Mobile Payment in Deutschland? Gibt es nicht. Ergebnisse des Selbsttests (Teil 1)

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Ein Selbsttest. 14 Tage ohne EC-Karte oder Bargeld leben. Bezahlen nur mobil mit dem via App oder z.B. mit NFC. Nur 14 Tage. 14 Tage ist nicht so schrecklich lang. Dachte ich. In 14 Tagen muss man in der Theorie ein Mal tanken, zwei Mal einkaufen und ansonsten braucht man nicht viel. Dachte ich. Es wird schon „irgendwie“ gehen. Dachte ich.

Mir war klar, dass, obwohl alle darüber reden, wir beim Thema Mobile Payment in Deutschland am Anfang stehen. Mir war klar, dass es noch nicht viele Akzeptanzstellen gibt – vor allem nicht in meiner Heimatstadt Siegen. Eine Provinz. Das alles war mir klar. Was ich bezahltechnisch in den 14 Tagen erleben würde – nun – das war mir nicht klar.

Ich hatte alles: Drama (z.B. bei Netto), Crime (z.B. bei der Total-Tankstelle), Angst (immer wenn es ans bezahlen ging) – im Prinzip alles, was einen guten Film ausmacht.

Mein erstes Fazit nach 14 Tagen: Wir sind nicht in den Kinderschuhen, was Mobile Payment in Deutschland betrifft. Wir sind nicht mal in der embryonalen Phase. Kurzum: Mobile Payment ist in Deutschland de facto nicht vorhanden.

Doch der Reihe nach.

In einem Moment der jugendlichen Leichtsinnigkeit startete ich also vor zwei Wochen den Selbsttest. Ich wollte wissen, wie weit wir in Deutschland mit den alternativen Bezahlverfahren wie NFC, Smartphone App, etc. sind. Schließlich ist Mobile Payment das Thema Nummer 1 in der Finanzbranche. Immer neue Anbieter von neuartigen Bezahlverfahren kommen auf den Markt und es herrscht Goldgräberstimmung. Alle reden drüber und glaubt man manchen Anbietern, ist das Bargeld längst tot und die EC- oder Kreditkarte kurz davor.

Zeit für einen Praxistest also und mein Urlaub sollte gut dafür sein. Ausgestattet war ich mit diversen Apps (finanzblick, Paypal, mPass, NettoApp, EDEKA App, etc) und NFC-Sticker (mPass). Berichtet wurde immer  wieder über meinen Twitter-Account @klotzbrocken.

Welche Auswirkungen das auf mein Privatleben hatte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht.

Los gehts!

Die ersten drei Tage war ich mit meinen Kindern in . Kurzurlaub bei meinem Bruder.

Berlin. Groß. Jung. Technologisch ganz vorne dabei. Ich war extrem optimistisch. War.

Samstag, 10.08.13, 8:00 Uhr

Die DB Tickets App. Hä?!

Möchte mit der Bahn nach Berlin . Ticket über DB Navigator App kaufen geht nicht. Man braucht die DB Tickets App. DB Ticket Apps geladen. Diese will nun meinen Login. Hab ich nicht, also Neuregistrierung. Benutzername mindestens acht Zeichen. Nach Registrierung, völlig verloren. Was will mir diese App sagen? Brauche nur ein Ticket. Stelle fest, das die App nur zum Bezahlen ist, also wieder DB Navigator gestartet, Verbindung gesucht und auf bezahlen gegangen. App wechselt wieder zur DB Tickets App* mit der Meldung „Für diese Fahrt kann kein Fahrpreis ermittelt werden“. Apps gelöscht und am Macbook gebucht. 20 Minuten meines Lebens verschenkt und Stimmung etwas gedämpft. Egal, Urlaub!

*Die Bahn will künftig die Apps zusammenlegen. Noch in dieser Woche soll eine neue Version erscheinen, in der die Auskunft und der Kauf in einer App möglich ist.

Samstag, 10.08.13, 16:10 Uhr

Bin mit meinen Kindern (vier und sieben Jahre) am Bahnhof auf dem Weg nach Berlin. Von meinen 50 Euro Bargeld für den Notfall sind schon zehn Euro weg. Die beiden hatten einen nicht weiter zu diskutierenden Appetit auf Eis und Fanta.

