Studie: Fußgänger mit Smartphones leben gefährlich

Smombie

Schon der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass es gefährlich sein könnte, in Bücher oder Smartphones vertieft am Straßenverkehr teilzunehmen. Nun haben wir es auch schriftlich. Die Dekra Unfallforschung hat in sechs europäischen Hauptstädten Fußgänger beobachtet, die ihre Smartphones dabei nutzen. Fast 17 Prozent tun dies. In der Altersgruppe zwischen 25 und 35 Jahren waren es 22 Prozent.

Das Verhalten, tief in sein Smartphone versunken zu sein, während um einen herum das Leben stattfindet, hat in der Vergangenheit verschiedene Bezeichnungen hervorgebracht. „Generation Kopf unten“ (Head-Down-Generation) machte bereits 2014 die Runde. 2015 wurden dann „Smombie„, ein Kofferwort aus „Smartphone“ und „Zombie“, zum Jugendwort des Jahres gewählt.

Die Daten der Dekra Unfallforschung im Detail

  • 8 Prozent tippten
  • 2,6 Prozent telefonierten
  • 1,4 Prozent taten beides gleichzeitig
  • 5 Prozent trugen Ohrstöpsel, da sie nicht sprachen, wurde Musikhören vermutet
  • Frauen tippen mehr, Männer hören eher Musik

Auch die Städte unterschieden sich stark. Spitzenreiter war Stockholm mit 23,55 Prozent, dann folgte schon Berlin (14,9%), Paris (14,53%), Brüssel (14,12%), Rom (10,6%) und Amsterdam (8,2%).

Die Dekra zitiert dann in ihrer Pressemeldung noch die Unfallstatistik, laut der 22 Prozent aller Verkehrstoten in der EU Fußgänger seien. Die meisten verunglückten innerorts, in Deutschland sind dies ca. 70 Prozent. Jeder zehnte Todesfall auf deutschen Straßen würde durch Fehlverhalten von unaufmerksamen Fußgängern verursacht, Kinder seien eine „große Verursachergruppe“. Es gäbe aber wohl eine hohe Dunkelziffer von Unfällen, die auf Ablenkung durch Smartphones zurückzuführen seien.

Update: Die Stadt Augsburg hat im Sommer 2016 Boden-Ampeln für Smombies, sogenannte Bompeln, getestet. Das Satire-Magazin Extra3 hat einen sehr unterhaltsamen Bericht dazu gemacht:

Realer Irrsinn: Boden-Ampeln für Smombies | extra 3 | NDR

O2 hatte bereits mit der Kampagne „Watch Out!“ versucht, die Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken. Es wurden an ausgewählten Orten in München Beacons installiert. Näherten sich Jugendliche, die die App (iOS, Android) installiert und Bluetooth eingeschaltet hatten, so stoppte die App alle Aktivitäten auf dem Smartphone und blendete einen Warnhinweis auf dem Display ein.

Für das Jahr 2013 hatte die Schweizer Polizei bereits festgestellt, dass ein Viertel aller schweren Verkehrsunfälle auf Ablenkung zurückzuführen seien. Die Quelle der Ablenkung konnte für den Grossteil dieser Unfälle durch die Polizei nicht identifiziert werden. Eine Befragung der bfu aus dem Jahre 2012 ergab aber, dass nahezu 66 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben telefonieren oder Musik hören, wenn sie zu Fuss unterwegs sind. Ein erheblich höherer Wert, den die Befragung ergeben hat, als der von der Dekra durch Beobachten ermittelt wurde.

Die Lausanner Polizei reagierte darauf mit einem drastischen Video, von dem bis heute allerdings nicht bekannt ist, ob es eine positive Wirkung auf das Nutzerverhalten hatte.

Zaubertrick mit dem Smartphone im Strassenverkehr

Das Aufnehmen von Selfies ist auch recht gefährlich Im Jahr 2015 verunglückten 12 Personen bei der Aufnahme von Selfies tödlich. Das sind mehr Tote als durch Hai-Attacken. Durch die Raubfische kamen 2015 acht Personen ums Leben.

Beitragsbild: Shutterstock

Über Heike Scholz 429 Artikel
Nach über zehn Jahren als Strategieberaterin für internationale Unternehmen gründete die Diplom-Kauffrau 2006 mobile zeitgeist und machte es zum führenden Online-Magazin über das Mobile Business im deutschsprachigen Raum. Heute ist sie ein anerkannter und geschätzter Speaker und gehört zu den Köpfen der deutschen Internet-Szene. Weiterhin ist sie Beiratsmitglied für die Studiengänge Angewandte Informatik und Mobile Computing an der Hoschschule Worms. Als Co-Founder von ZUKUNFT DES EINKAUFENS, begleitet sie die Digitale Transformation im stationären Einzelhandel. Sie berät und trainiert Unternehmen, die sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellen und fördert mit ihrem Engagement die Entwicklung verschiedener Branchen und Märkte.

2 Kommentare

  1. Das ist das zweite Mal, dass ich überhaupt das Wort smombie in Verwendung finde. Da hatte man sich Blödsinn aus den Fingern gesaugt.

    • Das dachte ich auch und habe dann mal Leute gefragt, die Kinder in entsprechendem Alter haben. Die haben mir bestätigt, dass die Teenager das tatsächlich nutzen. Tja, das Alter oder Filterbubble ;-)

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