Das Mobile Payment Paradoxon

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Wird Mobile Payment ein Erfolg? Egal, wem man diese Frage stellt, Experten, Bankmitarbeitern, Händlern oder Endnutzern, in der Mehrheit der Antworten überwiegt Skepsis. Stellt man aber die gleiche Frage in Bezug auf Apple Pay, gibt es niemanden der an einem grandiosen Erfolg ernsthaft zweifelt. Die Inkonsistenz dieser beiden Antworten wird deutlich, wenn man das Ganze mal konsequent zu Ende denkt.

Die Frage ist, was machen die über 80 Prozent Android-Nutzer nach der erfolgreichen Einführung von Apple Pay? Werden sie sich alle ein iPhone kaufen? Wohl eher nicht! Wahrscheinlich stärkt und stabilisiert ein erfolgreiches Mobile Payment System die Position von Apple auf dem deutschen Markt. Verschiebungen zugunsten der iPhone-Company sehe ich aber maximal im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Das zweite Szenario wäre, nur Besitzer eines Smartphones mit Apfel-Logo nutzen Mobile Payment, während alle anderen die Angebote im eigenen Ökosystem ignorieren. Auch diese Vorstellung erscheint wenig plausibel.

Simplizität zählt

Im Gegensatz zum iPhone-Universum herrscht in der Android-Welt eine oftmals verwirrende Vielfalt an Möglichkeiten. Welcher Lösung die Benutzer sich zuwenden scheint nicht eindeutig vorhersehbar. Für diese Abschätzung ist Apple Pay eine geeignete Messlatte. Der Erfolg ist vorprogrammiert und warum sollten in der Android-Welt andere Maßstäbe gelten. Der wichtigste Erfolgsfaktor von Apple Pay ist die Simplizität der Lösung.

Einfach an Apple Pay ist vor allem das Handling am Point of Sale (POS). Es ist nicht nötig, das Smartphone zu entsperren oder eine PIN einzugeben. Die Zahlung muss lediglich mit dem Fingerabdruck autorisiert werden. Diese Benutzererfahrung lässt viele der bisherigen Lösungen weit hinter sich. Einfacher geht es nur bei den Mobilfunkanbietern, hier reicht das Vorhalten an das Terminal, genau wie bei der kontaktlosen Karte. Einfach ist auch das Onboarding, also die Art und Weise wie die Bankkarte dem iPhone hinzugefügt wird. Allmählich beginnen andere Anbieter, das ebenfalls zu adaptieren.

Andere Lösungen, die hinter diesen Vorgaben zurück bleiben, haben nur eine Chance, wenn sie dem Kunden einen erheblichen Mehrwert versprechen. Ein Mobile Payment Konzept bei dem das zutreffen könnte, ist beispielsweise PayBack Pay. Hier will der Kunde in erster Linie Punkte sammeln und eine Belohnung erhalten. Dafür ist er bereit am POS auch einige Verrenkungen zu machen. Bezahlen läuft danach unmerklich im Hintergrund mit.

Chancen der Banken

Nun stellt sich die Frage, wie man mit dieser Erkenntnis umgeht. Für die Banken ist in der Apple Welt kein Blumentopf zu gewinnen. Um dort eine elegante Bezahllösung zu realisieren müsste Apple die Schnittstellen frei geben. Da Banken keine echten Mehrwerte im Bezahlprozess zu bieten haben, lohnt es auch nicht über Mobile Payment mit schwacher User Experience (UX) auf dem iPhone nachzudenken. Hier heißt es also abwarten, bis Tim Cook zum Tanz auffordert.

Anders ist die Situation im Android-Lager. Hier sind die Schnittstellen offen und es gibt mehrere Möglichkeiten zum Ziel, angefangen bei Google, dem Hüter des Betriebssystems, den Smartphone Herstellern, über die Mobilfunkprovider bis hin zu eigenen HCE-Lösungen (HCE=Host Emulation Card).

Um zu ermitteln welche Lösung im praktischen Gebrauch die Beste ist, muss man diese mal selber im Alltag testen. Getreu dem Motto, nur selbst gemachte Erfahrungen bringen wirklich Erkenntnis. Leider muss ich feststellen, dass nicht mal die Hälfte meiner Gesprächspartner auch nur ein einziges Mobile Payment Verfahren getestet hat und die andere Hälfte meist nur ein einziges.

Wozu auch, außer bei Apple Pay gibt es ja keine Erfolgsgarantie. Darauf wartet man dann gern!

Beitragsbild: Shutterstock

Über Rudolf Linsenbarth 91 Artikel
Rudolf Linsenbarth ist Senior Consultant für den Bereich Mobile Payment und NFC bei der COCUS Consulting GmbH. Zuvor war er 11 Jahre im Bankbereich als Senior Technical Specialist bei der TARGO IT Consulting (Crédit Mutuel Bankengruppe). Hier auf mobile zeitgeist schreibt Rudolf Linsenbarth in eigenem Namen . Mehr über Rudolf auf Twitter @Holimuk oder bei XING.

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