Samstag, 10.08.13, 16:40 Uhr

Sitze im ICE. Fahrkartenkontrolle. Ausdruck vergessen, aber egal hab ja das Ticket als PDF auf dem iPhone. Dumm nur, kein Empfang da die Fahrt offensichtlich durch die Karpaten geht. Schaffner als auch ich geben entnervt auf und würdigt meinen Willen ihm zu beweisen, dass ich ein gültiges Ticket habe. Mittlerweile kippt die Stimmung bei den Kids etwas, da ich für die Versuche das Ticket zu laden auch das iPad entführen musste. Beide haben wenig Verständnis dafür, den Film zu pausieren. Bin genervt.

Samstag, 10.08.13, 18:30 Uhr

Berlin. Mein Bruder holt uns ab. Erst mal was essen. Ich erzähle von meinem Praxistest und bitte ihn, zu zahlen. Er kommentiert das ungläubig mit „schon klar“. Esse nur wenig um die unfreiwillige Einladung nicht zu überstrapazieren und versichere, das Geld per App zu bezahlen. Überweise also den Betrag noch am gleichen Abend mit finanzblick und stelle wieder mal fest, wie nervig eine Überweisung ist.

Sonntag, 11.08.13, 13.00 Uhr

Haben den Vormittag auf einem wunderschönen Spielplatz verbracht. Jetzt haben wir Hunger auf Pizza. Vapiano steht auf dem Plan. Nun kommt meine Stunde, denn dort kann ich mit mPass und PayPass bezahlen. Ich habe die Spendierhosen an und lade meinen Bruder ein. Bzw. er mich. Denn das mPass Terminal geht nicht. ES GEHT NICHT. Die Verkäuferin kommentiert wie selbstverständlich, dass es noch nie funktioniert hat und ich „könne doch mit Karte zahlen“. Kann ich nicht. Mein Bruder zahlt. Habe keine Lust auf Überweisung, möchte schneller und einfacher meine Schulden begleichen. Der Bezahldienst paymy.de hat den Betatest eingestellt und die finale Version noch nicht gestartet. Bleibt nur noch Paypal. Das geht zwar, kostet aber Gebühren. Egal.

Sonntag, 11.08.13, 15.40 Uhr

Bombenwetter. Die Sonne scheint. Die Kids wollen ein Eis. Wenn ich ehrlich bin, will ich das auch. Habe noch 40 Euro. Gibt es halt nur ein Bällchen, ist sonst auch zu viel. Ernte zwar böse Blicke, aber ich ziehe das durch. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass eine Kugel Eis bei Häagen-Dasz a) keine Kugel ist, sondern ein Eis-Ball und b) 2,90 kostet. Habe jetzt von meinem Notfall-Geld nur noch 35 Euro übrig.

Montag, 12.08.13, 9:00 Uhr

Sind im Berliner Zoo, die Eintrittskarten für den Zoo habe ich vorsichtshalber online gekauft und ausgedruckt (!). Warum man das Familienticket (1 Erwachsener und zwei Kinder) nicht online kaufen kann, weiß vermutlich nur der Berliner Zoo.

Montag, 12.08.13, 15:00 Uhr

Wir sind nach dem Zoo ins Tropical Island. Das ist eine nachgebaute Südseelandschaft in der ehemaligen Cargolifter-Luftschiffhalle, der größten freitragende Halle der Welt. Das Ding ist riesig. Und kostet auch. Aber mein Bruder zahlt ja, der kennt das schon. In der Anlage bezahlt man dann mit einem von der Anlage bereitgestellten NFC-Armband, welches dann am Ausgang abgerechnet wird. Das Armband funktioniert weder bei mir noch bei meinem Bruder vernünftig und man braucht Geduld an der Kasse.

Dienstag, 13.08.13, 10:00 Uhr

Lego Discovery Center. Wieder online gekauft, diesmal mit dem iPhone. Natürlich nicht auf einer mobil optimierten Webseite.

Stattdessen scrollt man sich durch die Seite. Immerhin, der Kauf glückt nach einigen Anläufen. Das Ticket kommt per PDF als . An der Kasse verlangt man einen Ausdruck aber ich protestiere lautstark und man lässt uns rein. Trotzdem doof. Die Kids schauen mich verunsichert an. Der Große will mir sein Taschengeld borgen.

