Die Homepage fĂĽr Handys fit machen – ohne Webdesign – „on the fly“: Google/gwt

google/gwt

Wer wĂĽrde nicht gern seine gute alte Homepage (vielleicht schon 10 Jahre alt?) ;) der jetzt schnell wachsenden Schar der Handy-Internet-Nutzer zugänglich machen? Und zwar automatisch: was auf den PCs erscheint, soll auf die Handys – mĂĽsste doch gehen, oder nicht?

Ja und nein. Webangebote, die „medienfreudig“ sind, also auf die Möglichkeiten der modernen Browser abgestimmt (und angewiesen!) sind, Farbeffekte nutzen, Java fĂĽr die Navigation, Flash-Objekte fĂĽr Filme etc., lassen sich – einleuchtenderweise – nicht einfach umformatieren, um nun auch fĂĽr Millionen Nutzer Tausender verschiedener Handys verwertbar zu sein.

Wobei es noch nicht einmal um „Usability“ gehen muss, sondern wenigstens sollten die Inhalte aller Seiten der Website abrufbar und navigierbar sein.

Das gilt besonders auch fĂĽr Seiten mit komplexem Layout, wie z.B. auf TV-Websites oder Blogs: Spalten, Rubriken, verschiedene Fonts, HintergrĂĽnde. Klar, dass es schwierig ist, dies aufs Handy zu ĂĽbertragen (Ausnahme natĂĽrlich iPhone & Co.).

Auf der anderen Seite ist es, z.B. bei Inhalten, die häufig aktualisiert werden, wĂĽnschenswert, gleich eine „mobi ready“-Version zur VerfĂĽgung zu haben.

Moderne Content-Management-Systeme lösen freilich das Problem nicht erst „an der Oberfläche“, sondern geben einfach optional Seiten in mobilem Format aus. Auch die meisten Weblogs sind gut mobilisierbar, wobei die RSS-Ausgabe genutzt wird.

Doch der „kleine“ Homepage-Macher – inkl. auch heute noch viele mittelständische Firmen, die eben weniger Web-affin sind – arbeitet ja nicht mit modernen Standards, mit denen fast alles möglich ist (XML, Feeds), sondern es geht um ein paar HTML-Seiten, die aufs Handy sollen …

Google liefert eine einfache Möglichkeit: unter www.google.com/gwt/n – am besten im Handy-Browser bookmarken – eine Web-Adresse eingeben und die Seiten erscheinen auf dem Handy-Bildschirm in einem besser ans Handy angepassten Format. Nun ja. Cum grano salis.

Testseite: ein kleines Urlaubsportal mit einem einfachen Spalten-Layout.

Ein Grundproblem beim Umformatieren auf kleine Browser-Fenster ist das „Linearisieren“: Spalten, die nebeneinander stehen, mĂĽssen untereinander angezeigt werden. Dadurch wĂĽrde die Seite auf dem Handy sehr „lang“. Google schafft Abhilfe durch Aufteilen der Inhalte. Nach welchen Kriterien? Schwer zu sagen. Nach inhaltlichen nicht, soweit ist auch Googles Intelligenz noch nicht. Allerdings auch nicht nach der inneren Struktur der Seite, z.B. nach den „Divisions“, die die Seite aufteilen.

Die Aufteilung, die Google bei der Testseite vornimmt, wirkt reichlich erratisch, wie der Screenshot zeigt: nicht nur sind die Seiten nach Textumfang unterschiedlich lang, sondern die Seiten gehen auch ĂĽber Spaltenwechsel hinweg und – besonders auffallend – die Seiten enthalten anfangs weniger Inhalt, die letzte dann den Riesen-Rest.

Das heißt: Google ignoriert die Aufteilung und Hierarchie der Divisions weitgehend. Das ist nicht als Fehler, sondern positiv zu werten: das Programm kann sich ja nicht darauf verlassen, dass der Code gut linearisierbar ist. Er könnte fehlerhaft oder in altem HTML verfasst sein, so wie bei vielen Web-Editoren möglich.

Google teilt die Testseite in ca. 6 Seiten auf. Die Anzahl liegt nicht fest, sondern kann sich beim Blättern ändern. Auf dem Handy (getestet mit Opera mini) kann sie nochmals anders sein.

Nicht fĂĽr Handy bestimmte Teile – wie Google Adsense und Video – werden nicht angezeigt, gut so.

Die Navigationsleiste wird zu einem Link komprimiert. Ob der User das versteht, hängt allerdings stark vom ersten Link der Leiste ab, denn dieses wird als Text angezeigt.
IrrefĂĽhrend ist das vom Programm erstellte „Inhaltsverzeichnis“. Dessen Gliederung hat nicht mit der Divisions-Struktur der Seite zu tun, sondern mit der Abfolge und evtl. Schachtelung der Ăśberschriften (h1, h2, h3 – Tags im HTML). Man kann nicht verlangen, dass räumliche (div) Struktur und inhaltliche Hierarchie (h-Tags) ĂĽbereinstimmen, dies wäre praxisfern, zumal es der W3C-XHTML-Validator auch nicht verlangt (und der verlangt schon eine ganze Menge).

