Warten auf den Fortschritt – Der Digitalpakt liegt erst mal auf Eis

Digitalpakt gescheitert
Foto: Gerd Altmann, Pixabay

Update: Jetzt mit einem Kommentar von Albin Dannhäuser, Ehemaliger Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes

Ein Grundsatzstreit zwischen Bund und Ländern über notwendige Mittel, die in die digitale Aufrüstung von Schulen fließen sollten, verzögert den Fortschritt an deutschen Schulen. Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist leider . 18 zusätzlich eingefügte Wörter über die Kostenverteilung im geplanten Gesetz, drohen nun das Milliardenprojekt scheitern zu lassen.

Am 6. Juli beschloss die Mehrheit der Länder im Bundesrat, die finanzielle Ausstattung der Schulen, vor dem Hintergrund der Digitalisierung, im zu verankern. Alle förderwürdigen Gemeinden hätten somit ein Anrecht auf die entsprechende Unterstützung. Bekannt wurde dieses Vorhaben unter dem sogenannten Digitalpakt. Nun geht es wie so oft darum, wer am Ende die Rechnung bezahlt.

Unter der Führung von Winfried Kretschmann (Baden Württemberg), der den Pakt als „nichts anderes als süßes Gift“ bezeichnete, erklärten die Ministerpräsidenten aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Hessen, dass die benötigte Änderung des Grundgesetzes überflüssig sei.

Vorerst bedeutet dies das Aus für den oder zumindest eine deutliche Verzögerung. Die Leidtragenden sind die Schulen, denn auf die versprochenen fünf Milliarden werden sie nun noch lange warten müssen.

Weltmeister im Abwarten

Die Tragik in dieser Entscheidung lässt sich für die Herren, die dafür verantwortlich zeichnen, wohl kaum ermessen. Denn sie sind unmittelbar nicht betroffen. Das Nein zu der Verankerung im Grundgesetz wird weitreichende Folgen haben. Und Deutschland tut wieder das, was es am besten kann. Diskutieren, abwarten und Bedenken tragen!  Bereits geplante Aufrüstungen von IT-Räumen, dringend benötigter WLAN Ausbau und genau so wichtig, die Fortbildung der Lehrer, werden so erst mal auf die lange Bank geschoben. Natürlich ist die Frage nach der Kostenübernahme berechtigt, und auch für finanziell schlechter gestellte Bundesländer muss es eine geben, wie Fortschritt finanzierbar wird. Mit einer konsequenzlosen Patt-Situation ist allerdings niemandem geholfen und außer verhärteten Fronten gibt es kein Ergebnis. Bildung ist  Ländersache und der geltende Föderalismus sollte unangetastet bleiben, aber warum gibt es zum Beispiel nicht die Möglichkeit, institutionelle Voraussetzungen für beste Bildung über den Bund abzuwickeln. Kein Geld ist keine Ausrede!

Rüstzeug für die Digitalisierung

Häufig herrscht die Annahme, dass Kindern und Jugendlichen, als Natives, im Umgang mit den mobile Devices keiner etwas vormachen kann. Es ist jedoch so, dass die Kenntnisse sich häufig auf die alltägliche Bedienung der gängigen , Games oder Programme beschränken. PowerPoint, Excel, Word oder der strukturierte Umgang mit der Cloud gehören ebenso wenig zu den nativen Fähigkeiten wie ein geschulter Umgang in der Identifikation von oder dem Schutz der eigenen Daten. Wenn von Digitalisierung gesprochen wird, ist häufig die Verfügbarkeit von Hardware oder Breitband Internet gemeint. Was wir jedoch mehr denn je benötigen, sind gut ausgebildete Lehrer, die den Kindern all das digitale Rüstzeug vermitteln, ohne dabei das Handy als den Inbegriff der sinnlosen Beschäftigung oder den Untergang des Abendlandes zu stigmatisieren. (Es soll auch immer noch Pädagogen geben, die es als Prädikat ansehen, nicht über ein Mobiltelefon zu verfügen.)

Maschinen können bereits vieles besser

Unsere Kinder werden es schwer genug haben, im Zuge der ständig wachsenden Herausforderungen an , Schnelligkeit und Kompetenzen, verbunden mit einer immer kürzer werdenden Ausbildungszeit, in einem zu konkurrieren, in dem jetzt schon Maschinen, vieles besser können, als sie selbst – und das mit Leichtigkeit. Gerade deshalb ist es so wichtig, sich all „das Digitale“ und die damit verbundenen Möglichkeiten, untertan zu machen und sich nicht in eine Form des „Getrieben-Werdens“ hineinzubegeben.

Dafür wäre ein funktionierender und gelebter Digitalpakt eine wichtige Voraussetzung. Denn dann, wenn die Vermittlung von Wissen und auch die Aus- und Weiterbildung aller Menschen von den Möglichkeiten der Digitalisierung profitieren, können wir uns doch viel mehr auf das konzentrieren, was den Menschen in seiner Qualität ausmacht. Wir werden nie der bessere Taschenrechner oder die umfassendere Wissensdatenbank sein, aber wir können sie entwickeln. Das eindrückliche Statement von Jack Ma bringt es auf den Punkt:

„Ändern wir nicht wie wir unterrichten, dann haben wir in 30 Jahren große Probleme.“

Wir können unseren Kindern nicht beibringen, mit Maschinen zu konkurrieren. Maschinen sind schlauer.

Wie lange können wir noch warten?

Die Sorge, dass die großen Probleme aber gar nicht mehr 30 Jahre auf sich warten lassen, ist durchaus berechtigt. Daher wäre es jetzt an der Zeit für unsere Regierung zu handeln und nicht wieder Entscheidungen einfach auszusitzen!

Über Tanja Goldstein 20 Artikel
Seit vielen Jahren ist Tanja Goldstein mittlerweile Teil der digitalen Agenturszenen und unterstützt ihre Kunden als Beraterin oder Projektmanagerin. Nachhaltige Digitalisierung ist das Thema, mit dem sie sich leidenschaftlich beschäftigt und das sie sich zum Schwerpunkt gemacht hat. Als Anchor von mobile zeitgeist prägt sie die Ausrichtung des Online Magazins und schreibt selbst über Themen aus ihrem privaten und beruflichen Alltag. Die Vernetzung und der Austausch mit Gleichgesinnten gehören ebenso wie die Beschäftigung mit neuen Technologien und Trends zu Ihrem Alltag. In Wort und Schrift fühlt sie sich zu Hause und bereichert diese durch Ihre Expertise in Psychologie und klassischer Musik.

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