Enterprise Mobility und der radikale Wandel der Unternehmenskultur

Enterprise Mobility
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Was bedeutet für Sie oder Ihr Unternehmen Enterprise Mobility?

Für viele Kunden, die ich betreue, bedeutet das Thema: die Zukunft des Arbeitsplatzes! Dies ist auch richtig, schließlich vollzieht Enterprise Mobility den größten Paradigmenwechsel seit Einführung des Desktop Computers.

Enterprise Mobility ermöglicht es Mitarbeitern, wenn deren Aufgaben dies zulassen, zu arbeiten, wann immer und wo immer sie möchten. Die notwendigen Unternehmensdaten stehen jederzeit zur Verfügung und das für jegliche Endgeräte, egal ob es ein Unternehmensgerät ist oder ein privates.

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Um diese Flexibilität zu ermöglichen, benötigt ein Unternehmen technische Lösungen, die jegliche Szenarien abbilden können. Und wenn alles dem Datenschutz gerecht werden soll, erhöht dies noch einmal die hohe Komplexität der Infrastruktur, die nicht nur technische Schnittstellen sondern auch viele Berührungspunkte in sämtliche Bereiche des Unternehmens hat. Jede erdenkliche Benutzergruppe sollte abgeholt und in die Prozesse mit eingebunden werden, damit Mobility Projekte auch erfolgreich verlaufen.

Was sind weitere wichtige Bestandteile der Enterprise Mobility?

Oftmals werden in den ersten Schritten die technischen Lösungen bei der Umsetzung priorisiert, die sicherlich auch sehr entscheidend sind. Jedoch wird oft der wichtigste Faktor außer Acht gelassen: der Mensch! Nur mit einem entsprechenden Wandel der Unternehmenskultur kann das ganze Potential der Enterprise Mobility genutzt werden. Nur wenn dieser Wandel vollzogen wird, kann die wichtigste Ressource im Unternehmen – der Mitarbeiter – die technischen Lösungen auch sinnvoll im Sinne der Produktivität nutzen.

Welcher kulturelle Wandel ist denn genau gemeint? An dieser Stelle möchte ich kurz ein paar Fragen in den Raum stellen.

Wie sieht Ihre Arbeit aus? Ist sie aufgabenbezogen? OK, aber wie würde Sie Ihr Vorgesetzter anschauen, oder Ihr Kollege, Ihre Kollegin, wenn Sie um 12 Uhr nach Hause gehen, um von dort aus weiterzuarbeiten? Oder Sie setzen sich zum Beispiel in einen Biergarten und möchten Ihre anstehende Aufgabe von dort erledigen, alleine um das schöne Wetter mit der Arbeit zu kombinieren und so einen natürlichen Ausgleich der Work Life Balance zu schaffen.

Ich habe viele Unternehmen erlebt und in diesem Punkt war es bei den meisten recht ähnlich. Es gibt immer einige, die der Meinung sind, dass der gerade gehende Kollege zumindest an diesem Tage dann nicht mehr arbeiten wird. Fragt man den einen oder anderen, kommen Bemerkungen wie:

„Sie/Er sitzt nun Zuhause und schaut in die Glotze, oder macht etwas anderes.“ Oder der allseits beliebte Spruch: „Na haste einen Halbtagsjob?“ Was bei manchen ironisch gemeint ist, ist bei ebenso vielen, auch tatsächlich so gemeint.

In unserem Alltagsleben ist die Flexibilität, die durch die neuen Medien erreicht werden, noch nicht in den Köpfen aller angekommen. Es besteht oftmals die konservative Einstellung, dass die Arbeitszeit gegen 8 Uhr beginnt und gegen 17 Uhr endet. In Berufen, die einen steten Tagesplan bedürfen, ist dies auch OK, aber nicht wenn der Mensch aufgabenbezogen arbeitet. Hier kann der Tag mal 12 Stunden dauern oder es wird auch einmal am Wochenende oder die Nacht durchgearbeitet. Es gibt dann aber auch Tage, da wird um 12 Uhr Feierabend gemacht oder man arbeitet direkt von Zuhause.

Wie machen die Unternehmen es richtig?

Was in vielen Unternehmen meist fehlt, ist ein Coaching im Umgang mit Enterprise Mobility und das Vorleben dieser Ideale. Dies fängt bei der Unternehmensführung und den Vorgesetzten an und sollte auch den Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden.

Ziel ist es dann, die Unternehmenskultur an die neu gewonnene Flexibilität anzupassen.

Dies bedeutet, dass ein Vorgesetzter über die Art und Weise, wie heutzutage gearbeitet werden kann, aufgeklärt wird. Das er dies selbst ausprobiert und auch zumindest ab und zu als Vorbild seinen Mitarbeitern vorlebt. Auch wenn es letztendlich vielleicht nicht seine favorisierte Arbeitsweise ist, muss er sich dementsprechend offen seinen Mitarbeitern zeigen und ihnen auch das nötige Vertrauen schenken.

Letztendlich ist es total egal, wo ein Mitarbeiter/in seinen Job erledigt, Hauptsache spätestens zum Abgabe- oder Liefertermin ist die Aufgabe zur vereinbarten Qualität erledigt. Dies führt gerade bei Vorgesetzten auch zu einer Art neuem Modell des Mitarbeiterführung. Da man sich nicht mehr regelmäßig oder nicht immer zur gleichen Zeit im Büro sieht, sollten zum Beispiel Regel-Meetings oder Jourfix-Telefonate vereinbart werden, um sich dementsprechend auszutauschen und auf dem Laufenden zu halten.

Und eines ist klar, Menschen sind unterschiedlich und diese Art des Umgangs und Führens von Mitarbeitern ist eine Lernkurve, da sie nicht jedem Wesenstypen entspricht.

Ein weiterer Bestandteil stellt die Pflicht der Vorgesetzten dar, die Mitarbeiter zu schützen und dafür zu sorgen, dass die Work-Life-Balance im Gleichgewicht bleibt. Die Unternehmensführung und Vorgesetzten haben Ihre Mitarbeiter klar zu informieren, dass längst nicht jede E-Mail nach Dienstschluss oder am Wochenende gelesen und beantwortet werden muss.

Genau hier liegen die Vorteile und Nachteile bei Enterprise Mobility sehr nahe beieinander.

Ja, ich kann wann und wo immer ich möchte arbeiten, aber ich muss es nicht. Gerade junge Mitarbeiter, die sich noch beweisen müssen oder wollen, sind eher dazu geneigt, nach Dienstschluss noch zu reagieren, als ältere Mitarbeiter, die ihren Beruf schon lange ausüben. Allerdings haben auch diese Mitarbeiter eine Lernphase erlebt, mit dem Ziel auch abschalten zu können. Manche Menschen können dies von Natur aus, andere hingegen haben ein Problem damit, abzuschalten und die Arbeit bis zum nächsten Tag ruhen zu lassen.

Eine unterstützende technische Maßnahme zum Schutz Ihrer Mitarbeiter könnte zum Beispiel die Deaktivierung der E-Mail Synchronisation zu einer bestimmten Uhrzeit sein. Dabei ist natürlich zu prüfen, ob dies für alle oder nur für einen Teil der Belegschaft funktioniert.

Über Tim Schertgens 9 Artikel
Verfügt über 10 Jahre Erfahrung im Thema Enterprise Mobility. Seit 2003 nimmt er Aufgaben als IT-Berater und Autor wahr, seit 2010 mit der Spezialisierung auf einen ganzheitlichen Mobilityansatz (Enterprise Social Flexibility & Digitale Transformation & Digital/Multimedia).

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