Prof. Dr. Thomas Schimmel: Das Schiff kommt nicht mehr mit dem Wasser in Kontakt

Das Forschungsvorhaben „Air-Retaining Surfaces“ (ARES) erforscht neuartige Schiffsbeschichtungen, die unter Wasser eine Luftschicht dauerhaft halten und so die Schiffsfahrt an sich verändern. Im Interview mit mz erklärt Prof. Dr. Thomas Schimmel, KIT, welche Chancen die neuartige Technologie mit sich bringt.
Foto: KIT

Reibung, Korrosion und Biobewuchs sind die drei Schlüsselprobleme der Schifffahrt. Das Forschungsvorhaben „Air-Retaining Surfaces“ (ARES) – ein Kooperationsprojekt des Karlsruher Instituts für () und der Universitäten Bonn und Rostock – erforscht neuartige Schiffsbeschichtungen, die unter Wasser eine Luftschicht dauerhaft halten und so helfen, die drei Probleme wesentlich zu verringern. ARES wurde für seine nun vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Validierungspreis ausgezeichnet. Dabei nutzen die Forscher den am KIT erforschten Salvinia-Effekt, der es erlaubt, unter Wasser eine Luftschicht dauerhaft zu halten. Im mit mobile zeitgeist erklärt Prof. Dr. Thomas Schimmel, Institut für Angewandte Physik und Centrum für Funktionelle Nanostrukturen, KIT Campus Süd sowie Institut für Nanotechnologie, KIT, Campus Nord, welche Chancen die neuartige Technologie mit sich bringt.

mz: Wie ist die Idee zu den neuartigen Schiffsbeschichtungen rund um ihr “Air-Retaining Surfaces” Projekt entstanden, welche Aspekte besitzt es und worin liegen die Ziele?  

Prof. Dr. Thomas Schimmel: Die erste Idee stammt von dem pflanzlichen Vorbild des Schwimmfarns Salvinia molesta und entstand während eines Treffens mit dem Bonner Botanikers Prof. Wilhelm Barthlott, der mich auf diese Pflanze und ihre bemerkenswerten Fähigkeiten hinwies: „Botaniker trifft Physiker“. 

mz: Wie kann man sich eine aus Luft bestehende Schiffsbeschichtung vorstellen,wie funktioniert sie im Detail und welche Vorteile ergeben sich dadurch für die Schifffahrt?

Prof. Dr. Thomas Schimmel: Das Schiff kommt nicht mehr mit dem Wasser in , sondern ist von einer permanenten Hülle aus Luft umgeben. Vorteile: Nutzung der drei Vorteile, die daraus resultieren, dass das Schiff von einer Luftschicht umgeben ist: Anti-Reibung, Anti-Fouling, Anti-Korrosion.

mz: Können Sie erklären, wie ihr Fortschungsteam sich in dem Zusammenhang den Salvinia-Effekt zu Nutze macht?

Prof. Dr. Thomas Schimmel: Wir haben den Trick der Pflanze erforscht und an künstlichen Oberflächen nachgebaut.

mz: Sind die “AirCoating Technologie” und bionische Schiffsbeschichtungen die der Schifffahrt?

Prof. Dr. Thomas Schimmel: Ja, es ergeben sich mit dieser neuartigen Technologie enorme Chancen, sowohl was das wirtschaftliche als auch was die Umwelt anbelangt.

mz: Gibt es noch andere Einsatzbereiche und Forschungsgebiete, in der die “AirCoating Technologie” eine Rolle spielen kann?

Prof. Dr. Thomas Schimmel: Ja, beispielsweise die Innenbeschichtung von Rohrleitungen und Wasserspeichern.

mz: Vielen Dank für das Gespräch.

Weitere Anlagen, Videos und Fotos:

Projektvideo des BMBF

Fernsehbeitrag über die neue Technologie (Englisch)

KIT Pressemeldung

BMBF Pressemeldung

Über Carsten Thomas 236 Artikel
Autor und Gamingnerd. Stets interessiert an Tech-Innovationen, Medienwandel und Technikutopien. Redakteur bei mobile zeitgeist.

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