Website-Icon mobile zeitgeist

Mobile Payment SWOT: was gibt’s Neues im Sommer 2013?

Letztes Jahr mitten im Juli habe ich in meine Geldbörse geschaut und gefragt, was nun bald alles in mein Smartphone wandern wird. Der mPayment News-Ticker lief derzeit heiß. Das klang erst mal vielversprechend. Das war zwar nicht die erste Euphorie Phase, aber das erste Mal, dass die Smartphone Durchdringung in Europa massentaugliche Dimensionen entwickelte.

Und es ließ sich im Sommer 2012 eine Tendenz beobachten: Anbieter kündigten immer vollwertigere Mobile Wallets an, die weit über die simple Digitalisierung eines Zahlungsmittels hinausgehen. Die Visionen nahmen durch Produktfeatures immer konkretere Formen an. Oft allerdings noch als Ankündigung und nicht als marktreifes Produkt.

Ein Jahr später, wo sind wir angekommen?

Dieses Mobile Payment Update soll eine erneute Bestandaufnahme zeigen, aber  vor allem die Fortschritte aus 12 Monaten Arbeit bewerten. Sind die großmundigen Ankündigungen in der Realität eines Normalkunden angekommen? Oder zumindest bei den Early Adoptern?

Ein Blick in die Geldbörse

Meine Geldbörse 2012 & 2013

Ein Blick in meine Geldbörse verrät mir: Die sieht immer noch so aus wie letztes Jahr. Bis auf einen feinen Unterschied: ein Aufkleber, ungefähr so groß wie zwei 2-Euro Stücke, steckt drin. Das ist der „Mobile Payment Sticker“ der Targobank. Der klebt allerdings nicht wie vorgesehen auf meinem Handy, weil dann die interne NFC-Funktion gestört wird. Also benutze ich den Sticker wie eine Plastikkarte, was es ja eigentlich auch ist.

 

Jetzt ein Blick in mein Handy. Da gibt es zwar ein paar Couponing Apps. Aber zum Bezahlen in einem stationären Ladengeschäft habe ich da nichts. Ja, wenn ich wollte, könnte ich die Netto App umständlich an mein Bankkonto anschließen. Oder ich könnte einen Mobilfunkvertrag bei O2 abschließen und mich dann als Beta-Tester für die O2 Wallet registrieren. Dann müsste ich nur noch ein Geschäft finden, wo das auch angenommen wird. Und dabei am besten nicht erzählen, dass ich per Smartphone bezahlen möchte, weil dann wäre der Verkäufer verunsichert, würde seinen Manager rufen und mein Bezahlprozess würde 15 Minuten dauern, nachdem ich als Kunde allen Angestellten rückversichert hätte, dass das alles wirklich funktioniert (dies sind übrigens reale Praxiserfahrungen von anderen Kontaktloszahlern). Vielleicht ist das besser in den 100 HIT-Märkten, die ab jetzt mobiles Bezahlen per O2 Wallet akzeptieren.

2013 ist nicht das Jahr des Mobile Payment

Kurz und gut: In 2013 haben wir natürlich immer noch keinen Massenmarkt für Mobile Payment. Auch noch keinen Early Adopter Markt. Und das ist auch nicht überraschend, denn aktuell gibt es noch kaum verfügbare Services. So stellt auch der Marktforscher Berg Insight fest, dass aktuell erst in 13 Ländern Wallet Services am Markt sind, wovon nur in drei Fällen die effektiv adressierbare Kundenanzahl größer 100.000 ist. Das ist nicht viel.

In Nordamerika wurden in 2012 mobile Zahlungstransaktionen in Höhe von 500 Mio US$ durchgeführt, der Löwenanteil davon geht auf das Konto von Starbucks und seiner erfolgreichen Zahlungsfunktion in der Loyalty-App. Javelin Strategy & Research beziffern die mobilen Zahlungen im US-Einzelhandel in 2012 auf 0,01% des Gesamtumsatzes am stationären POS.

Javelin Strategy & Research – Mobile POS Proximity Payments

Handlungsbedarf im Handel?

Diese Zahlen werden wachsen, aber das Smartphone wird nicht auf die Schnelle das Gros der Zahlungen im Einzelhandel übernehmen. Gleichzeitig sollten Einzelhändler dieses Thema nicht auf die lange Bank schieben, denn eine Erneuerung der In-store Shopping Experience wird langsam überfällig und hier spielt das Smartphone eine wesentliche Rolle. Wer heute nicht anfängt, könnte bald sehr schnell gestrig aussehen. In diesen Punkten sind sich auch die Martkforscher einig, selbst wenn deren konkrete Prognosewerte teilweise erheblich voneinander abweichen. Vielleicht sind die genauen Zahlen auch nicht wesentlich, sondern es handelt sich eher um einen strategischen Paradigmenwechsel. Und darin ist Mobile Payment ein unvermeidbarer Bestandteil.

Technologie sollte nicht im Fokus stehen, aber dennoch ein Wort zu NFC

Um auch dem Thema NFC noch ein Wort zu widmen: Berg Insight erwartet für 2017, dass 87% der stationären POS in Europa mit NFC ausgerüstet sind und ein Drittel der Smartphones. Damit lässt sich eine kritische Masse erreichen. Allerdings haben die meisten renommierten Analysten-Häuser ihre Vorhersagen bezüglich NFC-Payments und mPayments im Allgemeinen in diesem Jahr drastisch reduziert. Gartners Prognose für NFC-Bezahldienste in 2017 fällt nun 40% kleiner aus als noch 2012. Der Markt kommt weiterhin nicht richtig in Schwung.  NFC hat in der Transaktionsgeschwindigkeit weiterhin die besten Voraussetzungen (das sagen sogar bedeutende Handelsketten), aber andere Technologien (z. B. QR-Code) kommen derzeit schneller aus den Startlöchern. Langfristig bleibt zu beobachten, wer sich in der Convenience und allgegenwärtigen Verfügbarkeit durchsetzen kann.

AT Kearney Alternative Payments Prognose für Europa

Mit welcher Technologie auch immer, recht sicher kann man wohl sagen, dass alternative Zahlungsmethoden sich ihren Platz im Zahlungsportfolio erobern werden. Während 2010 nur 1% aller bargeldlosen Transaktionen mit alternativen Zahlungsmitteln durchgeführt wurde, schätzt AT Kearney dessen Anteil in 2020 auf bis zu 20%.

Mobile Payment SWOT Serie

Ab dem nächsten Teil dieser Mobile Payment Serie werden einzelne Player im Markt unter die Lupe genommen und ihre Fortschritte zwischen 2012 und 2013 analysiert. Jede Gattung von Unternehmen soll dabei einer SWOT Analyse unterzogen werden, um ihre Chancen für die Zukunft auszuloten.

 

Nachtrag:

In dieser Serie sind erschienen:

Teil 1: was gibt es Neues im Sommer 2013?

Teil 2: Definitionen

Teil 3: Mobilfunkanbieter mit aller Kraft voraus?

Teil 4: GAFA – Haben die digitalen Giganten die Lösung zum Problem ?

Teil 5: Microsoft & Samsung – Möchtegern oder Me-Too?

Teil 6: Banken – Wo bleiben sie denn?

Teil 7: Kreditkartenunternehmen – In der Ruhe liegt die Kraft?

Teil 8: Händler – näher dran am Kunden?

Teil 9a: Startups – wie kommt man auf diese Idee (Clusterung nach Assets & Traction)

Teil 9b: Startups – welche Erfolgschancen?

Teil 10: PayPal baut eine Rakete

Die mobile Version verlassen