Am 4. und 5. Juni 2014 fand die Konferenz Mobile Wallet & Mobile Payment der WirtschaftsWoche in Berlin statt. Wir von mobile zeitgeist wollen hier kurz die Highlights anreißen.
Hervorragend moderiert wurde die Konferenz durch Klaus Jansen-Knor.
Der Einstieg erfolgte durch Marc Oliver Reeh Geschäftsführer des Center for NFC Management. Es war ein umfassender Rundflug über den aktuellen Stand von Mobile Payment.
Auch Mastercard will das überaus erfolgreiche Geschäftsmodell von PayPal aufgreifen. Das Produkt mit dem das gelingen soll heißt Masterpass. Neben Mastercard Produkten kann man noch andere Karten ablegen. Nach der einmaligen Registrierung braucht der Kunde nie wieder Kreditkarten Daten auf der Seite des Händlers eingeben.
Natürlich stellt sich die Frage, wo Mastercard sich denn besser platziert als PayPal? Man will dies über einen einfacheren Registrierungsprozess erreichen. Außerdem kann man über die Partner Banken Multifaktor Authentifizierungen gemäß PSD2 implementieren. Darüber hinaus wäre die automatische Übermittlung der Adressaten eine weitere Kommfortfunktion.
GS1 hat im Mobile Payment die Sicht des Handels. Von daher verwundert es natürlich nicht dass zu hohe Transaktionskosten als ein Haupthindernis im derzeitigen NFC Mobile Payment gesehen werden. Trotzdem NFC ist für GS1 gesetzt aber Image Scanner kommen so langsam auch an die Kassen.
Darüber hinaus wurde aufgezeigt, dass die Herausforderungen beim Mobile Couponing die des Payment um ein vielfaches übersteigen. Insbesondere die große Fragmentierung, bei gleichzeitigem Fehlen eines zentralen Verwaltungstools.
Zum Schluss leider die schlechte Nachricht, das Projekt NFC City Berlin verzögert sich weiter.
Impulsvorträge der MNO’s
Hier eine kurze Abfolge bei der die Mobilefunkunternehmen in einem Kurzvortrag Kernelemente ihrer jeweiligen Mobile Wallet Strategie vorstellen konnten. Hier mal einige Spotlights:
Vodafone informierte über gemeinsame Infrastruktur Projekte aller MNO’s . Damit muss eine Bank nur ein Integrationsprojekt starten und nicht vier.
Die Telekom gab mal eine Idee für Ihre Erwartung an das Erlösmodell preis. Dabei geht man in Bonn davon aus, dass der Konsument nur 15 % beiträgt, 85 % müssen von anderen Teilnehmern in diesem Ökosystem kommen. Also Handel, Banken oder andere Nutznießer der Mehrwertdienste.
E-Plus hat als einziges Unternehmen noch nicht gelauncht. Daher hier ein paar mehr Sätze zur Strategie. Neben NFC sieht man auch QR Code oder TAN Lösungen im Fokus. Das Wallet kommt aber zunächst ganz konventionell in Zusammenarbeit mit den üblichen Verdächtigen. Es wird also eine Prepaid Debit Maestro Karte von Wirecard geben. Das Wallet wird zunächst für BASE kommen und nach und nach für alle Marken ausgerollt werden. Wobei auch ALDI Talk nicht ausgespart werden soll.
Die Wallet kann aus dem Appstore geladen werden. Einzelne Dienste sollen dann in App aktiviert werden.
Telefonica ist seit September 2013 im friendly User Test. Besonderen Wert legt man auf die Tatsache, dass MPASS auch Online Zahlungsmittel im Internet ist.
In der anschließenden kurzen Podiumsdiskussion war dann eher Einigkeit im Lager der Mobilfunkunternehmen. Im Augenblick stehen Kooperationen im Vordergrund die helfen sollen die Banken besser an Board zu bekommen. Im Mobile Payment lauert die Gefahr nicht beim Mitbewerber aus dem Mobilfunksektor!
SQ Wallet ein Lastschrift basiertes QR Code Verfahren. Folgte mit einem interessanten Bericht über einen sehr umfangreichen lokalen Mobile Payment Piloten in Osnabrück. Lessons learned in einer kleinen Stadt und vielen Kooperationen erreicht man auch eine Wahrnehmung, ohne dass es ein Ölfeld kostet.
Die Firmen Paylife und Nexperts berichteten über ein österreichische Mobile Payment Initiative namens Austrian Wallet. Durch eine Beschränkung auf 6 Zahlkarten je SIM und einen Java Security Bereich für Coupons, wird die Verwaltung erheblich vereinfacht.
