Bisher konnte ich nur an den gesunden Menschenverstand apellieren, wenn es um den Einsatz von Beacons im stationären Einzelhandel geht. („Beacon“ soll hier als Gattungsbegriff für die von verschiedenen Herstellern angebotenen Bluetooth Low Energy BLE Lösungen gelten.)
Die Gefahren, die in der Nutzung von Push-Nachrichten und dem Tracking des Verhaltens der Kunden im Ladengeschäft liegen, erscheinen mir zu hoch, als dass man den Versprechen der ständig wachsenden Zahl von Anbietern in diesem Segment zu leicht Glauben schenken sollte.
Nun werden meine Befürchtungen von einer Studie, die OpinionLab im März 2014 durch geführt hat, bestätigt. Befragt wurden 1.042 Personen. Hier die Ergebnisse:
- Die Nutzer verweigern sich dem Tracking ihrer Smartphones. 80 Prozent halten es für nicht akzeptabel. Von diesen Befragten glauben wiederum 88 Prozent den Versprechen der Händler nicht, dass es das Einkaufserlebnis verbessern würde. Insbesondere wird dem Handel nicht zu getraut, die Daten sicher zu speichern (68,5%). Das Tracking wird als unangenehmes Ausspionieren empfunden (67%) und es wird bezweifelt, dass der Handel die erhobenen Daten wirklich nur für sich verwenden wird (60,5%).
- Diese Ablehnung zieht sich durch alle Altersgruppen. Auch die Millennials oder auch GenY genannten Nutzer lehnen das Tracking ab (77%) und bezweifeln die Datensicherheit bei den Händlern (76%).
- Wenn Händler in ihren Geschäften die Nutzer tracken wollen, erwarten 64 Prozent der Befragten ein Opt-in, nur 12 Prozent sind mit einem automatischen Tracken einverstanden. Gleichzeitig geben 64 Prozent an, dass sie sich auch bei einem Opt-in nicht tracken lassen würden, nicht einmal in ihren Stamm-Geschäften.
- 44 Porzent gaben an, dass sie eher nicht in einem Geschäft einkaufen würden, das seine Kunden trackt. 48 Prozent sagten, es würde sie nicht beeinflussen, acht Prozent antworteten, sie würden eher in ein solches Geschäft gehen.
- Wenn die Kunden eine Anerkennung erhalten sollen, wenn sie sich tracken lassen, erwarten 61 Prozent, dass sie Preisnachlässe erhalten, 53 Prozent plädieren für Gratis-Produkte.
Fallen lauern also überall, es schlicht falsch an zu gehen. Doch auch in diesen eher ernüchternden Ergebnissen steckt ein Funken Hoffnung für die Händler, die offen auf ihre Kunden zu gehen, deutlich machen, was sie tun, wie die Daten verwendet werden und was genau der Benefit für die Kunden ist, wenn sie sich beteiligen. Doch es ist wie gesagt nur ein Funken, die Ablehnung durch die Kunden wird meiner Meinung nach überwiegen und niemand sollte denken, die Kunden würden das Tracking schlicht nicht bemerken und man könne es heimlich tun.
OpinionLab hat die Studienergebnisse auch in einer Infografik zusammen gestellt.
Die Infografik gibt es hier noch einmal als pdf.
Danke an Cornelia Weiß von Handelskraft, die mich durch ihre Pingbacks auf meine vorherigen Artikel zu Beacons auf die Studie aufmerksam gemacht hat.
Die Studie ist wirklich sehr interessant. Gibt es auch schon eine vergleichbare Studie für den deutschen Markt? Zudem wäre interessant zu wissen, wie viele Smartphone Nutzer überhaupt BLE aktiviert haben.
Mir ist keine vergleichbare Untersuchung für D bekannt, wäre auch sehr daran interessiert. Doch ich denke, dass die Haltung zum Tracking am POS in D nicht positiver als in den USA sein wird. Auch wüsste ich nicht, dass es aktuelle Statistiken zur Bluetooth-Aktivierung gibt. Sobald ich etwas heraus finde, poste ich es hier bei uns.