Vor Kurzem veröffentlichte heise einen Beitrag über die verzweifelte Suche der deutschen Automobilindustrie nach Informatikern. Der Mangel an IT-Fachkräften tritt immer deutlicher Zutage und je digitaler es allerorten werden muss, desto offensichtlicher wird dieses Ressourcenproblem. Aber wie nimmt die vielfach umworbene IT-Absolventenschaft die Angebotsseite aus der deutschen Automobilindustrie eigentlich oder eher möglicherweise wahr? Ein Perspektivenwechsel.
Absolventen-Empathie
Wenn ich heute zwischen 21 und 30 Jahre alt wäre, ungebunden und unbekümmert, mit einem Informatik-Abschluss in der Tasche, Automotive affin und alle wollten – mich. Die Welt und ihre Tech-Jobs stünden mir offen. Die weichen Faktoren würden zum alleinigen Entscheidungskriterium und ich in der komfortablen Position, mir meine Bedürfnispyramide nach oben hin personalisieren zu dürfen. Dort wo es kommod wird.
Ich bau mir meine Pyramide
Dach über dem Kopf, regelmäßige Mahlzeiten, Beruf, Geld – alles safe. Gehe auf Start und lade direkt das Upgrade. Will ich Innovation, Netzwerke erschließen, Abenteuer erleben, noch mehr Geld oder einfach noch mehr langfristige Sicherheit? Was würde ich machen, für wen entschiede ich mich?
Die Angebotslage
Wer bietet mir in meiner quasi ausschließlich medial geprägten Wahrnehmung was? Nachfolgend eine (subjektive) Zusammenstellung möglicher Einflussfaktoren meines Meinungsbilds:
Deutsche Automobilindustrie | Tesla | Waymo |
Weltmarktführer heteronome Mobilität Weltweiter Roll Out neuer E-PKW– und E-LKW-Modelle Anbieter weltweit anerkannter und geschätzter Verbrennungsmotoren Straftatbestände, Rückrufe und Mrd.-Strafzahlungen im Selbstzünder-Bereich. Möglicherweise Einstieg in Batterieproduktion, möglicherweise auch nicht. Anteilseigner weltweiter kartografischer Datenbestände. Große Zuversicht für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Selbstzünder-Bereichs. Große Zuversicht auch in E- und autonomer Mobilität und vielleicht auch Brennstoffzelle die Weltmarktführerschaft zu erlangen. Aktiv in Forschung zur Sicherheit in der E-Mobilität. Anbindung an weitere weltweit operierenden Personenbeförderer, z.B. mytaxi, moovel, car2go möglich. Zugriff auf umfassende, teils Jahrzehnte alte Konzepte, Dokumentationen, Pläne, Prototypen, Patente u.ä. in den Bereichen E-Mobilität, Brennstoffzelle. Zusammenarbeit mit innovativen Zulieferer KMU – sogenannten „Hidden Champions“. C-Levels und Managements teils in juristischer Auseinandersetzung, teils auf dem Absprung. | Fokus auf reine E-Mobilität Weltweiter Roll Out neuer E-PKW– und E-LKW-Modelle Der Wille proaktiv, autonome Mobilität im Massenmarkt zu realisieren. Betrieb einer der größten Batterieproduktionen und Expansion in EMEA in Kooperation mit einem japanischen Elektronik-Konzern. Anbindung an ziviles Raumfahrt-Raketenprogramm in Kooperation mit NASA möglich. Anbindung an ziviles Mars-Erkundungsprogramm möglich. Anbindung an in Entwicklung befindliches, dem Rohrpost-Prinzip folgenden, ÖPNV-/Personen-Beförderungsservice-Startup möglich. Anbindung an Brain-Computer-Interface-Startup in einem frühen Entwicklungsstadium möglich. Anbindung an Solarzellen– und Energiespeicher-Startup sowie Energieversorgungsunternehmen möglich. Zusammenarbeit mit Startups weltweit und internationalen Hitech-Entwicklern und Maschinenbauern möglich. CEO (Gründer und Teil-Inhaber) mit Sendebewusstsein, campt zum Teil in der Fabrik und eskaliert auch mal, wenn’s nicht so läuft, eckt öfters mal an.
| Mehr als 10 Mio. autonom gefahrener Testkilometer Seit 2017 schrittweiser Roll Out eines mobilen, hauseigenen, autonomen Personen-Beförderungsservice in Kooperation mit einem wachsenden Pool weltweit aktiver Automobilhersteller. Anbindung an Mutterhaus, einen führenden Technologie- und Softwarekonzern. Einer der führenden Anbieter eines cloudbasierten Service-Ökosystems für Unternehmen und Privatpersonen, Einbindung der autonomen Flotte hierin erwünscht. Integration des weltweit führenden, konzerneigenen Smartphone- und Mobile-Betriebssystem sowie Anbindung an anhängendes Software- und Mediendistributionssystem erwünscht. Inhaber weltweit genutzter Karten- und Navigationsdienste. Anbindung an weitere, weltweit operierende Personenbeförderer, z.B. Uber, Lyft möglich. Zusammenarbeit mit hauseigenen Startups weltweit und internationalen Hitech-Entwicklern und Maschinenbauern möglich.
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Und jetzt?
Ich wüsste immer noch nicht für was oder wen ich mich entscheiden würde. Aber ich weiß, wer etwas bewegen will oder muss, braucht eine Botschaft die ihre Adressaten positiv bewegt – in Vision und Produkten. Bei Deutschlands Rückgrat-Industrie habe ich diesbezüglich aktuell Wahrnehmungslücken. Und wer frühzeitig wollte, der hat heute – aber wer jetzt muss, hat es wohl schwer.
Für wen würde – im Perspektivwechsel – Ihr Herz schlagen?
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