Mittwoch, 14.08.13, 20:00 Uhr

ATM Hunter. Das soll ein verstehen…

Inzwischen wieder zu Hause angekommen. Muss tanken und suche eine Tankstelle, welche mPass unterstützt. Starte dazu die mPass App, die auch einen Storefinder anbietet. Denke ich. Stattdessen verlinkt die mPass App auf den englischsprachigen ATM Hunter von MasterCard. Ich denke: „Hä?!“, lade aber brav den ATM Hunter wie mir befohlen. In dieser App gibt es zwar keine Suchfunktion für mPass, aber für PayPass (hört sich ja so ähnlich an) und ich finde tatsächlich eine Tankstelle.

Ich tanke voll. Die Aushilfe an der Kasse ist etwas überfordert und sehr skeptisch als ich mit meinem mPass Aufkleber, der an meinem iPhone klebt (was übrigens ziemlich bescheuert aussieht), zahlen will. Ich erkläre ihr das System und nach einigen Minuten klappt auch tatsächlich der Bezahlvorgang. Die anderen Autofahrer sind offenbar genervt, aber das ist mir egal. Bin ja nicht hier, um Freunde zu finden. Ich sehe wie die Aushilfe mein Nummernschild notiert, vermutlich glaubt sie, ich habe was illegales gemacht.

Donnerstag, 15.08.13, 7:30 Uhr

Die Netto-App und iOS 7?

Ich bin einkaufen. Frühstück. Bei Netto, denn da kann ich mit der Netto-App bezahlen. Ich habe den Wagen voll und stehe an der Kasse. 54,39 Euro, war ja auch ein paar Tage nicht zu Hause. Kein Problem, denn mit der Netto-App kann man ja bis 250 Euro zahlen. DENKE ICH. Nach dem Start begrüßt mich die App mit dem Hinweis, dass meine Betriebssystem-Version nicht unterstützt wird. Ja, ich habe „schon“ iOS 7 drauf. Ich fasse es nicht, die netto App verweigert den Dienst, weil ich die inzwischen 6 Beta von iOS 7 nutze, welches in weniger als vier Wochen offiziell veröffentlicht wird?! Die Kassiererin ist ziemlich angesäuert und macht MIR Vorwürfe. Ich koche nicht innerlich, ich backe. So wütend bin ich. Es nützt nichts, ich muss einkaufen. Ich lasse den Einkaufswagen stehen und hole zu Hause mein Android-Handy. Der Trend geht ja zum Zweithandy. Ich installiere dort die Netto-App, fahre zurück und kann zahlen.

Freitag, 16.08.13, 15:00 Uhr

Ich habe ein Beratungsgespräch bei der Sparkasse und habe keinen blassen Schimmer wovon der Berater redet. Finanzierungen sind nicht meine Welt. Am Ende möchte ich dann aber wissen, wie ich an eine EC-Karte mit girogo-Funktion komme und auch mit der Sparkassen-Karte kontaktlos zahlen kann. Nun hat mein Berater keinen blassen Schimmer wo von ich rede und verweist mich an seine Kollegen. Die wissen aber auch nur mittelgut bescheid. Ich erkläre ihnen also das System und siehe da, die Sparkassen Mitarbeiter haben bereits EC-Karte mit girogo-Funktion und setzen sie beim Zahlen in der Kantine ein. Man stellt mir die Frage, warum ich denn als Kunde in der Sparkassen Kantine essen will. Ich bedanke mich und verlasse kopfschüttelnd die Filiale.

Sonntag, 18.08, 17:00 Uhr

mPass – nicht für Kleinstbeträge geeignet

Ich brauch noch Süßkrams für den Abend und fahre zur Total-Tankstelle. Cola, Gummibärchen und Chips, der Grundstock für einen gelungenen Filmabend. 7 Euro irgendwas. Ich möchte mit mPass zahlen. Die „Dame“ an der Kasse kennt mPass, schüttelt aber den Kopf. Erst ab 10 Euro kann man bei ihr zahlen. AB 10 EUR! Ich bekomme die Krise. Ich solle Bar bezahlen. Ich versuche ihr klar zu machen, dass ich kein Bargeld habe. Das sei nicht ihr Problem, ich sehe es anders und bestehe auf Zahlung mit mPass.

