Die WiWo Konferenz „Mobile Ticketing & Payment“ am 10. und 11. November in Düsseldorf, war die erste Konferenz in Deutschland zum Thema nach dem Launch von Apple Pay. Interessanterweise war dies nicht das beherrschende Thema.
Apple macht es, NFC kommt, Haken dran, weiter im Text.
Nicht ganz, am 2.Tag war Apple dann doch noch mal das Thema im Ticketing Block aber dazu später.
Am ersten Tag wurden wir erst mal mit Daten und Fakten versorgt. Dazu trug vor allem der Vortrag von Walter Freese von TNS Infratest bei.
Wir konnten erfahren, dass jeder Deutsche im Schnitt 2,4 mit dem Internet verbundene Endgeräte verwendet. Dass bei Smartphones die prozentuale Durchdringung mit zunehmenden Alter abnimmt während sie bei Tablets über alle Altersgruppen annähernd gleich verteilt ist.
Die Zunahme an Endgeräten ist in allen Altersgruppen ungebrochen hoch. Wobei für Tablets gilt, die Zunahme ist in der Altersgruppe von 35 bis 64 besonders stark. Mobile ist auf jeden Fall ein Massenmarkt.
Die Untersuchungen zum Mobile Payment ergeben: Die Konsumenten sind offen für das mobile Bezahlen und Bargeld verliert.
Gut in Erinnerung wird den Teilnehmern auch der Programmpunkt bleiben, bei dem Maik Klotz und Marcus Hauer das Thema Design Thinking thematisiert hatten.
Eingeleitet durch eine Klotz typische Bemerkung „es gibt wohl mehr Vorträge über Mobile Payment als Transaktionen“ durften wir an Hand von kurzen Filmausschnitten Benutzern bei der Registrierung einer Payment App zuschauen. Die Qualen der Testprobanden übertrugen sich förmlich auf die Zuhörer im Saal.
Wir beobachteten das Ausfüllen endloser Formulare auf dem Smartphone oder die geeignete Wahl eines Passworts. Ich denke nächstes Jahr starten wir bei mz ein Special zum neuen Personalausweis am Smartphone und wie Banken das Geschäftsfeld mobile digitale Identität links liegen lassen.
Dass in der schönen neuen mobile Welt, mit seinen Daten getriebenen Geschäftsmodellen, nicht jeder machen kann was er will, wurde dann von Dr. Fleming Moos von Osborne Clarke dargestellt.
Was darf mit den Daten gemacht werden, die über die Beacons gewonnen werden? Gehört die Mac Adresse des Smartphones schon zu den Personen bezogenen Daten? Die Datenverarbeitungshoheit liegt beim Kunden und ist ohne seine Erlaubnis nur statthaft, wenn es dafür eine gesetzliche Vorschrift gibt.
Zum Abend stellten sich dann 3 Startups mit einem Geschäftsmodell im Beacon Umfeld vor. Diese waren im einzelnen Match2Blue, Sensorberg und Opentabs. Die Kongressteilnehmer konnten dann abstimmen in welches Unternehmen sie ihr Geld investieren würden. Sieger war das Geschäftsmodell von Opentabs sehr knapp vor den beiden anderen Startups.
Der Abend wurde mit einem Rundgang durch die Düsseldorfer Innenstadt abgerundet. Hier hat die Fa. Gettings in einer Reihe von Ladenlokalen Beacons platziert. Bei installierter Gettings App und aktivierten Bluetooth konnte man dann die Erfahrung sammeln wie einem die „Interaktionen“ auf das Smartphones gepusht werden sobald man sich einem Beacon nähert.
Im Ticketing Block wurde dann vor allem der Bereich App’s rund um das Thema öffentlicher Nahverkehr in den Mittelpunkt gestellt. Die Motivation ist hier unisono, die Kundenbindung herzustellen oder weiter zu steigern. Kundenwünsche sind vor allem Benutzbarkeit, eine hohe Datengenauigkeit sowie zusätzliche Inhalte.
