Mobile Startups Insights: Der kritische Zeitpunkt – Vom Team zum Unternehmen

Es ist soweit: Im Rahmen unserer neuen Kolumne „Mobile Startups Insights“ veröffentlichen wir heute den ersten Artikel. Das Team ist einer der kritischsten Erfolgsfaktoren jedes Startups. Gerade Investoren betonen immer wieder, dass das Team für den langfristigen Erfolg wichtiger ist als die Idee.

Der Fokus des heutigen Artikels liegt auf dem Entwicklungsprozess von „wir sind ein Team“ zu „wir sind ein Unternehmen“. Falls Du Gründer bist und über eigene Erfahrungen berichten möchtest, schick uns eine E-Mail an startups@mobile-zeitgeist.com.

Es ist ein Paradox: Eine Heerschar von sog. Entrepreneuren oder Gründern wollen ein Unternehmen gründen und doch muss man feststellen, ein Startup ist kein Unternehmen, ein Startup ist der Versuch ein Unternehmen aufzubauen und viel zu oft wird der Sprung vom Startup zum Unternehmen verpasst.

Wir sind ein Team und wir sind alle gleich

Die Idee oder das Produkt steht am Anfang jeder Gründung. Getragen von großer Euphorie, Ehrgeiz und dem unbedingten Willen das eigene Startup erfolgreich am Markt zu platzieren, werden bereits in der ersten Phase die Weichen für den späteren Erfolg gestellt. Zu diesem Zeitpunkt möchte sich kein Gründerteam Gedanken über Verantwortlichkeiten, Haftung oder künftige Organisationsstrukturen machen. Gründer haben oft unterschiedliche Karieren hinter sich und vielleicht verbindet einige Teams auch der Willen, einfach alles mal anders zu machen als in den großen, ach so schwerfälligen und spießigen Unternehmen. Dramatischer wird es, wenn keiner der Gründer Erfahrung als Unternehmer oder Geschäftsführer mitbringt. Alles wird im Team entschieden und jeder redet bei allen Entscheidungen mit. Transparenz wird großgeschrieben und die neue Freiheit genutzt, um das große Ziel zu erreichen. Ein erfolgreicher Launch.

Wir sind ein Team und daher sind wir erfolgreich

Es ist geschafft. Das Produkt wird gelauncht und alle bisherigen Handlungsmuster werden durch den Erfolg bestätigt. Es gibt keinen Grund, die bisherigen Strukturen in Frage zu stellen. Zunehmende organisatorische Anforderungen werden pragmatisch gelöst. Jeder springt für den anderen ein und die steigende Arbeitsbelastung wird auf mehrere Schultern oder auch auch auf Externe verteilt. Das Team wird größer und neben dem formalen Blindflug wir Ineffizienz nicht wahrgenommen. Der Emailverteiler wird immer größer, die Dropbox platzt und wer ist eigentlich gerade Basecamp Administrator?

Wir sind ein Team und wir müssen darüber reden

An genauer dieser Steller ist der kritische Zeitpunkt erreicht, der erfolgreiche von weniger erfolgreichen Startups trennt. Starkes Wachstum oder auch der Einstieg eines Investors erfordert das Umdenken im gesamten Team. Es gibt gute Gründe, warum in etablierten Unternehmen gewisse Spielregeln und auch formale Anforderungen bestehen. Ein Investor wird kaum verstehen, warum die Domain mal eben auf den Namen des Freelancers registriert wurde oder warum es mit dem externen Entwickler keine klare Regelung über Vergütung oder die Rechte an der entwickelten Software gibt. Werden die organisatorischen Änderungen zu spät oder ohne ausreichende Kommunikation umgesetzt, entsteht oft der Eindruck von Misstrauen und der Erfolg des so lockeren und coolen Startups droht zu scheitern. Ein erfolgreiches Team erkennt spätestens jetzt den Handlungsbedarf und sollte sich über folgende Punkte gründliche Gedanken machen und Anpassungen in der Organisation vornehmen.

Communication

Klärung der Verantwortlichkeiten und gegenseitiges Akzeptieren getroffener Entscheidungen. Demokratische Prozesse werden mit zunehmender Unternehmensgröße schwieriger.

Contract

Schaffung vertraglicher Grundlagen mit allen Mitarbeitern und Dienstleistern. Etablieren erster minimaler Prozesse, um Strukturen und Abläufe zu schaffen. Das Thema ordnungsmäßiger Buchführung sollte einem spätestens jetzt wieder aus dem Studium einfallen.

Culture

Überdenken der Informationskultur, d.h. wer muss oder soll welche Informationen erhalten. Nicht jeder Mitarbeiter kann mit Problemen und Druck in schwierigen Situationen gut umgehen. Transparenz kann auch zu Angst und Unsicherheit führen.

Controlling

Kontrolle über die bestehende Infrastruktur (Passwörter, Zugänge zu Systemen, Berechtigungen für Ordner oder Software etc.) und über die etablierten Prozesse. Mit zunehmender Größe ist die eingeführte Struktur immer wieder anzupassen. Grundsätzlich sollte man an dieser Stelle „groß“ denken und das geplante Wachstum vorausschauend abbilden.

Fazit

Strukturen, Prozesse und Verantwortlichkeiten aus großen Unternehmen sind nicht immer schlecht. Es gilt seinen eigenen Weg mit dem Startup zu finden. Das Startup sollte sich auf seine Stärken konzentrieren und im Herzen seine eigene Perspektive auf eingetretenen Pfaden bewahren. Aus einem Startup wird ein Unternehmen, wenn man offen ist, bewährte Prozesse und Strukturen zuzulassen, ohne sich selbst zu verbiegen. Ein Startup ist ein unschlagbares Unternehmen, wenn es professionell gemanaged und aufgestellt ist.

Der Artikel wurde von Panos Meyer verfasst. Panos ist Co-Founder der Seat4a Gmbh & Co. KG, dem Unternehmen hinter der iPhone Applikation „Flying“. Vor der Unternehmensgründung war er mehrere Jahre Geschäftsführer eines großen Onlineportals und CEO einer Finanzholding AG in München.

 

Nächste Woche stellen wir euch den nächsten Artikel im Rahmen unserer neuen Kolumne vor. Wer Interesse hat, über seine eigenen Gründungserfahrungen zu berichten, kann sich gerne an uns wenden. Schickt uns einfach eine E-Mail an:

startups@mobile-zeitgeist.com

 

Über Manuel Jaeger 7 Artikel
Manuel ist Mitgründer von krittiq, eine soziale Empfehlungsapp für Filme, Serien und Bücher. Vor krittiq studierte er Industrial Engineering an der University of Cambridge.

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