Sie verweist mich der Tankstelle und ich lasse mich nicht beirren, denn ich weiß, dass wenn ec-Karten Zahlung angeboten wird, es auch keinen Mindestbetrag geben darf. Das gleiche gilt dann auch für mPass. In der Zwischenzeit kommt zufällig ein Kollege der Polizei vorbei, der sich offensichtlich was kaufen möchte. Dieser bekommt die Diskussion mit und fragt die Dame ob er ihr helfen könne. Man möge MIR bitte helfen erwidere ich, worauf hin mich der Freund und Helfer hinaus begleitet. Leben am Limit.

Ich gebe auf.

Die erste Woche ist rum. Von meinem Notfall-Geld habe ich nur noch ein paar Euro über. Ständig muss man irgendwo bar zahlen. Freibad, Bäcker, Imbiss oder im Parkhaus. Nach einer Woche breche ich frustriert und wütend den Test ab.

Was mich in der Woche so massiv geärgert hat, welche Probleme es beim Mobile-Payment auch in gibt und wie Lösungen aussehen könnten kommt im zweiten Teil meines Praxisberichts.

Über Maik Klotz 23 Artikel
Maik Klotz ist Head of New Business bei einem der größten Software Anbieter in Deutschland mit Schwerpunkt auf mobile Apps im Bereich Finanzen. Seine Stationen sind vielfältig: Produktmanager, Business Development Manager, Design Strategist und CEO. Maik Klotz ist ein Produktmensch, mit Fokus auf den Anwender.

30 Kommentare

  1. Ich weiß nicht, ob ich mit handy zahlen möchte, andererseits ist es schon verlockend. Es werden aber wohl nur die jungen Leute solche Angebote nutzen, die älteren sind schon bei den bisherigen Zahlungsmethoden sehr skeptisch.

  2. Hey Maik, schöne Idee und Respekt für das Durchhalten trotz der widrigen Umstände.

    Wie weit wir davon noch weg sind merkt MSN finde ich
    an vielen Details. Hab heute schon mal Bargeld getankt für den Berlin Teil morgen und auch brav das Bahnticket ausgedruckt.
    Schön, dass wir Technik haben, die theoretisch könnte. Schade, dass wir noch brauchen werden.

    Erste positive Signale wie myTaxi Payment das funktional ist und auch die Fahrer nicht in Panik versetzt sehe ich schon. Aber für die ganze Meile werden wir sicher noch ne ganze Weile brauchen.

    Viele Grüße aus Hamburg

  3. Hallo Maik,

    Deine Artikel lese ich immer sehr gerne Sie haben durch Deinen flotten Schreibstil immer einen hohen Unterhaltungswert.
    Deine Behauptung Mobile Payment wäre in Deutschland noch nicht einmal gezeugt, untermauert durch einige Beispiele aus Deinem Artikel, steht dann aber so reißerisch wie eine Bildzeitungsüberschrift da!
    Ich finde es durchaus kein Problem wenn ein Mobile Payment System wie die netto APP noch nicht mit der neusten Beta Version von Apple läuft. Schließlich haben wir hier eine Sicherheitskritische Anwendung und wenn der Hersteller die erst zum Release Zeitpunkt frei gibt sehe ich darin nicht den geringsten Makel.
    Was mich aber wirklich gewundert hat, ist die Tatsache, dass wenn Du schon solche Tests abseits des vorgesehen Verwendungsrahmens durchführst, Du nicht auf die Idee gekommen bist, die Software nach der Installation erst mal zu Hause zu auf die Funktionalität zu testen. Dann hättest Du Dir den peinlichen Auftritt an der Kasse erspart.

    Beste Grüße

    Rudolf

    • Ja, die iOS 7 beta wird mir noch zum Verhängnis :)

      Ich sehe es etwas differenzierter. Wenn die netto-App unter iOS7 (und wir stehen hier kurz vor release) nicht funktioniert, also Fehler bringt, dann ist das OK. Die App verweigerte aber schlichtweg den Dienst und das nervt.

      In Anbetracht der Tatsache, dass iOS 7 bald kommt, Review-Prozesse bei Apple recht lange dauern, sollten gerade solche Gebrauchsapps früh dabei sein. Bin gespannt, ob Netto es pünktlich schafft.

