Warum man keine App braucht (3/3)

Tablet apps

In den ersten beiden Teilen unserer kleinen Artikelserie sind wir auf die sieben Aspekte, die gegen die Entwicklung einer mobilen App sprechen könnten, eingegangen. Dieser dritte und letzte Teil widmet sich den Enwicklungskosten und alternativen Vogehensweisen durch Cross Plattform Development und App Builder.

Was man noch wissen sollte

In den Punkten der ersten beiden Teile der Artikelserie sind Themen angesprochen worden, bei denen es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Es sind: Kosten für eine App, Crossplattform-Entwicklung und Benutzung von App-Buildern.

Zu den Kosten ist zu sagen, dass man bei professionellen Firmen in Mitteleuropa bei 10.000 Euro beginnt. Darunter sollte man einen App Builder nutzen – dazu unten mehr. Auf der anderen Seite der (nach oben offenen) Skala kann die Entwicklung eines umfangreichen Systems auch schnell die Marke von 100.000 Euro überschreiten. Start-ups sammeln teilweise Millionen ein, um sich die entsprechende Man-Power und das Know-how leisten zu können, das für die Umsetzung eines komplexen Systems notwendig ist.

Wenn man sich unsicher ist, sollte man ein Tool zur Berechnung von Projektkosten hinzuziehen, zum Beispiel von XINFO.

Wenn man für mehrere Plattformen entwickelt, scheint eine Cross Plattform Entwicklung eine gute Idee zu sein. Das heißt, man schreibt eine einzige Anwendung, die auf mehreren Plattformen läuft.

Das hat jedoch einige Nachteile. Da man hier eine Zwischenschicht verwenden muss, ist die App im Betrieb meist recht langsam, jedenfalls bei größeren Projekten. Auch in der Entwicklung selbst stößt man nach wie vor schnell an Grenzen, weil man es mit einer zusätzlichen Fehlerquelle zu tun hat und weil man mehrere Tools benutzen muss. Spätestens beim Testing kämpft man dann mit verschiedenen Betriebssystemen, Softwareversionen und Hardware-Varianten.

Weitere Nachteile sind:

  • Erweiterungen sind komplizierter zu integrieren und die Wartung des Codes ist schwieriger.
  • Features, die mit der Hardware arbeiten, wie Gesten, Multitouch Events oder Geo-Location Tracking, sind schwieriger zu implementieren.
  • Wenn während der Entwicklung Fehler auftauchen, ist es sehr wahrscheinlich, dass es für Android oder iOS Lösungen gibt. Bei Crossplattform-Entwicklung ist das nicht immer gewährleistet.
  • Die User haben sich an das Aussehen und an die Bedienung ihres Betriebssystems gewöhnt. Bei Cross Plattform Entwicklung lässt sich das oft nicht wirklich nachbauen, denn man benutzt ja nicht die nativen Tools.
  • Wenn es ein Update eines Betriebssystems gibt, muss die Zwischenschicht angepasst werden. Das ist nicht immer zeitnah gewährleistet und kann auch selbst wieder Bugs nach sich ziehen.

Das alles lässt sich mit einem professionellen Vorgehen handhaben. Doch es ist mit Sicherheit nicht so einfach und günstig wie eine Standard-Website.

Wenn man ein begrenztes Budget hat und das Projekt nicht zu komplex ist, kann man einen App Builder verwenden. Das sind Baukästen, mit denen sich Anwendungen für Smartphones/Tablets in einer einfachen Oberfläche zusammenstellen lassen. Der Code wird dann von dem Builder automatisch generiert. Für eine Vielzahl von Anforderungen reicht dies aus und es stehen viele Templates bereit, die man als Vorlagen benutzen kann. Bereits für dreistellige Preise lässt sich so die eigene App in die Stores bringen; in ganz einfachen Fällen ist sogar eine kostenlose Erstellung möglich.

Die meisten App Builder bieten iOS und Android an, manche Windows-Phone und Crossplattform (HTML5). Zudem gibt es meist ein CMS/Backend, um Inhalte einzupflegen und Anpassungen vorzunehmen. Zur Leistung gehört normalerweise auch der Release in den jeweiligen App Stores sowie die Auswertung des Nutzerverhaltens.

Zu den bekanntesten Anbietern in Deutschland zählen AppYourself und AppTitan. Man kann über eine Suchmaschine aber auch viele weitere Anbieter finden.

Ein umfangreiches Spiel oder eine komplexe Anwendung wie die Facebook App wird man mit einem App-Builder nicht erstellen können – für so etwas sind sie nicht gemacht. Aber sie können einem Blogger, einem Shop oder einem Künstler dabei helfen, seinen Namen bekannter zu machen. Zudem wird die permanente Weiterentwicklung der Softwaretechnik dafür sorgen, dass die Builder immer leistungsfähiger werden.

Eine individuelle und komplexe App wird aber auch in Zukunft eine Erstellung durch ein professionelles Entwicklerteam erfordern, und das wird sich auch nicht ändern.

Die Aussichten für die App

Für den einen mögen die Aussagen zu den Aussichten einer App ernüchternd sein, für den anderen eher selbstverständlich. Keinesfalls sollte sich jemand nur durch diesen Artikel von einem Projekt abhalten lassen. Jedoch sollte man sich einige wichtige Fragen durch den Kopf gehen lassen, bevor man viel Geld und Zeit in eine App steckt. Zu oft wird bei Hype-Themen die Vernunft hinten angestellt. Auch wenn im App-Markt eine gewisse Sättigung besteht, herrscht bei vielen immer noch Goldgräber-Stimmung. Das ist in Ordnung, sollte aber nicht von einem überlegten Vorgehen abhalten.

Andererseits: wenn man über die sieben Punkte nachgedacht hat, und nur wenige oder sogar keiner davon zutreffen, kann man das als Hinweis dafür nehmen, dass an der Ursprungsidee für eine App etwas dran ist. In dem Fall wäre es schade, die Idee fallen zu lassen. Es gibt genügend Bereiche, in denen sich mit mobilen Anwendungen immer noch Gewinn erzielen lässt. Diese gilt es zu finden, zu erkennen und durch Lösungen mit Mehrwert zu bedienen.

In dieser Serie bereits erschienen:

Über die Autoren: Moritz Biersack (Marketingleiter) und Dr. Ralf Wienken (technischer Redakteur) sind Mitarbeiter der X-info Wieland Sacher GmbH. Ein wichtiges Arbeitsgebiet dieser Firma ist die Erstellung von Auswertungssoftware für die produzierende Industrie. Ein weiterer Bereich ist die Entwicklung mobiler Anwendungen. Mit der erfolgreichen Realisierung einer Vielzahl von Enterprise-Apps haben sie sich auch in diesem Markt etabliert (www.xinfo.de).

Beitragsbild: Shutterstock

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