Globale Digitalisierung der Bildungseinrichtungen

Bildung in der Corona Krise, jetzt alles digital

In den letzten Wochen gab es mehrere Verbote für den Besuch von Schulen und Universitäten. Nach Schätzungen der OECD sind mehr als 421 Millionen Kinder von Schulschließungen betroffen, die in 39 Ländern angekündigt oder durchgeführt wurden. Darüber hinaus haben weitere 22 Länder teilweise „lokalisierte“ Schließungen angekündigt.

Virus als Katalysator für Innovationen

So hofft man, das bisherige Schnecken-Tempo des Wandels in akademischen Institutionen mit jahrhundertealten, vorlesungsbasierten Lehransätzen und fest verwurzelten institutionellen Vorurteilen und veralteten Klassenzimmern stark auf Galopp zu beschleunigen. Ein Virus dient nun als Katalysator für Bildungseinrichtungen weltweit, um in relativ kurzer Zeit nach innovativen Lösungen zu suchen.

Um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, begannen die Schüler in Hongkong im Februar, zu Hause über interaktive Apps zu lernen. In China erhielten 120 Millionen Chinesen über Live-Fernsehsendungen Zugang zu Lernmaterial. In einer nigerianischen Schule wurden standardmäßige asynchrone Online-Lernwerkzeuge (z. B. Lesematerial über Google Classroom) durch synchrone Videoanweisungen ergänzt. Die zunehmende Verbreitung der 5G-Technologie in Ländern wie China, USA und Japan treibt das Konzept der digitalen Bildung stark voran. Das traditionelle Lernen im Klassenzimmer wird durch neue Lernmodalitäten ergänzt, von Live-Übertragungen über „Bildungsbeeinflusser“ bis hin zu Virtual-Reality-Erfahrungen. Lernen könnte zu einer Gewohnheit werden, die in den Alltag integriert ist – ein neuer Lebensstil!

Interessengruppen für digitale Lern-Plattformen

In den letzten Wochen haben sich Lernkonsortien herausgebildet und verschiedene Interessengruppen zusammengeschlossen. Darunter tummeln sich Regierungen, Verlage, Bildungsfachleute, Technologieanbieter und Telekommunikationsnetzbetreiber. Sie wollen digitale Plattformen als vorübergehende Lösung für die Krise aufbauen. In Schwellenländern, in denen die Bildung überwiegend von der Regierung angeboten wird, könnte dies zu einem konsequenten Trend führen. In China hat das Bildungsministerium eine Gruppe verschiedener Mitgliedsgruppen zusammengestellt, um eine neue Cloud-basierte Online-Lern- und Rundfunkplattform zu entwickeln und eine Reihe von Bildungsinfrastrukturen zu verbessern.

Auch ein großes Interesse für Investitionen des Privatsektors sind festzustellen. Von Microsoft und Google in den USA über Samsung in Korea bis hin zu Tencent, Ping An und Alibaba in China werden Unternehmen zum strategischen Imperativ einer gebildeten Bevölkerung. Während die meisten Initiativen bisher nur einen begrenzten Umfang hatten und relativ isoliert waren, könnte die Pandemie den Weg für die Bildung von viel größeren, branchenübergreifenden Koalitionen ebnen. Umso besser, wenn diese ein gemeinsames Bildungsziel als Marschrichtung vorgeben.

Die digitale Kluft könnte sich vergrößern

Die Qualität des Lernens hängt jedoch stark vom Niveau und der Qualität des digitalen Zugangs ab. Immerhin sind nur rund 60% der Weltbevölkerung online. Während virtuelle Kurse auf persönlichen Tablets beispielsweise in Hongkong die Norm sind, verlassen sich viele Schüler in weniger entwickelten Volkswirtschaften auf Lektionen und Aufgaben per WhatsApp oder E-Mail. Von Deutschland wollen wir erst einmal nicht sprechen. Hierzulande kämpft unser föderalistisches System noch um Gleichklang.

Je weniger wohlhabend und digital versiert einzelne Familien sind, desto weiter bleiben ihre Schüler zurück. Wenn der Unterricht online wechselt, verlieren diese Kinder aufgrund der Kosten für digitale Geräte und Datenpläne den Anschluss.

Sollten die Zugangskosten nicht weltumspannend sinken, wird die Lücke in der Bildungsqualität und damit in der sozioökonomischen Gleichstellung größer. Der Zugang zu Bildung könnte durch den Zugang zu den neuesten Technologien bestimmt werden und somit die digitale Kluft extremer werden.

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