      Trotzdem, es ist nicht ganz fair und ich gelobe Besserung! :-)

      Die App habe ich übrigens nicht getestet, weil sie ja unter iOS 6 tadellos lief. Außerdem mache ich doch als Kunde auch nicht jedes mal vorm Einkaufen ein Funktionstest. Muss ich bei EC-Karten auch nicht…

  4. Hallo :-)

    @Olaf: Mir ging es bei dem Selbstversuch nicht um einen wissenschaftlichen Test, sondern eher um das „Gefühl“. Ich bin Kunde. Wie fühlt sich Mobiles Bezahlen an. Vielleicht professionalisiere ich den Test in den nächsten Monaten einmal, dann kommen die Punkte von Dir zum Tragen.

    Zu den jeweiligen Schwächen meines Tests: Ich hatte die Mail natürlich, das PDF muss ja trotzdem geladen werden, das war wegen schlechter Verbindung nicht möglich. Es wurde ja nicht einfach nur der QR-Code wie bei vielen Airlines als einfache Grafik geschickt. Und ich bin ein Kunde. Warum muss ich mir über alles Gedanken machen? Ich habe ein Ticket gekauft, bei jeder Airline geht das halbwegs einfach – ohne riesiges PDF.

    Paypal ist nicht nur schneller sondern schlichtweg komfortabler, da die TAN wegfällt.

    Häagen-Dasz hat nichts mit Payment zu tun, war aber lecker und sollte zeigen, wie schnell das Bargeld alle wird ;-)

    Die Karten für den Zoo habe ich vorher gekauft, warum aber beim onlinekauf andere Kurse angeboten werden wie offline ist doch fraglich. Auch das hier wieder ein Ausdruck erforderlich ist, zeigt wie weit weg wir von digitalen Verfahren manchmal sind.

    Was die Netto-App betrifft. No way. Wir stehen kurz vor release. Den Dienst zu verweigern ist unnötige Gängelung, so meine Meinung. Wenn es zum Fehler gekommen wäre, ok. Aber zu quittieren?

    mPass bei der Tankstelle hatte ich ja getestet. Es ging mir aber um folgendes: mPass wirbt mit dem Vorteil beim Bezahlen für kleine Beträge, da ohne PIN. 7 EUR ist ein kleiner Betrag. Sonst kann ich auch wieder EC-Karte nehmen.

    Prinzipiell ist Deine Kritik nicht unberechtigt, aber es ging mir um die generelle Aussage. Es ist nicht alles Gold was glänzt.

    @Uwe: Der Test sollte bei Weitem nicht den Eindruck vermitteln, das mPayment erstrebenswert sei. Im Gegenteil! Ich wollte zeigen, das es eben noch viele ungeklärte Fragen und Probleme gibt.

    Im zweiten Teil gehe ich ausführlicher auf die Punkte ein und ich verspreche einen neuen Test :-)

    Grüße

    Maik

  5. Mir scheint, der Test hat nur ein Ziel: Den Eindruck zu vermitteln, dass mobiles Bezahlen ein erstrebenwertes Gut sei. Aber überlegen wir mal, was die breite Einführung mobiler Bezahlmethoden mit sich bringt:
    1. Es wird noch mehr Anbieter geben, die die Hand aufhalten, sobald irgendwo ein Euro fließt. Und diese Anbieter werden, weil sie ja so viel IT-Personal brauchen, sehr große Hände haben und brauchen sich da nicht hinter Visa und Co verstecken.
    2. Ich brauche dann irgendwann, um hinreichend flexibel zu sein,
    – eine Geldkarte,
    – eine Smartphone mit NFC oder irgendeinem Bezahlsystem installiert,
    – vielleicht noch meinen Signatur-Personalausweis,
    – und natürlich immer noch Geld.
    Das Ganze wird also komplizierter statt einfacher.
    3. Beim Kinoticket zahl ich irgendwann 1 € Aufpreis statt 50 ct. Und zwar dafür, dass irgendwer die Kassierer einspart.
    4. Im knapp bestückten Arbeitsmarkt für mobile Softwareentwickler werden unnötig Ressourcen gebunden.

    Also, für mich ist das Handy-Bezahlen überflüssig.