Also ist festzustellen, dass das Google-Programm mit der Aufteilung nicht gut zurecht kommt.

(Hinweis fĂĽr HTMLer: Bilder, deren Größe ein externes Style-Sheet festlegt, werden in physikalischer Größe angegeben, nur Bilder mit width/height in HTML werden richtig erkannt. Dies hat Folgen fĂĽr den Seitenwechsel: bei groĂźen Bildern denkt das Programm, es darf nur noch wenig Text auf die Seite und macht frĂĽher den Umbruch – obwohl auf dem Handy das Bild klein gemacht wird. Die Seite wird also ohne vernĂĽnftigen Grund kĂĽrzer, s. Bereich 4 in der Abbildung.)

Praktisch ist, dass Google „durchmobilisiert“: externe Linkziele werde auch gleich behandelt. Verlinkte Mobi-Seiten werden korrekt, also unbehandelt wiedergegeben, bis auf das Entfernen der mobilen Adsense-Anzeigen.

Wie fällt die Wertung fĂĽr den Testfall aus? Sicher auch Geschmacksache: die Inhalte werden „gerettet“, aber zum Teil kann es nur als eine „quick & dirty“-Lösung gelten.

FĂĽr eine einfach strukturierte Einzelseite sieht es allerdings viel besser aus: die Testseite ist eine Liste mit sauberer hierarchischer Gliederung. Google teilt die Seite nach Länge auf und nimmt RĂĽcksicht auf die Gliederung. Ein nettes Feature: Inhalte werden redundant wieder gegeben, d.h. die Inhalte benachbarter Seiten können ĂĽberlappen. Ein Plus ist das nicht immer, denn kurz ist auch schön – und schlieĂźlich gibt es die Navigation, um ĂĽberall hinzukommen.

Ein Minus hierzu: die HauptĂĽberschrift wird nicht auf die einzelnen Seiten mitgenommen. Das wäre wichtig: der mobile User sollte jederzeit wissen, wo er steht. Positiv ist, dass man sich jederzeit ĂĽber den Link „Im HTML-Format anzeigen“ zur Original-Seite retten kann.

Ergebnis: fĂĽr die einfache Struktur einer Einzelseite positiv. Wenngleich ja solch „einfache“ Seiten auch ohne Mobilisierung auf Handys ganz gut angezeigt werden…

Fazit: die Google-Methode löst trotz technischer Primitivität („brute force“) das Problem: Inhalte werden zum Teil sogar redundant ausgegeben und damit Verluste durch Aufbrechen der Struktur kompensiert. Der Einsatz ist besonders sinnvoll fĂĽr bestimmte Seiten eines CMS, die z.B. immer dieselbe Struktur und eine Maximallänge haben, denn hier sind Tests (vor-)aussagefähig.

Das „Mobilisieren“ einer ganzen Website gibt jedoch kein vernĂĽnftiges Ergebnis und die Navigation wĂĽrde nicht gut gelingen. D.h. Auf einer Startseite mit dem Text „mobile Homepage“ zur Google-Mobilisierung zu wechseln, wobei schon die Startseite in Umfang und Format munter weitergeändert wird … bringt schnell Chaos. Gut geeignet ist der Einsatz fĂĽr Einzelseiten ĂĽberschaubarer Länge und einfacher Struktur (z.B. ohne Spalten und Tabellen).

Im nächsten Beitrag schauen wir uns delivr.com näher an. Dort geht es ĂĽber das „mobile friendly“ Formatieren hinaus zum „mobile sharing“: was liegt näher als das moderne „Mobile Web“ gleich ins Web 2.0 mitzunehmen?

Ăśber den Autor:
Dr. Eckard Ritter betreibt eine Agentur fĂĽr Tourismuswerbung – u.a.  “Urlaub in Deutschland” (PC-Web, mobiles Web, RTL-Teletext, Print) – und entwickelt Tools fĂĽr das Mobile Web. Ziel ist die effektive Kommunikation und Werbung mit modernen Medien – im Kundenauftrag und aus Begeisterung dafĂĽr – und damit Integration vielfältiger Kanäle wie PC+Handy, barrierefreie Formate, Video, Audio, Blogs und Microblogging (Twitter) sowie Teletext.

1 Kommentar

  1. EINE INTERNETSEITE FĂśR ALLE GERĂ„TE
    Der Dienst zum Anzeigen auf mobilen Geräten kann ja höchstens als kurzer Einblick in die Inhalte einer Webseite verstanden werden. Da offensichtlich css-Dateien ignoriert werden, entstellt es die Webseite – das Layout – komplett. Dann doch lieber keine Kunden verprellen und die eigene Webseite (auch nachträglich) richtig fĂĽr alle Geräte anpassen.

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