Auf meine Frage, wie denn der Stand bei den NFC Ticket’s wäre, bekam ich die verblüffende Antwort. Man wolle hier zunächst auch auf Apple warten, da die Hälfte der Nutzer der Mobilitätsapps ein iPhone besitzt. NFC am iPhone würde derzeit ja nur Payment unterstützen. Dieser Film kam mir irgendwie bekannt vor! Ich habe aber dann während der Kaffeepausen mit einigen Teilnehmern gesprochen die diese Meinung überhaupt nicht teilen. Später kam dann auch Herr Orthofer von der Telekom, der auf die Piloten seines Unternehmens und von Vodafone verwies. Die Telekom möchte im nächsten Schritt die Tickets von 10 000 Mitarbeitern in das Smartphone bringen. Schauen wir mal!
Ein praktisches Beispiel für einen Ticketverkauf, bei dem auch NFC im Spiel ist, kam dann vom RMV. Dort kann man mit Hilfe der App ohne Registrierung einfach ein Ticket kaufen, sofern man ein NFC fähiges Smartphone und eine GIROGO Karte besitzt. Ein schöner Use Case für den ich hier bei mz auch mal einen Test veröffentlichen werde.
Interessant fand ich dann noch den Ansatz der Bahn, über Quixxit eine App zur Verfügung zu stellen, bei der der Kunde das für ihn beste Verkehrsmittel empfohlen bekommt. Das muss also nicht die Bahn sein, sondern auch mal das Flugzeug oder ein Leihwagen. Die Motivation so etwas anzubieten ist auch mit Personen in Kontakt zu kommen, die sonst nicht mit der Bahn fahren.
Mein persönliches Highlight des zweiten Tages war der Vortrag von Florian Wolfframm von PAYBACK. Er hat wie er es sagte, mal einen Einblick in den Maschinenraum gegeben. PAYBACK hat 24 Millionen Nutzer in Deutschland. Da fallen jede Menge Daten an, die nutzbringend verwendet werden können. PAYBACK weiß, dass Leute die Kaffee und Tabakprodukte kaufen sehr oft auch bei Zahnweißer zugreifen (darauf hätte man ja noch selber kommen können). Aber dass Menschen die ARAL Tanken gerne auch BIO Produkte erwerben und Menschen die Hamsterfutter kaufen oft einen Prepaid Mobilfunkvertrag haben ist schon nicht ganz so offensichtlich. PAYBACK weiß aber auch, dass ein männlicher Single der erstmalig ein Blond tönendes Shampoo kauft, mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % nicht mehr alleine durchs Leben geht.
Dieses Wissen nutzt PAYBACK um den Kunden genau abgestimmte Coupons zu senden. Übrigens von 7,7 Mrd Coupons sind 6,2 Mrd bereits digital.
Wie die Firma Bigpoint ihre Zahlungsdienstleister steuert konnten wir dann in einem sehr informativen Vortrag von Jochen Siegert erfahren. Ausgehend von den Erfahrungen im Online Payment, wurden Design Fehler in einigen Mobile Wallets veranschaulicht. Jochen Siegerts Fazit: Im m-Payment wiederholen sich 1:1 die Entwicklungen der dotcom-Blase vor 15 Jahren.
Beenden möchte ich meinen Beitrag zu dieser gelungenen Veranstaltung indem ich noch mal Walter Freese von TNS Infratest zitiere:
„…Mobiles Bezahlen hat ein hohes, bisher nicht ausgeschöpftes Potenzial. Innovationen sind nur dann erfolgreich, wenn sie bestehende Bedürfnisse adressieren, die noch nicht ausreichend gedeckt sind. Mobiles Bezahlen wird sich dann flächendeckend durchsetzen, wenn es sowohl die generischen Grundbedürfnisse des Bezahlens erfüllt (sicher, einfach, verfügbar) als auch die ‚smarten‘ Zusatzfunktionen von mobilen Devices ausschöpft. ..„
schade dass Vorträge heutzutage, mit den doch einfachen Möglichkeiten, nicht in Netz gestellt werden.
Über un-/geschnitte Beiträge (oder Auszüge) usw. könnte man ja noch „streiten“.