  6. Hmm, ich empfinde ehrlich gesagt Deine Definition von Molbile Payment als ziemlich eingeschränkt. Es muss entweder eine App sein oder kontaktlos funktionieren und darf keine EC-Karte oder Bargeld verwenden. Ich würde Mobile Payment eher so definieren, dass dort erstmal alles dazugehört, was man mit einem mobilen Gerät, z.B. Smartphone oder Tablet, durchführen kann. Die notwendigen Hilfsmittel (Karten) würden dann Abzüge in der B-Note geben.
    Mit Deiner Herangehensweise ist alles außen vor, was nicht _nur_ und exklusiv für Smartphones gebaut wurde.

    Bahn – dann also über die alte Methode Website buchen, aber nicht die angekündigte Mail mitgenommen? Das kann man der Bahn nicht anlasten. Soweit ich mich an meine letzten Erfahrungen erinnern kann, kann man über die Website auch mit Smartphone/Tablet Tickets kaufen – das PDF mit dem Ticket bekommt man auch sofort angezeigt – per „Öffnen in“ in den Dateimanager der Wahl im iPhone und fertig. Geht also. Das die Bahn das noch nicht in die App aufgenommen hat ist schlecht, es geht aber über den anderen Weg auch.

    PayPal: Naja das ist aber unfair – viel langsamer ist eine Überweisung ja nun auch nicht, wenn man den Kontakt bereits verwendet hat – das hast Du ja am Tag zuvor schon. Dafür ist Überweisung sehr kostengünstig bis kostenlos und fexibel. Und es gibt dafür nun wirklich sehr gute Apps. Also Deine Faulheit… ;-)

    Häagen Dasz: Was hat die Höhe mit Mobile Payment zu tun?

    Zoo: Die Karten „vorsichtshalber“ online zu kaufen, hast Du vorher entschieden. Was hat das aber nun mit Mobile Payment zu tun?

    Tropical Island: Also die Erfahrungen die ich selbst und mein Freundeskreis gemacht haben, sind mit den NFC-Armbändern eher sehr positiv – da gab es nie Probleme. Vielleicht hast Du da einfach mal Pech gehabt. Ansonsten ist es klassischerweise so, dass die „nachher bezahlen“-Modelle halt eben am Ende zum Stau führen. Konsumieren geht schnell und einfach, beim Bezahlen kommt dann die Überraschung…

    Lego: Nicht mobil optimiert, aber hat doch funktioniert. Das ein Ausdruck verlangt wird, ist eine Frechheit – und wahrscheinlich Unwissenheit der Mitarbeiter, die Dank Dir jetzt gelernt haben, dass sie auch Emails akzeptieren dürfen.

    Tankstelle/mPass: Überraschend, hääte ich nicht erwartet. ;-)

    Netto/Edeka: Da hast Du Dich selbst disqualifiziert, da man einen Test nicht mit unreleaster Software machen kann – Apple ändert mit jedem Release so viele API’s. Ich finde es ehrlich gesagt gut, dass die App die Zusammenarbeit verweigert, wenn sie die einwandfreie Funktionalität nicht gewährleisten kann – es geht schließlich um Geld.

    Sparkasse: Ganz ehrlich, was erwartest Du?

    Total-Tankstelle: Wie andere auch schon angemerkt haben, ist das leider auch bei EC-Zahlungen Normalität. Schade ist, dass Du nicht für den Test die paar Euro draufgelegt hast, um zu testen, ob mPass da auch funktioniert hätte.

    So grob nehme ich mit, dass die Tankstellen, die ja oft schon viele neue Dinge früh ausprobiert haben, auch hier einen halben Schritt weiter sind und alternative Zahlungsmethoden zu akzeptieren beginnen.

    zu Australien: Der Unterschied ist hier und in den USA aber, dass dort auch vor den Mobil Payment-Methoden quasi niemand mehr Bargeld in der Tasche hatte und eben alles mit Kreditkarte bezahlt wurde. Genau das wurde jetzt noch ein Stück verkürzt durch NFC oder ersetzt durch App-Payment.

  7. Wenn Dein Bericht nicht so unterhaltsam lesenswert wäre, könnte man fast die Tragik vergessen… ;-) Aber egal, eins ist für mich nun klar – was Mobile Payment betrifft, werde ich sicher kein Early Adopter.

  8. Hallo!

    ich freue mich über die vielen Kommentare und es zeigt, dass noch viel Diskussionsbedarf herrscht.

    Zu den einzelnen Punkten.

