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Wallet War 2017: Stand der Dinge beim Mobile Payment

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In meinem ersten Artikel hier bei mobile zeitgeist warf ich 2012 die Frage auf, wer wohl den Mobile Wallet War gewinnen wird. Ich habe damals beschrieben, wie dieser Wettstreit auf den folgenden drei Ebenen ausgetragen werden wird:

  1. Technologie
  2. Payment Scheme
  3. Kunden Frontend

Die Frage, die sich nun stellt: Ist dieser Krieg um das Mobile Bezahlen entschieden? Die Antwort lautet „im Prinzip ja“ und einige Tendenzen, die schon vor fünf Jahren sichtbar waren, wurden bestätigt.

Der Technologie Wettstreit

NFC hat sich als die Zugriffstechnologie durchgesetzt. Selbst Apple hat den Schwenk vollzogen, wenn auch erst drei Jahre nach meinem Artikel. Außerdem ist es dem kalifornischen Unternehmen gelungen, dies mit einem lukrativen Geschäftsmodell zu verbinden. Im Prinzip ist damit genau das eingetreten, was ich damals vorher gesagt hatte.

Allerdings ist NFC nur für das Thema Payment der Standard am Point of Sale. Kundenbindung erfolgt fast ausschließlich über 1D- und 2D-Barcodes. Für die Loyalty-Karten und das Couponing erwarte ich auch keine Umstellung auf die Kontaktlos-Technologie NFC.

Wahrscheinlicher ist eher die Zusammenführung von Kundenbindung und Payment in einem gemeinsamen Prozessschritt. Payback Pay gibt hier die Richtung vor. Nun werden einige Leser einwenden, dass Payback Pay vorwiegend über QR Codes läuft. Ihnen sei gesagt, auch das wird sich ändern. Apple wird in Zukunft die NFC-Schnittstelle frei geben, ob gezwungen oder freiwillig. Das Thema Payback Pay und das unorthodoxe Verhalten des Handels, verdient es aber mal, in einem separaten Artikel betrachtet zu werden.

Wettbewerb der Zahlverfahren

Hier haben sich Mastercard und Visa ganz klar an die Spitze der Bewegung gesetzt. Die kontaktlose Geldkarte girogo hatte eigentlich nie eine Chance. Das zwanghafte Festhalten der Sparkassen an girogo hat die Deutsche Kreditwirtschaft in ihren Bemühungen, ein modernes nationales Kartenzahlungsverfahren am Markt zu etablieren, in Verzug gebracht. Ohne den beherzten Alleingang der Volks- und Raiffeisenbanken wäre die girocard noch immer in der Sackgasse. Trotzdem hinkt die ehemalige „EC Karte“ den technischen Standards der Kreditkarten ein wenig hinterher.

Das von mir erwartete Erstarken der Lastschriftverfahren im Mobile Payment durch SEPA ist aber nicht gekommen. Das Problem dabei ist, alle Anbieter wollen ihr Zahlverfahren auch für iPhone-Nutzer anbieten. Deshalb weichen sie auf QR Code-basierte Verfahren aus. Dafür fehlt dann aber die Infrastruktur am Point of Sale. Im Prinzip müssten die Banken Dankesschreiben nach Cupertino senden. Durch die Blockade der NFC-Schnittstelle hält Apple im Augenblick der Kreditwirtschaft lästige Konkurrenz vom Leib.

Der Zugang zum Kunden

In diesem Feld ist eine Aussage über den Ausgang des Wallet War am schwierigsten. Es lässt sich auf jeden Fall fest stellen, die Mobilfunker sind nicht mehr in der Pool Position. Das iPhone ist versperrt und auf der Android-Plattform herrscht ein großer Wettbewerb durch HCE (Host Card Emulation). Die SIM-Karte ist zwar nach wie vor die technisch beste Lösung, aber den Krieg der Video-Systeme hat bekanntlich auch nicht Video 2000 von Grundig gewonnen.

Die Telekom und Telefónica haben bereits den kompletten Rückzug angetreten. Vodafone hat gerade den Relaunch hinter sich gebracht. Das neue Produkt ist gelungen und hat mit Paypal auch einen schlagkräftigen Partner für das Payment. Allerdings mangelt es hier an der Reichweite. Die Mindestvoraussetzungen „Kunde mit Vodafone Laufzeitvertrag und Android-Smartphone mit zertifizierter Hardware“ verkleinern die Zielgruppe erheblich. Damit ist das Vodafone Wallet eher ein Kundenbindungsinstrument und in Zukunft vielleicht die Möglichkeit, Zusatzerträge im eigenen Kundenbestand zu generieren.

Viele sehen für das Mobile Payment nur noch ein Duopol von Apple und Google. Ein nicht unwahrscheinliches Szenario. Auf der iPhone-Plattform spielt Apple sein Monopol voll aus und lässt keinen Platz für Wettbewerb. Bei den Android-Smartphones rechnen die Banken sich dagegen gute Chancen aus, ihre Banking-Apps um eine Mobile Payment-Komponente zu erweitern. Die Strategie geht nur auf, wenn die Kunden sich damit zufriedengeben und keine weiteren Services anfordern. Die Erfahrung zeigt, dass sich viele Banken schwer damit tun, ihren Kunden Leistungen außerhalb des Universums der Finanzwelt anzubieten.

Was ist mit weiteren Playern? Da wären z.B. die Smartphone-Hersteller, allen voran Samsung. Das koreanische Unternehmen agiert aber bisher ohne rechte Fortune. Der Erwerb des Startups Loop hat jedenfalls nicht den durchschlagenden Erfolg gebracht und ist für Europa sogar total irrelevant. Die große Chance für Samsung liegt in deren durchaus gelungenen Smartwatches. Überhaupt – Wearables werden im kontaktlosen Bezahlen noch eine große Rolle spielen, ganz sicher.

In fünf Jahren wird mein Rückblick das bestätigen!

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