Vom E-Learning zum Blended Learning: Tipps für die Umsetzung
Reines E-Learning in der Form von Web-based Trainings (WBTs) verliert immer mehr an Relevanz. Die neueste mmb-Trendmonitor-Studie für die E-Learning Branche berichtet, dass nur 55% der Befragten der Meinung sind, dass Web-based Trainings eine „zentrale Lernform“ darstellen. Dies kann zum einen daran liegen, dass für erfolgreiches Lernen mit WBTs eine hohe Eigenmotivation der Lernenden nötig ist. Wird bei der Gestaltung von E-Learning-Kursen kein Wert auf ansprechendes Design, abwechslungsreiche Präsentation des Inhalts und auflockernde, motivierende und interaktive Elemente gelegt, reicht die Lernmotivation oftmals nicht aus und die Trainingsmaßnahme zeigt nicht den gewünschten Erfolg. Zum anderen sind WBTs nicht für alle Themen geeignet ist. Gerade bei Themen mit viel Praxisbezug reicht die Darstellung der Lerninhalte mithilfe von Text, Bild/Grafik und eventuell Video nicht mehr aus, um das Thema zielführend zu vermitteln.
Stattdessen setzen Trainingsverantwortliche mehr und mehr auf performance-orientierte Lernformate wie Microlearning (93%), Erklärvideos (94%) und vor allem Blended Learning (97%), um einen schnellen Wissenstransfer im Alltag zu ermöglichen. Welches Format das richtige für die Vermittlung von Wissen ist, muss jedoch von Fall zu Fall entschieden werden, da jedes seine Stärken und Schwächen besitzt.
Der Blended Learning Ansatz
Dass Blended Learning für viele Trainingsverantwortliche eine wichtige Rolle spielt, liegt vor allem an der Vielseitigkeit des Formats. Die große Bandbreite an möglichen Lernmedien und -methoden ermöglicht die zielgenaue Konzeption der idealen Blended Learning-Strategie für das entsprechende Lernszenario.
Der Blended Learning-Ansatz kombiniert in der Regel das klassische Präsenztraining mit passenden Elementen der digitalen Weiterbildung, um die Vorteile der jeweiligen Methoden zu bündeln und die Nachteile zu verringern. So kann beispielsweise die Vermittlung der Hauptkompetenzen im Seminar stattfinden und die Wiederholung des Gelernten individuell per E-Learning stattfinden.
Ein übergeordnetes Lernmanagementsystem dient als zentrales Organisationsmedium, bietet die Möglichkeit zum Austausch der Lernenden und kann als Werkzeug zum Tracking der Performance dienen.
Der Blended Learning-Ansatz bietet die Möglichkeit, dass die eingesetzten Medien sowohl zu den zu vermittelnden Themengebieten passen, als auch zur Lernkultur der Zielgruppe. Dies fördert die Akzeptanz und Lernmotivation der Zielgruppe und führt damit zu einer hohen Effektivität des Wissenstransfers.
Erstellen Sie ein Profil der Zielgruppe
Um die passende Strategie zu finden, sollten Sie sich im Vorfeld bereits Gedanken über die Besonderheiten der Zielgruppe machen. Erstellen Sie ein Profil anhand der folgenden Punkte:
Wie medienaffin ist die Zielgruppe?
Welche Präferenzen oder Abneigungen kennen Sie?
Ist bei den Lernern bereits Vorwissen vorhanden und wenn ja, ist dies bei allen Lernern oder nur einem Teil der Lerner der Fall?
Welche Einstellungen hat die Zielgruppe zum Lernthema?
Wie ist die Motivation der Zielgruppe?
Auf diese Weise gewinnen Sie wertvolle Einsichten, die Ihnen dabei helfen, den passenden Blended Learning-Ansatz zu finden.
Prüfen Sie die Infrastruktur
Räumlichkeiten: Sind ausreichend Seminarräume für Ihr Projekt vorhanden?
Trainer: Gibt es genug Trainer mit den fachlichen Kompetenzen für Ihr Thema?
Gibt es genügend Trainer mit den methodischen Kompetenzen für Blended Learning?
Technische Gegebenheiten: Haben die Lernenden Zugang zu Computern/Devices für die Durchführung von E-Learning? Gibt es ein Lernmanagementsystem welches den technischen Anforderungen genügt?
Formulieren Sie die Lernziele
Der nächste Schritt ist die Formulierung der Lernziele. Die Lernziele Ihrer Trainingsmaßnahme sollten so präzise wie möglich formuliert werden, damit Sie im Nachgang den Erfolg der Maßnahme ermitteln können. Lesen Sie für weitere Informationen unseren Artikel zum Thema Lernziele formulieren.
Sichten Sie das vorhandene E-Learning-Material
Untersuchen Sie das vorhandene E-Learning-Material und überlegen Sie sich, ob es Sinn macht, die Lernmodule weiterhin zu verwenden.
Sind die Inhalte korrekt?
Ist die Darstellung noch zeitgemäß bzw. für die Zielgruppe geeignet?
Sind die Themen geeignet für das elektronische Lernen oder wäre es besser, sie im Präsenzunterricht zu vermitteln?
Welche Elemente kann man noch verwenden?
Gliedern Sie die Erkenntnisse in einer Liste: Welches Material ist vorhanden und kann so verwendet werden, was muss überarbeitet oder angepasst werden und welche Elemente müssen neu erstellt werden. So verschaffen Sie sich einen ersten Überblick.
Werten Sie die Trainingsinhalte aus
Als Nächstes erstellen Sie eine Auflistung der Trainingsinhalte und des vorhandenen Quellmaterials. Nun überlegen Sie sich, welches die ideale Präsentationsform für jedes Themengebiet im Kontext Ihrer Zielgruppe ist. Stellen Sie heraus, welche Teile des Trainingsinhalts am besten durch Präsenztraining abgedeckt werden sollten, weil zum Beispiel praktische Übungen besonders wichtig sind. Bei sehr schwierigen Sachverhalten empfiehlt es sich, zusätzliche Übungen oder Wiederholungen in einem E-Learning-Format bereitzustellen.
Auch leichtere Elemente können durch reines E-Learning abgedeckt werden.
Nachdem Sie jedem Unterthema die passenden Lernmethoden zugewiesen haben, überprüfen Sie nochmals sorgfältig, ob ihre Auswahl angemessen ist für das Thema und die Lerngewohnheiten der Zielgruppe.
Vom Grobkonzept zum Feinkonzept
Jetzt ist es an der Zeit, das Grobkonzept auszuarbeiten. Evaluieren Sie beispielsweise die Präsenzeinheiten im Hinblick auf geschätzte Lerndauer. Welche Trainer sind in der Lage, das spezifische Thema zu vermitteln? Wie viele Unterrichtseinheiten sind dafür notwendig?
Nehmen Sie auch die E-Learning-Einheiten in den Fokus. Welche Methoden eignen sich hier am besten für die Vermittlung des Themas (z.B. WBTs, Erklärvideos, Learning Nuggets oder Virtual Classroom)? Welche E-Learning-Module aus Ihrem alten Bestand können Sie wiederverwenden? Was muss neu erstellt werden? Welches Quellmaterial kann für den digitalen Wissenstransfer genutzt werden?
Machen Sie sich auch Gedanken über die Lernzeit, welche die Lerner für die Bearbeitung eines Themas zur Verfügung haben. Am Ende einer Lerneinheit sollte optimalerweise eine Leistungskontrolle entweder in Form eines Präsenztests oder eines Online-Assessments stehen.
Kommentar hinterlassen