    EC-Karten / Mindestumsatz: Es ist nicht zulässig. Egal wie hoch die Gebühren sind. Vertraglich verpflichtet sich der Händler sogar EC-Karten wie Bargeld zu behandeln, ohne einen Mindestbetrag. Die Praxis sieht leider völlig anders aus.

    Ausland: In vielen Ländern ist man deutlich weiter. Australien ist ein schönes Beispiel, aber auch in Asien sieht die Welt anders aus. Beachten muss man hier aber auch kulturelle Unterschiede. So ist in den USA die Kreditkarte das Mass der Dinge, während in Deutschland es gar nicht der Fall ist.

    Das war es von meiner Seite. Ich finde die Diskussion total spannend und freue mich über weiteres Feedback! Gerne auch persönlich :-)

    Grüße

    Maik

  9. Danke fuer deinen Bericht. Ich bin seit 5 Monaten in Australien und habe bei der Kontoeroeffnung automatisch eine Karte bekommen welche NFC unterstuetzt. Bis 100 Euro ohne PIN oder Unterschrift fer alles darueber mit zusaetzlicher Authentifizierung.

    Da wir das in Deutschland so nicht gewohnt sind habe ich das zu Beginn so gut wie garnicht genutzt, aber mit der Zeit ist es einfach praktisch. Bezahlen im Supermarkt, bei PizzaHut, in jedem Eckkiosk. Ohne zusaetzliche Kosten ohne Mindestbetrag.

    Als einzigen NAchteil empfinde ich die Abrechnung. Fuer ca. 3 Tage steht auf dem Kontoauszug nur EPOS Einsatz und der Betrag. Danach dann der Laden wie man es bei Lastschrift in Deutschland kennt.

    Normalerweise ist Australien bei Allem ein bisschen hinter her, aber im mobile Payment haben sie viel von den USA uebernommen und dort als auch hier ist mobiles Payment in taeglichen Leben bereits angekommen.

  10. Wer braucht schon mobile Payment? Warum noch mehr digitale Risiken eingehen???

    Über eins müssen sich alle im Klaren sein. Egal welches neue „angeblich sichere“ bargeldloses Zahlungsmittel uns vorgestellt werden wird, es wird keine 4 Wochen dauern, bis irgend ein „Spezialist“ dies überlistet haben wird. Umso mehr bargeldlos gezahlt wird, umso mehr Manipulationen wird es geben. Und gejammert wird immer erst, wenn man selbst betroffen ist.

    Habe keine Lust über irgendwelche Richtantennen oder manipulierten Lesegeräten abgekocht zu werden. Und habe schon gar keine Lust ständig unsicher zu sein, ob eine Zahlung nun sicher oder unsicher ist.

    Da bleibe ich lieber vollkommen stressfrei beim Bargeld.

    Mal ein Beispiel zu schlechten Erfahrungen. Hab mich verleiten lassen, mich bei PayPal anzumelden. Bei 10 Kaufvorgängen gab es 4 Fehler in Form von Doppelabbuchungen oder Falschabbuchungen (4 stelliger Betrag). Seit Monaten gelingt es mir nicht dies zu klären und werde jetzt klagen.

    Mein Leben ist viel zu kurz um mich mit so einem Mist zu beschäftigen und bleibe dann lieber beim Bargeld oder maximal bei Überweisungen.

  11. Ihr wisst schon dass EC Karten oder Kreditkarten Gebühren für den Einsatz nehmen, so sehe ich die 10 Euro Mindestumsatz für Bezahlung per Karte schon in Ordnung.

  12. Schöner Artikel. Nur beim iOS und der netto-App geht der Punkt nicht an dich weil man zumindest mal vorher die App auch starten bzw ausprobieren sollte *bevor* man an der Kasse steht.
    Davor würde es mir grauen. Leute, die sich an der Kasse erinnern doch mit dieser App zahlen zu können und dann anfangen sich damit zu beschäftigen ;)

    „Ab 10 euro“ ist äquivalent zu „draußen nur Kännchen“

  13. Es funktioniert ja auch die EC-Karten-Zahlung meist nicht. Oder erst ab zehn Euro. Und die gibt es seit knapp 25 Jahren.

