eSIM: Paradigmenwechsel für Mobilfunkanbieter

eSIM

Das Konzept der eSIM (embedded SIM) steht vor dem Durchbruch und wird früher oder später die klassische SIM-Karte ersetzen und dadurch für einen grundlegenden Wandel auf verschiedenen Ebenen in der Telekommunikationsbranche sorgen. Statt der Inbetriebnahme eines Smartphones oder Tablets durch eine SIM-Karte des Mobilfunkanbieters, wird die Kundenhoheit viel stärker beim Gerätehersteller liegen und nicht länger beim Netzbetreiber.

Anfangs waren die Mobilfunkanbieter skeptisch gegenüber der Innovation. Jedoch haben alle drei großen Mobilfunkanbieter bereits angekündigt, dass die eSIM 2016 in Deutschland eingeführt wird. Nichtsdestotrotz stehen die Mobilfunkanbieter vor unbeantworteten Fragen, die neben branchen-spezifischen Richtlinien, noch zu beantworten sind.

Fest eingebaut, schnell und flexibel

Aktuell ist vielen Menschen die eSIM noch kein Begriff und die Unterschiede zur klassischen SIM-Karte gänzlich unbekannt. Laut einer Studie von Iskander Business Partner (IBP) haben 91 Prozent noch nie von der eSIM gehört. Dabei bietet die neue Karte einige Vorteile für den Verbraucher.

Die eSIM ist – anders als die klassische SIM-Karte – fest in das Smartphone oder Tablet eingebaut. Mit ihrer Hilfe werden insbesondere mehr und mehr kleinere Geräte (u.a. Wearables) ohne Smartphone internet-fähig gemacht. Bei Inbetriebnahme eines neuen Geräts oder beim Wechsel des Anbieters muss lediglich ein Code gescannt und nicht mehr die komplette SIM-Karte aus dem Gerät gefischt werden. Die Aktivierung der Karte erfolgt umgehend. Über die eSIM lassen sich zudem mehrere Profile bei ein und demselben Telekommunikationsanbieter nutzen und so unterschiedliche Geräte miteinander vernetzen.

Größere Kundenbindung ist ein Muss

Die neue technische Entwicklung wird auch zu großer Wahrscheinlichkeit die aktuelle Mobilfunk-Landschaft verändern. Statt der Inbetriebnahme eines Smartphones oder Tablets durch eine SIM-Karte des Mobilfunkanbieters, wird die Kundenhoheit viel stärker beim Gerätehersteller liegen und nicht länger beim Netzbetreiber. So könnten die Hardware-Hersteller von vornherein eingrenzen, mit welchen Mobilfunkanbietern sie zusammenarbeiten, wodurch es einen Paradigmenwechsel in der Mobilfunk-Landschaft geben wird. In diesem Szenario würde der Mobilfunkanbieter zu einer reinen Pipe „mutieren“.

Damit Mobilfunkanbieter ihre Kunden durch die unkomplizierte Wechselmöglichkeit nicht verlieren, müssen sie neue Strategien und Ansätze zur Kundengewinnung und -bindung umsetzen. Die Netzqualität ist laut der IBP-Studie „SIM-los in die Zukunft“ für 92 Prozent der befragten Konsumenten einer der Hauptgründe für einen Wechsel des Vertragspartners. Die Kosten für Datenvolumen und Telefonie rücken stärker in den Vordergrund und gehören für den Verbraucher zu den wichtigsten Entscheidungskriterien. Die Studie unterstreicht, dass zwei Drittel der befragten Kunden kurzfristige Wechsel bevorzugen, was den Wettbewerb unter den Telekommunikationsanbietern noch weiter befeuern wird. Auch Marktteilnehmer wie Apple mischen mit der Apple-SIM kräftig im Markt mit.

Vor allem in Sachen Kundenbindung sollten die Telekommunikationsunternehmen neue Wege gehen. Wichtig ist es, bei den Verbrauchern mit Netzqualität zu punkten, den Kundensupport weiter auszubauen und die Loyalität der Kunden durch Zusatzangebote zu stärken. Hier müsste in andere Richtungen gedacht und in neue Partnerschaften investiert werden.

Betreiber von Wearables können geeignete Kooperationspartner sein, da der Trend der Fitnessarmbänder nach wie vor nicht abreißt und hier ohnehin schon mobile Funktionen ineinander greifen. Ebenso wichtig für Telekommunikationsanbieter wird es sein, für eine hohe Datensicherheit zu sorgen und auf ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis zu achten.

Die vollständige IBP-Studie kann unter folgenden Link heruntergeladen werden.

Über den Autor: Andreas Spors ist Unternehmensberater bei der Iskander Business Partner GmbH. Zuvor war er fünf Jahre in verschiedenen Positionen bei der Vodafone Deutschland GmbH tätig. Hier auf mobile zeitgeist schreibt Andreas Spors in eigenem Namen. Mehr über Andreas bei Xing.

Beitragsbild: Shutterstock

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