Das Pippi Langstrumpf Prinzip als Unternehmensstrategie

Pipi Langstrumpf Prinzip
"Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune,
ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt"

Wir alle kennen und mögen den Titelsong von Pippi Langstrumpf. Bis heute gehört das Stück zu den populärsten Kinderliedern überhaupt. Das Lied beschreibt die Handlungsmaxime und Lebensmotto von Pippi Langstrumpf und, was viele nicht wissen, auch eine Unternehmensstrategie. Das Pippi Langstrumpf Prinzip, kurz PLP.

Grundlage des PLP ist die völlige Missachtung aktueller (disruptiver) Entwicklungen (ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt). Gerade große Unternehmen bedienen sich immer häufiger dieser Strategie.

Die Missachtung einer Marktentwicklung ist nur ein Teil des PLP. Ein weiterer ist das Ignorieren von Kundenbedürfnissen. Nur wenn beide Punkte gänzlich missachtet werden, ist PLP verstanden und kommt vollumfänglich zum Einsatz. PLP lässt sich verhältnismäßig einfach im Unternehmen einsetzen. Besondere Kenntnisse sind dabei nicht erforderlich. Im Gegenteil. Beim PLP geht darum, möglichst die eigene Unkenntnis als Leitziel zu definieren. Nicht die Nachfrage bestimmt das Angebot, sondern umgekehrt.

Das Prinzip lässt sich am besten mit aktuellen Beispielen aus der Wirtschaft beschreiben. Einige prominente Unternehmen setzen das Pippi Langstrumpf Prinzip sehr erfolgreich ein. Allen voran Microsoft. Microsoft selbst äußert sich nicht offiziell zu PLP, allerdings ist davon auszugehen das PLP  zum Einsatz kommt.

Das erkennt man unter anderem an der Einführung des hauseigenen Tabletts, dem Microsoft Surface. Oder der Einführung von Windows 8.

Beides zeigt sehr schön, wie Microsoft die Kundenbedürfnisse ignoriert. Hauptmerkmal von Windows 8 ist die Verschmelzung von einer auf Touchscreen optimierten Oberfläche und der Desktop-Bedienung mit Maus und Tastatur. Beide völlig unterschiedlichen Bedienphilosophien kommen gleichzeitig in Windows 8 zum Einsatz. Das verwirrt dermaßen, dass das Netz voll ist von verzweifelten Anwendern. Windows 8 kommt ebenfalls auf Tablets zum Einsatz. Das führt dazu, das man als Tablet-Nutzer ebenfalls mit dem Desktop konfrontiert wird, welcher für die Bedienung mit der Maus und Tastatur optimiert ist. Beides ist natürlich nicht vorhanden, was das ganze System schlussendlich unbedienbar macht.

Anwender und Presse sind sich einig und sogar Stiftung Warentest rät von Windows 8 ab. Trotzdem, für Microsoft ist das innovativ und völlig logisch (PLP Grundsatz „ich mache mir die Welt (…) so wie sie mir gefällt).

Die Villa-Kunterbunt-Strategie

PLP im Unternehmen einzusetzen, bedeutet auch geschickt mit Kritik umzugehen. Geschickt bedeutet nicht (!) einzuknicken. Stattdessen nutzt man eine aus dem PLP abgeleiteten Villa-Kunterbunt-Strategie (VKS). Hierbei wird  die Kritik angenommen, aber grundsätzlich anders umgesetzt.

Obwohl es einen großen Aufschrei der Anwender gab, weil unter anderem das Startmenü aus Windows 8 eliminiert wurde, hat Microsoft aus PLP-Sicht geschickt reagiert. Man vermittelt den Anwendern, das man die Kritik ernst nimmt, diese Kritik aber auf keinen Fall im Sinne des Anwenders verwendet. So auch bei Microsoft. Der Startbutton wurde zwar in abgeänderter Variante in Windows 8 wieder eingeführt, aber die Bedienung ist aus Anwendersicht völlig unlogisch.

