Mobile Recruiting: Wie Talente gewonnen werden [Update]

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51 Millionen Deutsche besitzen ein Smartphone, 45 Millionen nutzen das Internet täglich und das bis zu 160 Minuten jeden Tag. Das Smartphone hat den PC als primäres Gerät, um das Internet zu nutzen, abgelöst. Diese Veränderungen im Nutzerverhalten haben natürlich auch Einfluss auf die Personalabteilungen in den Unternehmen und es gilt, zukunftsfähige Konzepte für das Mobile Recruiting zu entwickeln.

Veränderte Erwartungen

Mit der Digitalisierung und der intensiven mobilen Nutzung haben sich auch die Erwartungshaltungen von Kandidaten stark verändert. Nach einer Kontaktaufnahme mit dem Unternehmen ist heute niemand mehr gewillt, vier Wochen auf eine Reaktion zu warten. Unternehmen müssen dafür sorgen, dass sie schnell und verbindlich reagieren.

Ebenso erwarten 41 Prozent der deutschen Fachkräfte einen unkomplizierten Bewerbungsprozess. Finden sie mobil ein Online-Formular, das sie ausfüllen sollen, verzichten 23 Prozent vollständig auf eine Bewerbung. Das ist vollständig verlorenes Potenzial.

Machen sich die Bewerber doch daran, sich mobil zu bewerben, brechen diesen Prozess aber ab, so setzen nur 20 Prozent dies an einem PC fort. Unternehmen verlieren an dieser Stelle 80 Prozent der stark interessierten Kandidaten, oftmals nur aufgrund eines schlechten mobilen Bewerbungsprozesses.

Bewerber erwarten von den Unternehmen mobil optimierte Unternehmensinfos (85%), mobil optimierte Stellenanzeigen (79%) und einen Social Connect, also die Möglichkeit, sich z.B. mit seinem Xing oder LinkedIn Profil zu bewerben (40%).

Quelle: Absolventa

Angebote noch ungenügend

Schaut man sich jedoch an, auf welche mobilen Angebote diese Erwartungshaltungen der Kandidaten bei den Unternehmen treffen, wird der Handlungsbedarf deutlich. Nur 56 Prozent von 160 DAX-Unternehmen haben heute eine mobile Stellenbörse, nur 31 Prozent ein mobil optimiertes Bewerbungsformular. Noch schlechter sieht es beim Social Connect aus, da sind es nur 16 Prozent.

Quelle: Wollmilchsau GmbH

Unternehmen müssen verstehen, dass ihre zukünftigen Mitarbeiter mobile Geräte intensiv nutzen, auch zur Jobsuche und für Bewerbungen. In Deutschland tun dies bereits zwei Drittel der Fach- und Führungskräfte und 80 Prozent von ihnen würden ihr Smartphone gern auch für Bewerbungen nutzen.

Mobile verstehen

Mobile Technologien können hier verschiedene Tools anbieten, die Jobsuche und den Bewerbungsprozess so einfach wie möglich zu machen. Das Smartphone verfügt über einzigartige Funktionen, die je nach Zielgruppe unterschiedliche Mechanismen nutzbar machen. Mit der Ortungsfunktion ist es möglich, dem Kandidaten Jobangebote in seiner Nähe anzuzeigen. Und mit der von der Dating Plattform tinder bekannten Wischfunktion können sehr schnell große Bewerberzahlen generiert werden, indem man dem Bewerber ermöglicht, sich mit einem Wischen nach rechts gleich eine Bewerbung auszulösen.

Auch (Chat-)Bots können Unternehmen helfen, nicht nur geeignete Kandidaten anzusprechen sondern sie auch zu identifizieren, zu bewerten und vorzuselektieren. Damit könnten sie einen bestimmten Teil der Kommunikation übernehmen, interne Abteilungen entlasten und helfen, jüngere und technik-affine Zielgruppen zu erreichen.

Es sollte jedoch nicht der Fehler begangen werden zu glauben, dass der Einsatz von modernen Technologien alle Probleme im Recruiting lösen könne. Auch hier gilt, dass „Wir brauchen eine App“ kein zielführender Ansatz ist.

Schlanke Prozesse und neue Bewerbungskultur

Die unglaubliche Beschleunigung, die durch die intensive mobile Nutzung der Kandidaten erfolgt, erfordert in den Unternehmen eine Anpassung der Prozesse. Die Reaktionsgeschwindigkeiten müssen drastisch erhöht werden, Mitarbeiter und die eigene IT müssen darauf ausgerichtet werden. Es muss akzeptiert werden, dass mobile Bewerbungen absichtlich unvollständig und „anders als die von heute“ sind. Dem müssen nachgelagerte Prozesse Rechnung tragen.

Es ist ein Paradigmenwechsel, der ein Umdenken in HR- und Fachabteilungen erfordert. Die geht natürlich nicht von heute auf morgen, doch sollten die Unternehmen nun endlich etwas Geschwindigkeit für diese Veränderungsprozesse aufnehmen. Für den Wettlauf um die besten Talente muss man selbst eben auch schnell und flexibel sein.

Zu diesem Thema habe ich diese Woche einen Vortrag auf der ZukunftPersonal 2016, Europas größter Personalmesse, gehalten und mit Dr. Sebastian Dettmers, Geschäftsführer StepStone.de eine spannende Diskussion geführt. Die Slides gibt es in meinem Slideshare-Account.

Update: Den Kurzvortrag kann man hier noch einmal in anderer Form ansehen.

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Über Heike Scholz 429 Artikel
Nach über zehn Jahren als Strategieberaterin für internationale Unternehmen gründete die Diplom-Kauffrau 2006 mobile zeitgeist und machte es zum führenden Online-Magazin über das Mobile Business im deutschsprachigen Raum. Heute ist sie ein anerkannter und geschätzter Speaker und gehört zu den Köpfen der deutschen Internet-Szene. Weiterhin ist sie Beiratsmitglied für die Studiengänge Angewandte Informatik und Mobile Computing an der Hoschschule Worms. Als Co-Founder von ZUKUNFT DES EINKAUFENS, begleitet sie die Digitale Transformation im stationären Einzelhandel. Sie berät und trainiert Unternehmen, die sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellen und fördert mit ihrem Engagement die Entwicklung verschiedener Branchen und Märkte.

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