Der Markt der Kartenzahlungssysteme, die mit Smartphone oder Tablet zusammen arbeiten, ist dicht besetzt. Hier tummeln sich auch in Deutschland verschiedene Unternehmen wie Payleven, SumUp oder iZettle. In den USA wird das Anbieterfeld von Square angeführt, die auch hier in Deutschland einige Aufmerksamkeit in den Medien erhalten haben.
Nun hat Square bekannt gegeben, seinen Dienst Square Order nach nur knapp einem Jahr wieder einzustellen. Mit Square Order konnten Konsumenten Essen und Getränke bei lokalen Anbietern vorbestellen und sie dann in der Filiale abholen. Es scheint, dass auf Seiten der Konsumenten keine kritische Masse erzeugt werden konnte, also schlicht zu wenig Konsumenten diesen Dienst genutzt haben und er so auch nicht zu einem spürbaren Umsatzplus auf Seiten des Handels geführt hat.
Square Order hatte im Mai 2014 das gescheiterte Square Wallet ersetzt. Damals musst auch Ajit Varma von Square zugeben “Square Wallet provided a very magical experience but didn’t have a lot of the utility value.” Eine treffende Beschreibung die bisher auf jede deutsche Wallet-Lösung genau so zutrifft. Auch diese sehen wir nicht zuletzt aus diesem Grund seit Jahren nicht abheben. Doch zurück zu Square:
In einer Stellungnahme zur Einstellung von Square Order hieß es von Seiten Square dazu:
We’ve spoken with our sellers, and after careful consideration we’ve decided to retire the Square Order app. We are focusing our efforts on other tools and marketing services that help sellers grow their business, like online ordering, gift cards, or delivery with Caviar.
Square hatte Caviar ebenfalls im Mai 2014 übernommen. Mit Caviar können Konsumenten Gerichte bei Restaurants, die selbst keinen Lieferservice anbieten, bestellen und sich nach Hause oder ins Büro liefern lassen.
Das Kerngeschäft von Square, dem stationären Handel einen kostenfreien Kartenleser für Tablets und Smartphones zur Verfügung zu stellen und so neue, flexible Bezahlmöglichkeiten am Point of Sale (POS) zu ermöglichen ist ein reines B2B-Geschäft. An dieser Stelle ist es wichtig, die Problemstellungen und Prozesse im stationären Einzelhandel zu verstehen, moderne Ladenkonzepte mit entwickeln zu können und die Herausforderungen, die bei der Einführung solcher neuen Systeme in dem jeweiligen Handelsunternehmen, sowohl bei den Prozessen als auch beim Schulungsaufwand für die Mitarbeiter zu kennen. Eine ausreichende Kenntnis von B2C-Marketing-Mechanismen ist hilfreich, aber in diesem Geschäft nicht erfolgskritisch, ganz im Gegensatz zum Verständnis des Handels für die Customer Journey.
Doch genau hier hat sich Square mit eigenen Angeboten an die Konsumenten offensichtlich verausgabt. Es ist eine ganz andere Herausforderung, eine kritische Masse mit einer B2C-Lösung aufzubauen, als ein stark IT- und transaktionsgetriebenes System innerhalb eines Handelsunternehmens erfolgreich zu implementieren. Die Kompetenz, eine mobile Applikation mit hohem Werbedruck crossmedial so erfolgreich zu machen, dass ausreichend Nutzer sie regelmäßig verwenden unterscheidet sich maßgeblich von der B2B-Kompetenz, in einer stark Kosten getriebenen Branche wie dem Handel neue Zahlungssysteme zu etablieren.
Square will sich jetzt auf Caviar konzentrieren, doch hier droht weiterhin die Gefahr, die für Square im B2C-Geschäft steckt. Ob Square es hier schafft, eine für den Handel attraktive Reichweite und Nutzungsintensität durch die Konsumenten herzustellen, bleibt zum heutigen Zeitpunkt nicht nur offen sondern auch fraglich.
Die im Grunde gleiche Erfahrung, nur von der anderen Seite, hat just Shopnow gemacht, die kürzlich Insolvenz angemeldet haben. Das Start-up aus dem Hause Axel Springer scheiterte offensichtlich an den Prozessen innerhalb der Handelsunternehmen und konnte nicht ausreichend Partner im Handel überzeugen. Wir haben die Insolvenz von Shopnow hier analysiert.
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