Das oben genannte Beispiel zeigt, wie wichtig es im PLP ist, die Kritik der Anwender entweder völlig zu ignorieren. Oder besser diese offensichtlich ernst zu nehmen, sich dann aber völlig anders zu verhalten.

Nicht nur Microsoft setzt PLP erfolgreich ein, auch andere große Unternehmen wie z.B. die Telekom. Die geplante Einführung der Zwangsdrosselung ist ebenfalls ein Beispiel für PLP und zeigt eine weitere wichtige Regel des PLP auf: das Abwälzen von Problemen.

PLP eignet sich hervorragend, um eigene Probleme im Unternehmen auf z.B. den Kunden abzuwälzen. Im Beispiel der Telekom muss das Netz weiter ausgebaut werden, um den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. Das kostet natürlich Geld und ist aufwändig. Richtigerweise wälzt die Telekom dieses Problem auf den Kunden ab, in dem dieser Ausbau zusätzlich bezahlt werden soll oder aber der Kunde abgestraft wird bei zu hohem Datenverkehr.

PLP ist Universell

PLP ist universell einsetzbar und kann immer dann zum Einsatz kommen, wenn sich der Markt in eine Richtung entwickelt, die man persönlich nicht mag. Oder wenn sich die Ansprüche der Kunden ändern, aber man aus erzieherischen Gründen, diesen neuen Anforderungen nicht gerecht werden mag. Oder weil man keine Lust hat. Oder weil man eine Idee  nur alleine versteht und der Meinung ist, dass der Markt sich danach richten wird.

Das Pippi Langstrumpf Prinzip ist sehr eng verbunden mit dem Dunning-Kruger-Effekt. Beim Dunning-Kruger-Effekt geht es um die Tendenz inkompetenter Menschen, das eigene Können zu überschätzen und die Leistungen kompetenterer Personen zu unterschätzen. Dieser Effekt kann wunderbar mit PLP kombiniert werden, vor allem dann wenn es im Unternehmen ebenfalls disruptive Kräfte gibt, die dem PLP im Weg stehen.

Fazit

Viele Unternehmen setzen PLP schon heute als erfolgreiche Strategie ein, um langfristig vom Markt zu verschwinden. Je nach Unternehmensgröße dauert es eine gewisse Zeit, bis man Ergebnisse bekommt. Hier gilt als Faustformel: Je größer das Unternehmen, desto länger dauert es bis PLP erfolgreich ist. Dafür ist aber dann der Überraschungseffekt umso größer!

 

Über Maik Klotz 23 Artikel
Maik Klotz ist Head of New Business bei einem der größten Software Anbieter in Deutschland mit Schwerpunkt auf mobile Apps im Bereich Finanzen. Seine Stationen sind vielfältig: Produktmanager, Business Development Manager, Design Strategist und CEO. Maik Klotz ist ein Produktmensch, mit Fokus auf den Anwender.

6 Kommentare

  1. Cooler, sehr witziger Artikel!

    …auch wenn er mich anfangs etwas verwirrt hat, da wir vor kurzem auch auf das Pippi-Langstrumpf-Prinzip gekommen sind, allerdings in genau entgegengesetzter Form. Nämlich der, dass disruptive Entwicklungen ja regelmäßig aktuelle Gegebenheit ignorieren, den Status quo also nicht akzeptieren und die Welt eben nach jenem Prinzip gestalten: „… widewide wie sie mir gefällt“. :)

  2. Hallo Lorenzo,

    unterschiedliche Ansichten zu einem Thema sind immer gut. Von daher freue ich mich auch über eine andere Meinung :-)

    Natürlich ist bei Microsoft nicht alles schlecht – im Gegenteil. Was Windows 8 und insbesondere das Surface betrifft hat MS kein glückliches Händchen bewiesen. Das sagen auch die Marktzahlen.

    Liebe Grüße

    Maik

  3. Ich persönlich finde Windows 8 sehr einfach zu bedienen… Es gefällt mir richtig mit Windows 8 zu arbeiten!
    Im gegenteil gefällt mir dieser Artikel gar nicht!

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