Danske Bank das größte Bankhaus in Dänemark hat ein P2P Verfahren in den Markt geschmissen, einfach dem Motto wir machen es mal. Man wollte eine schnelle Lösung bevor wieder ein OTT kommt. Die Idee P2P sollte so einfach werden wie Bargeld. Das Verfahren ist im Augenblick noch nicht kostendeckend wird aber auch als Marketing Instrument gesehen. Ab nächstem Jahr sind Überweisungen in Echtzeit auch zwischen Kunden verschiedener Banken möglich.
Ein Klotzbrocken konnte dann seine Meinung zu mobile Payment aus Kundensicht sagen. Welches Feature Maik Klotz von Mobile Payment überzeugen würde konnte er aber auch nicht sagen.
Christian Kammler bereitete mit seinem Vortrag den Besuch des Bitcoin Kiez vor, wo jeder Teilnehmer ein Bier im Room 77 mit Bitcoins bezahlen konnte.
Am zweiten Tag startete die DZ Bank als eine der beiden Zentralbanken der Volksbanken. Vorgestellt wurde ein NFC Mobile Payment Projekt in Hamburg auf Basis einer SD Karte. Eingesetzt wird die Lösung von Device Fidelity. Dazu gibt es eine eigene App mit der der Kunde alle seine Karten kontrollieren kann.
Die WGZ als zweite Zentralbank der Volksbanken betreut den Dortmunder Mobile Payment Piloten mit Telefonica. Technischer Dienstleister ist dabei der DG Verlag. Hier gab es auch mal wieder Zahlenmaterial:
- 195 aktive Kunden
- Durchschnittlich 2,4 Transaktionen pro Monat
- (Größtes Hemmniss geringe Zahl von Akzeptanzstellen)
- Durchschnittliche Bonhöhe von 24,68 € (Tendenz steigend)
- die Kunden geben dem System die Note 2,2
- 80 % wollen auf jeden Fall eine klassische Karte behalten
- 50 % wollen dass die Karte ebenfalls kontaktlos wird
=> Mobile Payment ist aktuell in ein Zusatzangebot. Die Karte ist immer noch das eigentliche Zahlungsmittel
Laut Stroer mobile ist der Haupt Use Case von Beacons ist nicht Payment sondern Lokalisierung. Damit die Interaktionen von Beacons und App marktrelevante Daten liefert braucht es Millionen von App downloads. Für Deutschland wäre mindestens ein Wert von 2 Millionen notwendig.
Der Ansatz der Gematik ist der eines intelligenten Gesundsheits- Netzwerkes unter Kontrolle von Ärzten und Patienten. Fernziel ist eine telemedizinische Versorgung für eine älter werdende Bevölkerung, in der es folgerichtig auch weniger Ärzte geben wird. Man will sich aber auf jeden Fall von den Healthcare Apps abgrenzen und rät dringend davon ab, dort Leistungen zu beziehen die man mit den eigenen Gesundheitsdaten bezahlt
Die Deutsche Messe berichtete über die Eigenentwicklung der Zutrittssysteme. Im Frontbereich für den Kunden das Aditus Speedy in dem ein Ticket Clearing mit nahezu jedem gängigen Ticket-Container (Papier – Smartphone Display – NFC) möglich ist.Jedes Jahr werden 10 Millionen Tickets gedruckt und noch einmal genauso viele Online versandt. Überraschenderweise sind beim print Ticket sind die Einlösequoten signifikant höher. Die Prozesskosten je Besucher betragen 2-3 €
Eine weitere Mobile Herausforderungen auf der Cebit ist die extrem hohe Anzahl von „Femd WLan Netzen“. Insgesamt 3400. Dazu kommen noch Maschinen die als Funktion nach dem Einschalten ein Wlan Netz aufspannen. Auf der DOMOTEX gab es sogar mal einen Teppich mit WLan.
Vorgestellt wurde das Handy Ticket der Münchener Verkehrsbetriebe. Aufgesetzt wurde das Ticket auf die Auskunft App des MVV diese wurde bereits 800 000 mal herunter geladen. Beantwortet werden pro Tag 300 000 Abfragen. Vor einem halben Jahr wurde die Ticket Plattform nachgezogen. Bezahlt werden kann über Kreditkarte oder SEPA Lastschrift. Gekauft werden können Tageskarten mit einem Vorlauf von 7 Tagen oder Einzelfahrten zum sofortigen Gebrauch. Der Ticket Verkauf lag anfänglich bei 66 000 Tickets pro Monat und stieg kontinuierlich auf 100 000 (Tendenz weiter steigend). Ziel ist ein Anteil von 20 % bis 30 %. Zurzeit liegen die Ticketvertriebskosten bei 12,5 % angestrebt wird ein Wert von unter 7%.
Fazit:
Wie man sieht ist die Pipeline an Themen für das Mobile Wallet gut gefüllt und vielleicht sehen wir in zwei Jahren Boris Becker in der Werbung eines Mobilfunkproviders wo er die Frage stellt:
Habe ich es schon drauf?