Wo alt und neu zusammentreffen. Das war wohl der Kerngedanke, den größten Technologie-Kongress Baden-Württembergs, den Hightech Summit 2018, im Kraftwerk Rottweil auszutragen. Im Rahmen der Initiative Wirtschaft 4.0 BW des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau trafen etablierte sowie junge Firmen zusammen. Ziel war es, sich zu vernetzen, kreative Potentiale zu erkennen und innovative Projekte anzugehen.
Hightech Summit 2018 im Kraftwerk
Das Kraftwerk der Pulverfabrik Rottweil, im Jahr 1915/16 erbaut, diente der Stadt Rottweil einst zur Versorgung mit Elektrizität, Heißwasser und Dampf. Seit 1976 stillgelegt und verwahrlost nahm sich die Agentur trend factory des Gebäudes an, um daraus ein Veranstaltungsareal zu kreieren. Das Kraftwerk selbst steht damit im Geiste dessen, was den Spirit von Startups ausmacht. Aus vorhandenen Strukturen den Bedarf und damit die Chance erkennen und ein neues Geschäftsmodell erschaffen. Zugleich kann das Kraftwerk ebenso als Warnzeichen dafür stehen, wie schnell eine Industrie zum alten Eisen gehören kann, insofern man einen technologischen Wandel verschläft.
Viele digitale Player an einem Ort
Die Auswahl an Vorträgen auf dem Hightech Summit 2018 war breitgefächert. Etablierte Unternehmen, Startups, Experten aus Wissenschaft und Forschung präsentierten methodische Ansätze und berichteten aus ihrem Erfahrungsspektrum über viele Teilbereiche der digitalen Transformation. Unter anderem standen IoT, Blockchain, künstliche Intelligenz, Smart Data und autonomes Fahren auf dem Programm. Abgerundet wurde das Event durch die Vergabe des CyberOne Hightech Awards 2018. Passend zum 20-jährigen Jubiläum wurden die besten Startups Baden-Württembergs gekürt.
Der digitale Weg wird kein leichter sein
Obwohl man bei all den dargestellten inspirierenden Zukunftsperspektiven leicht zur Euphorie verleitet werden könnte, warnten nicht wenige Speaker davor, dass es in Deutschland mitunter noch ein weiter Weg zur vollständigen Digitalisierung werden könnte. Michael Kleiner, Ministerialdirektor, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau BaWü, brachte die Teilnehmer kurz nach der Begrüßung gleich auf den Boden der Tatsachen zurück. Er berichtete von dem Besuch des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann in Silicon Valley vor einigen Wochen. “Was ziehen wir da raus, damit wir uns nicht gleich erschießen müssen?” fragte der Landesvater nach seinen Eindrücken in der Francisco Bay.
Wir sind nicht Silicon Valley – und das ist gut so
Vielleicht sollten wir daraus ziehen, dass wir aufhören sollten, uns unbedingt mit Google, Apple oder Facebook vergleichen zu wollen. Vielmehr müssen wir unseren eigenen deutschen Weg der Digitalisierung gehen. Die besten Beispiele dafür lieferten die jungen Entrepreneure auf der Hightech Summit 2018 selbst. Sie zeigten auf, wie viel Potential bei uns daheim verborgen liegt. Beispielsweise das Startup Aucobo, die beim CyberOne Hightech Award 2018 in der Kategorie Life Science & Health Care den zweiten Preis gewonnen haben. Im Prozess der zunehmenden Automation der Produktionsprozesse ist ein vereinfachter Arbeitsablauf elementar für eine gesteigerte Effizienz. Um die Vernetzung zwischen Mensch und Maschine zu verbessern, hat aucobo eine Smartwatch App entwickelt. Da die Mitarbeiter keine Arbeitsgeräte wie Tablets in den Händen halten müssen, läuft die Kommunikation zwischen den Parteien schneller ab. Ein einfacher Kniff, doch mit großer Wirkung im täglichen Workflow.
Erfolgsrezept: Chancen erkennen und nutzen
Dass digitale Konzepte nicht zwangsweise neu sein müssen, zeigte das Startup wirsindhandwerk.de. Sie haben in der Kategorie IKT, Medien- und Kreativwirtschaft gewonnen. Bereits vor 19 Jahren hatte Myhammer.de die Idee, dem Handwerk durch eine digitale Plattform auf die Sprünge zu helfen. wirsindhandwerk.de hat diesen Grundgedanken aufgegriffen und daraus ihr eigenes Projekt gemacht. Die Webseite ist nicht wie Myhammer.de eine Vermittlungsplattform, die Preise vergleicht, sondern basiert komplett auf Kundenbewertungen, welche sich auf das Preis-Leistungs-Verhältnis der Handwerker beziehen.
wirsindhandwerk.de hat somit die Lücke erkannt und daraus ein Geschäftsmodell kreiert. Chancen und Risiken sind stete Begleiter der digitalen Transformation. Auf der Hightech Summit 2018 ist deutlich geworden, dass viele Unternehmen bereit sind, sich den Aufgaben zu stellen, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
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