    Bankmitarbeiter hat man in der Regel schon beim Stichwort HBCI verloren, was ebenfalls schon zehn Jahre auf dem Buckel hat. Klar, dass da Mobile Payment nicht klappt.

    Letztlich muss man leider sagen: Sauber funktioniert nur Paypal. Aber auch das unterstützt niemand.

    Übrigens: Als in Berlin Anfang des Jahres die elektronischen Monatskarten eingeführt wurden haben sich die Busfahrer geweigert, entsprechende Fahrgäste mitzunehmen. Unkenntnis wird hier leider groß geschrieben. Die Unternehmen sind nicht in der Lage, die Mitarbeiter zu informieren und die Mitarbeiter nicht in der Lage, die Informationen zu verarbeiten. Selbst eine funktionierende Lösung kann da nur scheitern.

  14. wer behauptet denn dass mobile payment in Deutschland angekommen sei?
    Das behaupten nicht mal Einzelhändler in den USA.
    Viel interessanter ist die Unfähigkeit bei den Anbietern, die zwar wie oben beschrieben NFC bereitstellen, aber das nicht funktioniert.

  15. Genial. Das nächste mal bitte ein Film drehen, der würde durch die Decke gehen. Wann gehst du wieder auf Survival Tour? Beim nächsten Kongress heißt es doch bestimmt wieder: Jetzt ist M-Payment verfügbar:-)

  16. @Mh… Viele, da die Beta sich auch ohne Developer-Account und registrierte UDID installieren lies.

    Eine weitere wichtige Frage ist aber doch: warum ist die Netto-App nicht funktional? Die Edeka-App vom gleichen Hersteller startet ohne Fehlermeldung.

    Trotzdem: Ja, es ist nicht ganz fair das als Kritikpunkt aufzuführen.

  17. Großartig geschrieben. Ich konnte deine Gesichtsausdrücke förmlich nachempfinden.

    Und vielen Dank für die Aufopferung des Selbsttests.

    Ich lebte eine Zeit in Australien und war selbst als mitteleuropäischer, deutscher Technikgeek geflasht von deren technischem Fortschritt.

    Man kann grundsätzlich überall und immer und alles bargeldlos bezahlen. Zwar noch mit Karte aber so gut wie niemand hat mehr Bargeld dabei.
    Die EC Karten sind grade auf bargeldloses Bezahlen von Kleinstbeträgen ausgelegt und jedes Geschäft, jeder Zeitungskiosk, jede Tankstelle, jedes Fastfood-Sushi um die Ecke hat ein Lesegerät. Dauer: 5 Sekunden.

    Zusammen mit dem Punkt, dass es zu 90% überall Selbstbedienungskassen gibt, die auch tatsächlich funktionieren und man sich nach dem 1. Mal total an den Ablauf gewöhnt hat und wenn nicht, man sich nicht an einer Kasse speziell anstellt, sondern es eine Schlange für alle Kassen gibt (was beim genauen Drübernachdenken sehr viel mehr Sinn ergibt), eins der simpelsten und schnellsten „Einkaufvergnügen“, die man sich vorstellen kann.

    Zurück in Deutschland wird man dann wieder von der traurigen Wahrheit der „Techniknation des Fortschritts“ – Deutschland – eingeholt.

  18. Ein klasse Reality Check ! Vielen Dank lieber Maik Klotz. Ich werde in unserem Forum auf den Beitrag hinweisen (XING Payment Intelligence). Ansonsten zeigt es sich ganz deutlich: Mobile Payment ist ein Thema zwischen rosa-rotem Marketing Hype und bitterer Realität. Auf der anderen Seite stimme ich Alexander Vorgel zu: Wir haben ca 40% Marktdurchdringung in 20 Jahren für Kartenzahlungen mit massiver Unterstützung der ZKA-Welt durch die ec- oder girocard erhalten … Was erwarten wir dann von den hochfragmentierten Markt der mobilen Zahlungen?

  19. Ich fand bereits die Ankündigung auf den Selbsttest sehr interessant und der Testbericht selber bestätigt nun eigentlich das, was ich bereits vermutet hatte: auch wenn uns diverse Marketing Abteilungen vom Gegenteil überzeugen wollen, Mobile Payment ist noch lange nicht in Deutschland angekommen. Aber es mal schwarz auf weiß zu lesen und nicht nur Vermutungen anzustellen ist schon was anderes. Danke dafür!

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