in Zukunft bei Facebook quasi verboten.
Austeilen, aber auch Geld kassieren?
Tim Cooks neue Haltung als rechtschaffener Datenschützer wird allerdings auch kritisiert. Die Redakteurin Ina Fried fragte den Apple-Chef, wie das zusammengehe, dass dieser einerseits austeile, andererseits Apple von Google Milliarden Dollar erhalte, weil es Google als Standardsuchmaschinen-Dienst implementiere. Provokant sagte sie: „Wenn Sie wirklich wollen, dass der Nutzer völlig frei ist, warum nehmen Sie dann das Geld?“
Tim Cook meinte daraufhin, dass er die Suchmaschine für die beste halte und dies eben wichtig sei. Im selben Zuge fügte er jedoch hinzu, dass Apple dem Safari-Browser Kontrollen hinzugefügt habe, um Unternehmen wie Google davon abzuhalten, den Browserverlauf zu verfolgen. Gekonnt umschifft der Apple Chef damit die Tatsache, dass Apple ordentlich Geld durch Google verdient.
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