Job-Hopper sind bei deutschen Arbeitgebern unbeliebt

Verschläft die deutsche Wirtschaft hier einen Trend?

In der deutschen Wirtschaft sind Job-Hopper verkannt. Ein Fehler?
Foto: Igor Link, pixabay

(*Update: “Sorry liebe LeserInnen. Aufgrund Pre-Weihnachtsfeier-Ausnahmezustand gab es ein kleines Durcheinander bei der Vollendung des Titels. Natürlich muss es im Titel „Arbeitgeber“ und nicht „Arbeitnehmer“ heißen. Anm. d. Autors)

Nach einer Studie des Job-Portals Indeed in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen Censuswide sind sogenannte Job-Hopper bei vielen deutschen Arbeitgebern nicht beliebt.

Über 2000 Arbeitgeber wurden in elf Ländern zu übermäßigen Jobwechsel von Arbeitnehmern gefragt, 200 davon in Deutschland. So gelten Arbeitnehmer zur Kategorie Job-Hopper, wenn vier Jobs mit einer Zeitspanne von bis zu sieben Monaten im Lebenslauf stehen. So wären 16 Monate für die befragten Arbeitgeber eine Zeitspanne, die für die meisten bis zum nächsten Jobwechsel akzeptabel sind.

Job-Hopper werden nicht eingeladen

Job-Wechsler, welche in kurzer Zeit in zu vielen gearbeitet haben, genießen in deutschen Unternehmen nicht den besten Ruf. So zeigt die Studie auf, dass drei Viertel Unternehmer potentielle Arbeitnehmer wegen zu vieler Kurzzeit-Jobs nicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen hätten. Ein Drittel der Arbeitgeber lehnt Kurzzeit-Jobber in ihren Unternehmen sogar ab.

Hierbei sind Männer in Führungspositionen sogar strenger als . Drei Viertel der männlichen Entscheider sehen zu viele Jobwechsel als Grund, Personen nicht zu einem einzuladen. Frauen sind in der Hinsicht etwas zuvorkommender. Als Erkenntnis der Studie sehen Personalabteilungen Job-Wechsler als Indiz für Unzuverlässigkeit an. Jemand, der öfters seine Arbeitsstelle wechselt, gelte demnach nicht als vertrauenswürdig.

Viele Unternehmen fürchten um ihren Ruf

Erfahrungen, die Arbeitgeber mit Job-Hoppern gemacht haben, fallen unterschiedlich aus. Rund die Hälfte der Arbeitnehmer, die Kurzzeit-Jobber beschäftigt haben, bereut es, diese eingestellt zu haben. Die andere Hälfte betrachtet Jobber auf Zeit eher positiv. So würden Arbeitgeber die Mehrwerte für die Unternehmenskultur, interessante Perspektiven und Ideen als auch das Know-How der neuen Mitarbeiter schätzen, die zuvor in mehreren Kurzzeit-Jobs gearbeitet haben.

Eine Liste an Job-Hoppern zeigt auf, dass es darunter durchaus berühmte Vertreter in der deutschen Wirtschaft gibt. Auf der anderen Seite sehen die Befragten es als problematisch, dass Job-Hopper neu ausgebildet werden müssen, dass Qualifikationen nicht vorhanden seien und dass sie dem Ruf des Unternehmens schaden.

Gerade im Kontext zunehmender Digitalisierung, in denen Fachkräfte mehr und mehr den Job wechseln, wirkt das Ergebnis der Studie überraschend. Im Zeitalter von Digital Nomads und einem zunehmenden Zuspruch von Freelancern kann ein Festhalten an Langzeit-Arbeitnehmern für Unternehmer gar kontraproduktiv sein. Wenn sich der Arbeitsmarkt hin zu Flexibilität verändert, müssen Arbeitgeber diese Auffassung gleichfalls annehmen, um für den Arbeitsmarkt attraktiv zu bleiben.

 

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2 Kommentare

  1. Viele Arbeitgeber und damit auch die dort arbeitenden Angestellten haben regelrecht Angst vor Veränderungen. Die Arbeit wird nach Schema F weitergemacht, egal ob der Grund, warum etwas so gemacht wird längst nicht mehr existiert. Oft hat man schon Angst vor einer neuen Office-Version auf dem PC. Wenn dann noch jemand kommt, der auch noch die Prozesse selbst in Frage stellt ist Weltuntergangsstimmung.
    Ich selbst komme aus dem IT-Bereich – genauer SAP. Auf einer Betriebsversammlung wurde erwähnt, dass die Arbeitnehmer im Durchschnitt über 26 Jahre dabei sind, sprich 90% kennen garnichts anderes. Eine Perspektive von außen kann da wirklich hilfreich sein. Ich selbst habe als Berater viele Firmen kennen gelernt – auch das Gegenteil, wenn die interne Statistik Dir eine Motivationsmail schickt mit dem Inhalt „Du bist jetzt 19 Monate dabei und somit länger als 55% Deiner Kollegen“ Genauso schlimm, denn es gibt keine Kontinuität und kein Vertrauen untereinander. Letztlich braucht man bewusst von beidem etwas. Kontinuierliche Veränderung in einem möglichst stabilen Umfeld.

  2. Die Unternehmen machen meines Erachtens etwas falsch, die „Job Hobber“ direkt auszuschließen. Diversifikation ist in meinen Augen sehr wichtig. Als Job Hobber (wenn man nicht gerade jeden Monat seinen Job wechselt) bringt man sehr viel Erfahrungen auf dem jeweiligen Gebiet mit ein und einen breiten Erfahrungsschatz. Es sollte als Chance betrachtet werden. Ich denke eher, die Unternehmen befürchten, nach einigen Monaten erneut die Stelle neu besetzen zu müssen. Es hat wohl eher mit Faulheit, denn mit der Reputation zu tun.

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