5G – Im globalen Wettrennen läuft China allen davon

5G beschreibt gerade ein globales Wettrüsten. China steht vorne dabei. Geopolitische Aspekte haben dabei jedoch die wenigsten auf dem Schirm.
Foto: pixabay, Gerd Altmann

Das jahrelange Rennen um den Aufbau einer 5G Infrastruktur auf der ganzen Welt scheint dieses Jahr richtig in Fahrt zu kommen. Wer bisher nur den Fokus auf Unternehmen setzt, welche sich durch den Einfluss eines neuen globalen Standards im Mobilfunk Marktanteile erhoffen, der ignoriert, dass die 5G-Technologie ebenso geopolitische und nachrichtentechnische Bedeutung haben kann. Aktuell schaut die Welt auf Peking oder besser gesagt, sie schaut Peking hinterher.

In China wird 5G nicht diskutiert, sondern gemacht

China betreibt den weltweit größten Rollout der 5G-Technologie, was durchaus als mobile Revolution bezeichnet werden kann. Im vergangenen Herbst rüsteten die Regierung von Fangshan und China Mobile, der größte Mobilfunkbetreiber des Landes, beispielsweise eine 10 Kilometer lange Straße mit 5G-Einrichtungen aus. Im 13. Fünfjahresplan beschreibt die chinesische Regierung 5G als „strategisch aufstrebende Industrie“ und „neues Wachstumsfeld“. Im Plan Made in China 2025 wird auch vollmundig verkündet, dass es Ziel ist, „Durchbrüche in der mobilen Kommunikation der fünften Generation zu erzielen“. Chinas politisches System wird aufgrund seiner zentralistischen Einparteien-Struktur auf menschenrechtlicher Ebene kritisiert. China-Freunde und Geschäftsleute weisen bei aller Kritik jedoch stets auf die wirtschaftliche Dynamik des Landes hin, die dank fehlender Opposition Innovationen und Baumaßnahmen beflügelt.

China meint es also ernst. Während wir in Deutschland noch damit beschäftigt sind, zu klären, ob und wie wichtig 5G denn eigentlich ist und ob wir diesen Standard an jeder „Milchkanne“ benötigen, baut China seinen Fortschritt munter aus. China sieht 5G als seine Chance, in Sachen Mobilfunktechnologie global an erster Stelle zu stehen.

5G als geopolitisches Instrument?

Viele haben dabei nicht auf den Schirm, dass die neue Technologie über die Bedeutung kommerzieller Ziele hinausgehen kann. Im Gegensatz zu 4G/LTE-Technologie, die vor allem für Smartphones entwickelt wurde, steht 5G auch für eine drastische Erweiterung datenintensiver Anwendungen.

Das wären zum einen beispielsweise Industrie 4.0, das Internet der Dinge, Smart Cities, 3D-Druck-Technologie, künstliche Intelligenz, Augmented Reality und fahrerloser Autos. Zum anderen könnten das aber auch militärische Operationen mit unbemannten Jagdflugzeugen, U-Booten und Überwachungsdrohnen sowie ungeahnte Ausmaße von Cyber-Offensiven sein.

Das klingt zunächst alles wie ein Horrorszenario aus einem schlechten Science-Fiction Film. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass geopolitische Aspekte nicht völlig egal sind. Samsung arbeitet beispielsweise mit dem US-Militär seit 2017 zur Entwicklung eines Prototyps eines mobilen 5G-Netzes unter Verwendung von Drohnen zusammen, um Orte mit schlechtem Satellitenempfang abzudecken. Dabei sollen die Drohnen, auf denen Antennen montiert sind, dazu dienen, die Sichtverbindung von mobilen Kampftruppen zu erweitern, wo die Satelliten nicht mehr hinreichen – beispielsweise in städtischen Gebieten oder Bergen. 

Unabhängig davon lässt sich das 5G-Rennen real an Zahlen beobachten. Seit 2015 hat China die Vereinigten Staaten um rund 24 Milliarden Dollar bei der Investition in drahtloser Kommunikationsinfrastruktur übertroffen (Deloitte). Und der Aufwand scheint sich auszuzahlen. Es wird erwartet, dass chinesische Unternehmen bis zu 40 Prozent der 5G-Patente gewinnen werden.

Streit mit Huawei: Ein TÜV für 5G

In Deutschland zeigt sich die Angst um Chinas 5G-Bestrebungen aktuell im Streit mit Huawei. Die Lösungsidee der Deutschen Telekom besteht aktuell in einem Zertifizierungsverfahren, um vom Hersteller unabhängig kritische Bauteile zu prüfen, ob sie womöglich Hintertüren beinhalten, die zur Spionage oder Cyberattacken verwendet werden können. Dies wäre dann mit einer Art TÜV vergleichbar, um die sensiblen Komponenten einem Check zu unterziehen. Der Vorschlag würde sich allerdings nicht nur auf Huawei beziehen, sondern auch andere Anbieter betreffen, deren Komponenten und Geräte vor Markteinführung überprüft werden müssten.

Chinas Fortschrittsstreben um 5G scheint ungeachtet aktueller Entwicklungen und Szenarien ungebremst. Es bleibt abzuwarten, wie und ob der westliche Raum darauf reagieren wird oder bald das Nachsehen hat.

Über Carsten Thomas 236 Artikel
Autor und Gamingnerd. Stets interessiert an Tech-Innovationen, Medienwandel und Technikutopien. Redakteur bei mobile zeitgeist.

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