Mobile Payment ist ein komplexes Gebilde in dem viele Technologien und Business Partner mit einander arbeiten müssen. Hierfür ist ein Referenzmodell hilfreich. Ziel ist es unterschiedliche Ansätze besser miteinander vergleichen und bewerten zu können. Jeder Teilnehmer im Ökosystem, kann seinen eigenen Beitrag besser abgrenzen und erkennen, ob die einmal entwickelte Teillösung auch zu einem anderen Konzept passt.
Das von mir entwickelte „Mobile Payment Layer Modell“ beinhaltet die vier Schichten Communication, Authentication, Payment und Application, die in dieser Artikelserie beschrieben werden. Der heutige Artikel befasst sich mit der obersten Schicht, dem Application Layer.
Dieses Jahr auf den mdays 2013, habe ich die Stände aller APP Aussteller besucht, die angegeben hatten sich mit Mobile Payment zu beschäftigen. Auch der Anbieter einer bekannten APP zum Scannen von Barcodes erläuterte mir seine diesbezügliche Strategie. Auf meine Frage, was denn der Beitrag seines Unternehmens in diesem Fall sei, bekam ich die für mich sehr interessante Antwort:
„Wir liefern die Reichweite!“
Wer zieht aus dieser Kooperation den größeren Nutzen? Der Anbieter des Mobile Payment Systems, weil er durch eine bekannte APP die notwendige Aufmerksamkeit und Verbreitung erhält oder der APP Anbieter dessen Anwendung durch eine Mobile Payment Komponente eine deutliche Aufwertung erfährt? Daran schließen sich natürlich auch die folgenden Fragen an: Wer bezahlt hier wen? Wer definiert die Standards für die Schnittstellen?
Um diese Fragen zu beantworten habe ich mal die „Front Ends“ des Mobile Payment kategorisiert.
- Die Wallet APP
Diese APP befindet sich vollständig unter Kontrolle des Mobile Payment Anbieters. Er bestimmt selber welche Features darin enthalten sind. Beispiele für diese APP’s sind Google Wallet und weitere Wallet‘s wie das angekündigte „MyWallet“ von der Telekom. - Die White Label APP
Hier stellt der Mobile Payment Anbieter interessierten Marktteilnehmern eine komplette Wallet APP zur Verfügung. Diese kann dann personalisiert und um Zusatzfeatures erweitert werden. Ein mögliches Szenario ist:
Ein Mobilfunkprovider übergibt diese APP einer Bank, die das Ganze um eine Mobile Banking Komponente erweitert. - Walled Garden APP
Der Walled Garden steht für ein Geschäftsmodell, mit einem exklusiven Angebot, das nur einem bestimmten Kreis von Kunden zugänglich ist. Gleichzeitig ist dieses Angebot so gestaltet, den Endkunden möglichst fest an einen Händler zu binden.
Umsetzungsbeispiele für das obige Konzept sind die Payment APP’s von netto und EDEKA. - Erweiterung von Feature APP’s um eine Mobile Payment Komponente
Dies entspricht dem von mir zu Beginn meines Artikels beschriebenen Szenario. Feature APP’s mit hoher Reichweite (barcoo, COUPIES, kaufDA, …) tragen zur Verbreitung des Mobile Payment Schemes bei. Denkbar sind aber auch branchenspezifische Spezial APP’s die eine optimale Verschränkung zum Bezahlvorgang beinhalten. Also eine HRS APP mit der ich im gebuchten Hotel die Drinks an der Bar zahle, eine Lufthansa APP die mir das Bezahlen im Duty Free Shopp ermöglicht oder eine Personal Finance Management APP die auch Payment kann.
Dieses Szenario ist natürlich auch auf Sozial Media APP’s erweiterbar.
Fazit
Ein Wallet von einem Payment Anbieter allein wird wohl nicht die alleinige Lösung bleiben. Auch der klassische Geldbeutel aggregiert heute mehrere Zahlungsarten. Für die Verbreitung eines Mobile Payment Verfahrens sind Partnerschaften notwendig. Der Handel wird sich gerne daran beteiligen, bevorzugt aber eigene APP’s um seine Walled Garden Strategie umzusetzen (siehe netto und EDEDKA).
Auf jeden Fall werden dafür standardisierte Schnittstellen benötigt. Vielleicht gelingt es dabei auch die Sicherheitsrelevanten Teile in einer API zu kapseln. Dann müsste auch nicht jede APP einzeln vom Payment Anbieter zertifiziert werden.
Die Serie über das MPLM Referenzmodell ist hiermit beendet. Ende September werde ich in einer weiteren Serie die am Markt befindlichen Mobile Payment an Hand des MPLM bewerten und vergleichen.
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